Selbsthass

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-Marcos Sicht-

Ich musste zugeben, sie einfach so ruckartig wieder zu mir zu ziehen, nachdem mir ihre Antwort nicht genügte, war hier definitiv nicht angebracht und ich hätte daran denken müssen. Aber das änderte alles nichts daran, dass sie sich komisch verhielt und ich das so nicht von ihr kannte. Ob sie von gestern wusste? Das würde zumindest ihr Verhalten erklären.. Ich musste es ihr definitiv erzählen, wenn wir alleine sind.

Zwar hatte ich noch eine geringe Chance, dass ich auf dem Flug neben ihr sitzen würde, aber auch die wurde dann endgültig zerstört, als sich Julian neben sie setzte. Glücklicher Pisser.

Ich erwischte mich wirklich erst ab diesem Zeitpunkt dabei, dass ich sie komplett weggetreten die ganze Zeit beobachtet hatte, wie sie konzentriert über ihrer Zettelwirtschaft beugte und sich in einem relativ regelmäßigen Abstand immer wieder diese eine Haarsträhne hinters rechte Ohr strich, weil sie zu kurz war um an Ort und stelle zu bleiben. Das Tat sie immer und ich konnte beinahe voraussagen wann sie es das nächste mal tun würde.

Zu meiner Musik auf den Kopfhörern, beobachtete ich die beiden den ganzen Flug über. Verflucht, da sollte ich sitzen und nicht er, ich sollte sie zum Lachen bringen und nicht er. Doch er war gerade derjenige, der neben ihr saß und den sich bei sich haben wollte. Vermutlich würde es tote geben, wenn Julian und ich die Plätze tauschen würde, oder sie würde mich anschreien. Zu recht.

Sollte sie, wie auch immer davon wissen, dass ich gestern bei Marie gepennt hatte und da eventuell auch mehr gelaufen ist, hatte sie jedes Recht dazu mich so zu behandeln, wie sie es nun mal tat. Verdammt sie sollte eigentlich gar nicht mehr mit mir reden und doch bettelte ich fast schon darum. Mich auf die Sache einzulassen war ein Fehler und ich wusste nicht, ob Diana mir diesen dieses Mal vergeben konnte.

Doch so wie sich mich behandelte, war es mit großer Wahrscheinlichkeit nur die Retourkutsche für mein Verhalten gestern. Wir telefonierten sonst mindestens am Abend miteinander und auch das blieb gestern aus, ich hatte mich selbst am morgen danach nicht bei ihr gemeldet. Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und biss mir verzweifelt auf die Unterlippe.

Wie sie dort saß mit ihren offenen Haaren, ihrem oversized Pulli und der engen schwarzen Jeans, die ihren Po nochmal praller aussehen ließ, als er ohnehin schon war. Ihre Lippen, die ich nur dann etwas von der Seite betrachten konnte, wenn sie sich zu Julian drehte. Da gehörten meine drauf.

Fuck, ich war verrückt nach ihr.

Auch der Rest des Fluges war eher eine Qual für mich. Sie verstand sich eindeutig sehr gut mit Julian und wie sie sich mit ihm verhielt war das absolute Gegenteil dazu, wie sie mit mir umging. Das war mehr als schmerzhaft. Wie konnte ich das nur so weit kommen lassen?

Ohne mich auch nur noch einmal anzusehen, verließen die beiden vor mir das Flugzeug und obwohl sie direkt vor mir lief, schien sie so verdammt weit weg. Auch im Bus wurde ich weiter verletzt, denn auch da saß sie neben Julian, doch dieses Mal setzte auch ich mich neben sie, nur der Gang trennte us nun noch voneinander. Meinen Blick konnte ich auch jetzt nicht von ihr abwenden. Es war in Strömen am Regnen und auch sie hatte auf den Weg zum Bus ganz schön was abbekommen. Ihr sonst recht glattes Haar fiel nun in leichten Wellen über ihre Schultern und ihre Hose musste förmlich an ihr kleben, so nass sah die Vorderseite der Jeans aus meinem Blickwinkel aus.

Am Hotel angekommen fing für sie wieder die Arbeit an. Kaum stand der Bus, war sie vorne beim Trainer und ihr aufgezwungenes Lächeln tat selbst mir weh. Sie schien wirklich verletzt zu sein und dafür konnte nur ich der Grund sein.

Diana war auch die Erste, die den Bus dann verließ, das Trainerteam folgte und auch ich wollte keine Zeit verlieren ihr hinterher zu gehen.

Die Sicht war mehr als schlecht und das Gebäude war gerade so in einigen hundert Metern Entfernung zu erahnen. Ich versuchte mir schnell einen Überblick im Regen zu verschaffen als ich einige Meter weite eine Silhouette erkannte. War das Diana? Und wenn ja, wieso stand sie komplett schutzlos in diesem Starkregen?

Ohne wirklich weiter nachzudenken, rannte ich los in die Richtung der Gestalt. Der Regen, der auf meinen Körper prasselte wie Hagelkörner, war arschkalt und bahnte sich auf direktem Wege den Platz auf meiner Haut. Mit der Distanz, die ich zurücklegte, erkannte ich immer besser, das dort wirklich Diana stand. Ich legte nochmal etwas an Geschwindigkeit zu und erreichte sie kurz darauf. Sie sah verloren aus. Instinktiv packte ich sie um die Hüfte, zog sie etwas zu mir und rannte gemeinsam mit ihr zum Hoteleingang.

Ihr Pulli fühlte sich noch kälter an, als der Regen, der auf uns prasselte und ihre Haare und Gesicht trieften nur so vor Wasser. Sie musste fast am Erfrieren sein. Ich gab mein bestes uns auf dem schnellsten Weg in Trockene zu bringen, was mir schließlich auch gelang und wir unter dem Vordach vor dem Hoteleingang zum stehen kamen.

Zum ersten Mal seitdem ich bei ihr gewesen war, schenkte sie mir ein vorsichtiges Lächeln und blickte nicht hasserfüllt zu mir hinauf.

,, Danke Marco"

Ich saugte diese Worte so sehr auf, wie noch nie, doch das war es auch schon, denn sie fuhr sich kurz durch die Haare und ging dann ins Hotel hinein. Sie konnte meine Anwesenheit gerade wohl wirklich nicht gut vertragen und es wäre gelogen, wenn ich sagte, dass es ich es nicht verstehen konnte.

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