Halte durch

2.8K 121 23
                                    

„Ethan bist du das?" fragte ich erneut mit einer zittrigen Stimme.

„Ethan?"

Ich konnte nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Erneut fiel ich in ein schwarzes Loch.

Ethans Sicht:

Ein paar Minuten zuvor:

Ich rief Destiny mehrmals an und schrieb unzählige Nachrichten. Am Anfang kamen sie auch an, doch die nächsten nicht.

Nervös ging ich im Wohnzimmer auf und ab. Sie hätte mich längst zurückrufen sollen oder wenigstens schreiben, dass alles okay sei.

Ich konnte nicht mehr warten und schnappte mir die Schlüssel für mein Motorrad. Schnell rannte ich zu meiner Maschine und brauste in die Nacht hinein. Mittlerweile war es schon kurz nach 12 Uhr.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung in den Straßen interessierten mich kein Stück. Ich war mehrere Meter von einer Ecke entfernt, um die ich gleich fahren würde. Doch dann sah ich eine Gestalt in das Licht von einer Laterne humpeln.

Ich traute meinen Augen nicht.

Ihre Haare waren zerzaust, ihr Gesicht wurde verunstaltet und ihre Körperhaltung war gekrümmt.

Sofort sprang ich von meinem Motorrad, um zu ihr zu rennen.

Ich hörte sie flüstern: „Ethan bist du das? Ethan?" . Ihre Stimme war zittrig und schwach.

Sie verlor das Gleichgewicht und bevor ihr Kopf den Boden berührte, fing ich sie auf und hob sie hoch.

„Hey, hey ich bin hier, alles wird wieder gut versprochen." flüsterte ich ihr zu. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich hörte, da ihre Augen geschlossen waren.

„Hey, Destiny bitte öffne deine Augen. Bitte. Destiny, ich liebe dich!" Auch meine Stimme war nun zitterig und Tränen schossen aus meinen Augen.

Schnell kramte ich mein Handy aus meiner Tasche und rief den Notruf an.

Nachdem ich auflegte hörte ich schon von weitem die Sirenen.

Ich streichelte ihr über den Kopf und sagte immer wieder: „Sie kommen gleich, sie kommen gleich...halte durch bitte!"

—————

Destinys Sicht:

Ich hörte ein weit entferntes, regelmäßiges Piepen und Stimmen.

Eine von ihnen war eine vertraute Stimme. Diese Stimme würde ich unter Tausenden erkennen.

Ethan...

Ich wollte aufwachen und ihn sehen, doch meine Augen blieben zu. Mein Körper und mein Kopf führten einen Kampf. Mein Kopf wollte aufstehen, doch mein Körper hatte jegliche Kraft dazu verloren.

Vor meinem inneren Auge sah ich meinen Dad...meinen Vater. Ein Stich fuhr durch meine Brust und ich wollte weinen.

Wenn ich aufwachte, würde er da sein? Was würde er machen? Und wo bin ich eigentlich?

Panik stieg in mir auf und ich wollte einfach nur meine Augen öffnen und mich bewegen können.

Ich weiß nur, dass Ethan da war und das war mein Ansporn, um aufzuwachen.

Mein Körper fühlte sich kalt an und genau, als ich diesen Gedanken gefasst hatte, spürte ich eine Wärme auf meiner Hand.

Eine zweite Stimme ertönte und die Wärme auf meiner Hand verblasste. Sofort vermisste ich sie und wollte sie einfach zurück.

Ich konnte keine ganzen Sätze verstehen, nur Bruchteile.

Gehen, Ruhe, Wartezimmer, Aufwachen...

Auf einmal waren die Stimmen weg. Ich war alleine - in der Dunkelheit.

In dieser Dunkelheit hatte ich kein Zeitgefühl. Es könnten Tage oder Minuten vergangen sein. Ich wusste es nicht.

Eine zweite Welle von Panik überrollte mich und das Piepen neben mir wurde schneller.

Mit einem Mal öffnete ich meine Augen und sah ein neutral aussehendes Zimmer. Ein schwaches Licht strahlte durch ein großes Fenster. Es war der Mond, da war ich mir ziemlich sicher.

Das Zimmer war leer, keine Menschenseele war in diesem Raum.

Ich blickte an mir herunter und sag eine weiße Bettwäsche. An meinem Arm war ein Schlauch, den ich sofort abriss. Ich wusste selber nicht warum ich das tat.

Bei keinem meiner Taten war ich mir sicher, nur bei einer...ich musste zu ihm.

Schnell stand ich auf, doch das war ein großer Fehler. Mir wurde schwarz vor den Augen und ich fiel zurück auf das Bett.

Ich fasste mir an meinen Kopf und an meine schmerzende Seite. Vorsichtig zog ich mein Hemd hoch und entblößte große, blau-lilane Flecken und Blutergüsse. Das war das Werk meines Vaters

Langsam ließ ich es sinken und versuchte mich dieses Mal langsamer aufzustellen. Es funktionierte und langsam lief ich zur Tür.

Vorsichtig öffnete ich sie und trat auf den Flur. Orientierungslos lief ich durch die Gänge und plötzlich lief ich in jemanden rein und fiel auf den Boden. Ich bekam ein deja vu.

Er schaute mich nur belustigt aus seinen braunen Augen an.

Verwirrt murmelte ich ein ‚Tschuldigung' und lief weiter zum Spind.

Es waren seine Augen.

————————

Kapitel 46!!! Ich freue mich wie immer über eure Kommentare und Votes <333

I am not scaredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt