-Marcos Sicht-
Ich hatte sie noch nie so niedergeschlagen gesehen.
Als Jule und ich den Essensraum betraten, hatte sie sich gerade mit ihrem Teller an einen Tisch gesetzt. Wenn er auch mehr als spärlich bedeckt war. Gerade einmal ein paar Kartoffeln und etwas Soße waren darauf und nach einer bereits viel zu langen Zeit, in der ich bereits zu ihr gesehen hatte, musste ich mich zwingen meinen Blick irgendwann wieder von ihr abzuwenden.,,Hey" Julian stieß mich kurz mit seinem Ellenbogen an.
,,Lass uns was essen, wenn sie mit dir reden will, kommt sie schon."
Er hatte recht. Also lief ich mit ihm zum Buffet, vorbei an all den anderen Tischen und auch vorbei an ihr. Zwar konnte ich mich beherrschen, sie nicht direkt anzusehen, doch aus dem Augenwinkel sah ich alles, was ich sehen musste.
Ihre langen Haare, die immernoch nicht ganz trocken waren, hatte sie zu einem lockeren Dutt zusammengebunden. Zu ihrer lockeren schwarzen Jogginghose trug sie ein enges Oberteil mit einem Cardigan darüber. Ihr noch immer vom Weinen gezeichnetes Gesicht hatte sie nicht geschminkt und man sah ihr, obwohl sie ihr allbekanntes Lächeln wie immer trug, an, dass es ihr nicht gut ging. Zumindest tat ich das.
,,Kartoffelpüree oder Bratkartoffel, Herr Reus?"
Die Stimme der Köchin riss mich aus meinem Film. ,,Kartoffelpüree, bitte", antwortete ich kurz und sah erst dabei in ihr breit grinsendes Gesicht, dass mich nur noch mehr verwirrte, ehe ich kommentarlos meinen Teller mit Rindfleisch und dem Püree an mich nahm. Jegliche Nettigkeiten von Frauen, die nicht Diana waren, fühlte sich falsch an.
Auf dem Rückweg zum unserem Tisch blickte ich noch einmal kurz zu ihr und ihrem Teller. Gerade einmal eine der eh schon kleinen Bratkartoffeln hatte sie angerührt, den Rest hatte sie inklusive einer zerknüllten Serviette, auf dem Teller gelassen. Sie hatte wohl wirklich keinen Appetit und das obwohl sie seit heute Mittag nichts mehr gegessen haben müsste. Auf irgendeine Art und Weise machte mich das mehr als wütend. Ich hatte den absoluten Drang danach, mich um sie zu kümmern und um sie zu sorgen. Dass ich jetzt so komplett machtlos war, obwohl ich sie direkt vor mir sah, wie es ihr schlecht geht, machte mich fertig.
Doch das waren wohl die Konsequenzen meines Handelns und die hatte ich mehr als verdient. Den Schmerz den ich in diesem Augenblick spürte, musste für sie noch tausend mal schlimmer sein. Hatte ich es mir nun wirklich endgültig mit ihr versaut und zu viel mit ihrer Liebe gespielt?
-Dianas Sicht-
Dass ich mich überhaupt zum Abendessen aufgerafft hatte, überraschte mich. Noch nie hatte ich eine solche leere in mir gespürt und der verzweifelte Schrei Marcos, als er aus dem Zimmer gegangen war, riss die Wunde ich meiner Brust nur noch weiter auf.
Um mich auch nur annähernd in seine Lage zu versetzten war es zu früh. Die Tatsache, dass er sich bewusst für die Zuneigung und Nähe einer anderen Frau entschieden hatte, obwohl er hätte bei mir blieben können, zerstörte mein komplettes Selbstbewusstsein, was er selbst sorgsam über die ganzen letzten Wochen bei mir aufgebaut hatte. Danke für nichts.
Irgendwann vom Boden aufgestanden und die Tränen aus dem Gesicht gewischt, konnte ich mich dann tatsächlich aufraffen und zog mich an um wenigstens etwas zu essen. In dem Raum angekommen war ich mehr als froh, dass weit und breit noch kein Marco zu sehen war. Ob er Julian wohl gerade erzählte, was vorgefallen war ? Ich hatte beim Einchecken gesehen, dass die zwei sich ein Zimmer teilen würden. Oder er konnte auch vor ihm genauso gut schauspielern und tat gerade einen auf heile Welt.
Meine Priorität lag jedoch gerade einzig und alleine bei mir selbst und so machte ich mich daran, mir ein paar Kartoffeln geben zu lassen, ehe ich schon vom Trainer zum Tisch gerufen wurde. Auch der wurde beim Blick auf meinen Teller etwas stutzig.
,,Nicht das richtige dabei oder keinen Hunger?"
Ich zog ein gespieltes Lächeln auf meine Lippen und log, dass ich vor dem Abflug Zuhause bereits gegessen hätte. Rose sah mich immernoch etwas ungläubig an, akzeptierte die Antwort jedoch ohne weitere Nachfragen.
,,Wie schade, ich hätte dich vorwarnen sollen, dass es hier unglaublich gutes Essen gibt."
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, spürte ich wie mich ein Blick traf. Marco hatte den Raum betreten.
Sofort zog sich meine Brust zusammen und mein Herz fing wie wild an zu pochen. Doch dieses Mal war es keines von den Herzklopfen, die er mir sonst bereitet hatte. Vielmehr ähnelte es nun einer Wunde, die nach der eigentlichen Verletzung noch einmal ordentlich nachpulsiert. Ich packte es nicht in seine Richtung zu sehen und als ich spürte, dass er immer näher kam, musste ich mich zurückhalten nicht zu weinen. Verflucht, wieso tat es so unendlich weh gerade in seiner Nähe zu sein.
Um ehrlich zu sein war ich tatsächlich sogar etwas erstaunt, dass er keine Anstalten machte, zu mir Kontakt aufzunehmen. Aber umso leichter war es für mich, denn ich möchte mir nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn ich plötzlich in Tränen ausbrechen und Marco anfangen zu schreien würde. Horror Szenario vor allen hier.
Immernoch komplett neben mir stehend verließ ich den Tisch, verabschiedete mich schließlich von allen für Heute und machte mich wieder auf den Weg zu meinem Zimmer.
Nichts wollte ich gerade lieber, als mit mir und meinen Gefühlen alleine zu sein.Den Blick starr auf den Boden gerichtet, lief ich an den restlichen Tischen vorbei, von denen einer definitiv mit Marco besetzt war. Ich zitterte und es fiel mir mehr als schwer einen Fuß vor den anderen zu setzten. Der Mann hatte mir vorhin alles genommen, an dem ich in der letzten Zeit festgehalten hatte und ich konnte ihm nichtmal wirklich böse deswegen sein.
Ich allein habe mehr in seine Taten interpretiert, als eigentlich dahinter steckte. Ich allein habe mich dazu entschlossen, diese Sache mit ihm einzugehen und ich war mir der Konsequenzen verdammt nochmal bewusst. Trotzdem hatte ich es ignoriert und zugelassen, dass er mit mir spielt. Mit meinen Gefühlen und mit meiner Liebe.
Ihr Lieben, das war nun das letzte Kapitel der Story. Ich hoffe sehr, dass ihr Spaß beim Lesen hattet:)
Tatsächlich habe ich einen zweiten Teil der Geschichte von Marco und Diana geplant. So können wir das ja nicht stehen lassen..
Habt ihr Lust ? :)
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Love is a game
FanfictionDiana ist ein gewöhnliches Mädchen aus dem Ruhrgebiet und führt ein ebenso ruhiges und gewöhnliches Leben. Als sie jedoch einen Nebenjob bekommt um neben ihrem Studium Geld zu verdienen, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben für immer verändern wird u...