Love is a game

Geheimnisse

Die Fahrt zu meiner Wohnung ging schnell und fast so zügig hatte sich auch mein Magen wieder beruhigt. Wieso konnte ich bei Sushi nie auf mein Sättigungsgefühl hören?

In der Wohnung angekommen entledigten wir uns zunächst unserer Jacken und Schuhe, ehe wir eintraten und er einen prüfenden Blick durch den Eingangsbereich und das Wohnzimmer schweifen ließ. Wir hatten in der kurzen Zeit wirklich schon einiges geschafft, denn bis auf ein paar Kleinigkeiten waren wir in dem Bereich quasi fertig.

,,Krass, dass sieht ja mittlerweile wirklich wohnlich aus. Wo steht denn das Ungetüm?"

Lachend wegen seiner Wortwahl und bestätigend nickend zeigte ich auf die Schlafzimmertüre.

,,Ich hab es zumindest schon mal an den Zielort gehievt."

Grinsend lief er vor in Richtung des Zimmers und ich ihm hinterher.

Tatsächlich war es eine relativ kurze Angelegenheit das Möbelstück zusammen aufzubauen. Okay, es war eher Marcos Verdienst, weil ich fast nur für die Bewirtung mit Getränken und Snacks zuständig war, aber das ist ja auch eine Art von Teamwork. Doch was danach kam überraschte mich ein wenig.

,, Na siehste, da steht er doch, bereit um mit Klamotten bombardiert zu werden. Sag mal brauchst du für noch was meine Hilfe? Ich würde ansonsten wieder fahren. Jemand aus der Mannschaft hat da vielleicht eine Wohnung, die ich mir noch ansehen wollte."

Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn scheinbar aufgehalten hatte aber dann fiel mir die Uhrzeit auf. Es war mittlerweile nach 22 Uhr. Wer geht sich um diese Uhrzeit noch eine Wohnung angucken? Also schüttelte ich verhalten mit dem Kopf. War es falsch, dass ich dachte er schläft bei mir? Ich hatte eindeutig seine Trainingstasche im Auto auf dem Rücksitz gesehen, was für gewöhnlich dafür sprach, dass er seine Trainingsklamotten und Wechselsachen mit dabei hatte um die Nacht hier zu verbringen. Doch da hatte ich mich offensichtlich getäuscht. Und selbstverständlich wollte ich ihn nicht um eine neue Wohnung bringen.

Also hielt ich die Klappe und nahm stillschweigend hin, dass er wieder ging. Außerdem hatte ich erstmal eh nichts weiter zum Aufbauen, wobei er mir helfen müsste.

,,Sehr gut. Dann ruh dich aus und schlaf gut. Wir sehen uns morgen Süße."

Er war quasi schon fast angezogen, als er mir einen kurzen Kuss auf den Mund drückte. Gute Nacht? Sonst telefonierten wir immernoch. Wieso war er plötzlich so scharf darauf abzuhauen?

,,Tschau. Ehm.. Telefonieren wir später nicht mehr? Ich will auch wissen, was aus der Wohnung geworden ist."

Fast schon bemitleidend und mittlerweile komplett fertig angezogen stand er vor mir und sah mich kaum an.

,,Puh, das wird sicher spät und du musst ja morgen auch sehr früh raus wegen der Uni. Ich berichte dir morgen nach dem Training wie es lief okay? Schlaf du mal schön."

Genau so eine Antwort hatte ich irgendwie erwartet. Skeptisch und jetzt auch schon etwas beleidigt zog ich meine Augenbrauen zusammen und verkniff mir jegliche Bewegung meiner Mundwinkel.

,,Alles klar dann bis morgen Marco."

Er nickte noch einmal bestätigend und war auch schon irgendwo im Hausflur verschwunden. Ohne irgend eine Anstalt ihm nachzusehen warf ich Tür zu. Vielleicht etwas zu feste um es normal aussehen zu lassen, doch das war mir gerade egal.

Was zur Hölle hatte er jetzt noch so wichtiges vor, dass er gar nicht schnell genug gehen konnte? Ich war mir beinahe sicher, dass es sich bei diesem Vorhaben nicht um eine Wohnungsbesichtigung hielt, denn wer tut sowas bitte am Wochenende um 22 Uhr? Aber wenn er sich wirklich keine Wohnung ansah, wohin verschwand er dann? Und warum sagte er mir dann nicht einfach die Wahrheit?

Mich ließ das Gefühl einfach nicht los, dass er mir etwas verheimlichte und das gefiel mir so gar nicht. Waren wir nicht mittlerweile an einem Punkt, an dem er mir alles erzählen konnte? Vor allem wenn wir auf dem besten Weg waren miteinander eine Beziehung einzugehen? Aber wenn es wirklich etwas war, was er mir nicht erzählen konnte oder wollte, musste da etwas sein, über das ich ganz und gar nicht erfreut wäre zu erfahren. Aber was könnte das sein?

Ich hatte genug von dieser Kopfschmerzerei und ging ins Bad. Ich nahm eine heiße Dusche, machte mich Bettfertig und legte mich schließlich in einem alten Tshirt von mir ins Bett anstatt eines von Marco zu tragen, die er mir freundlicher weise mal mitgebracht hatte. Aber jetzt gerade war ich mehr als sauer und wollte definitiv nicht auch noch ein Teil von ihm an mir haben. Ich scrollte noch ein paar Minuten durch meine sozialen Netzwerke, sah nach ob ich irgendwelche Mails bekommen hatte und war schlussendlich sogar froh nichts mehr von ihm gehört zu haben, als ich das Handy dann weglegte. Obwohl ich zu gerne nachgefragt hätte, wo er sich wirklich rumtrieb.