Kapitel 45.

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Widow

Nach kurzer Zeit kam Jonas mit einem tiefen Seufzen zu mir und stellte sich neben mich.

"Die Präsentation geht gleich los.", Sagte er und suchte wohl nach einem Gesprächsthema.

"Jonas, tu dir selbst den Gefallen und sei einfach nur Leise. Mit mir musst du dich nicht unterhalten.", Ich sah ihn kurz an und entdeckte eine Spur Dankbarkeit in seinem Blick.
Nach ein paar Minuten, in denen er sein Getränk leerte und dann erneut tief seufzte, teilte er mir mit, dass er jetzt anfangen wollte.
Ein paar Angestellte halfen dabei die Stühle in Position zu bringen und Jonas bereitete die Elektronik vor, an der er dann auch den Stick anschloss, den er mitgebracht hatte.
Ich hingegen rührte mich nicht vom Fleck. Wozu auch? Mich zu den Menschen setzen und zusehen, wie sie sich aus Prinzip einen anderen Platz suchten? Darauf konnte ich auch verzichten.

Als endlich alle ihre Plätze eingenommen hatten startete Jonas seine kleine Vorführung und begann mit einer Zusammenfassung der letzten paar Wochen.
Mein Blick glitt zur Toilette, als Jennifer und Max von dort kamen und sich stumm setzten.
Die nächste halbe Stunde verging kriechend.
Jonas erklärte die Befehle die er erhalten hatte bis zu dem Punkt, an dem ich dazu gekommen war. Scheinbar hatten sie sich zu dem Zeitpunkt schon seit drei Monaten in einer Sackgasse befunden.
Ich schüttelte den Kopf. Kein Wunder, dass er so verzweifelt gewesen ist und meiner Hilfe zugesagt hat.

Dann ging er weiter zu dem Angriff in London, von dem Jennifer bis jetzt noch immer nichts gewusst hatte. Sie wandte ihren Blick entsetzt zu mir und dann wieder zu ihrem Vater.
Es gab ein raues Getuschel, das Jonas augenblicklich zu unterbinden versuchte.
Nachdem die Geräuschkulisse wieder unter Kontrolle war, fuhr er fort, sprach von den Vampir-Problemen und fing dann mit dem Noctur-Clan an.
Er hielt mich weitestgehend aus den Erzählungen raus, allerdings wurde er gefragt, woher er einen Teil der Informationen hätte, da man diese nicht über die Regierung oder Spitzel bekommen konnte.
Er erwähnte mich nur flüchtig, erklärte, dass ich bei der Beschaffung dieser Informationen bereitwillig zur Verfügung gestanden hatte und er letzten Endes zu dem Schluss gekommen war, dass dieser Clan etwas plante, dass das ganze Land und seine Bevölkerung betraf.

Ab da konnte er dann seine Papiere erstmal zur Seite legen, denn es erhob sich eine Diskussion. Eine von der Art, bei der jeder versuchte seinen Nebenmann zu übertönen.
Genervt rief Jonas eine Pause ein, da sich keiner der hier Anwesenden zu beruhigen schien. Er stellte sich erneut zu mir und ich sah ihm an, dass es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte.

"Hast du noch irgendwas von deinem Informanten gehört? Die Zusage des Clanführers in Hinterhand zu haben wäre ein enormer Vorteil.", Fragte er mich mürrisch.
Ich zog das Handy und blickte auf den Screen, aber noch keine Nachrichten.

"Bis jetzt noch nichts. Wenn du nichts dagegen hast stell ich den Klingelton an, damit ich den Anruf nicht verpasse.", Sagte ich und er genehmigte dies mit einem Nicken.
Ich ließ den Blick wieder durch den Raum schweifen. Mit gerunzelter Stirn blickte ich einer Frau hinterher, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. Ich kannte sie zwar nicht, aber ich war mir sicher, dass sie vor 10 Minuten noch nicht anwesend gewesen ist.

Skeptisch verengte ich die Augen zu Schlitzen und stupste Jonas an.

"Wer ist das?", Fragte ich so leise wie möglich.

"Ich weiß es nicht, vermutlich eine Angestellte.", Erwiderte Jonas und wandte sich nun wieder seinen Papieren zu.
Ich hingegen behielt die Frau im Auge und beobachtete, wie sie zu der Tür ging.
Sie drehte sich einmal um, fand meinen Blick, lächelte vielsagend und ging dann hinaus.
Ich zögerte kurz. Dann folgte ich ihr.
Nicht aus dem Grund, aus dem ein Mann einer gutaussehenden Frau folgen würde. Sie kam mir verdächtig vor und ich wollte wissen wo sie hinging. Ich trat in den Flur hinaus und sah, wie sie zügig die Treppe hinunter ging.
Ich beobachtete, wie sie mir erneut einen Blick zuwarf. Diesmal grinste sie gemein.
Ich runzelte die Stirn. Langsam trat ich vom Geländer zurück und rief den Fahrstuhl. Als sich die Türen öffneten drückte ich sicherheitshalber den Stopp Knopf.
Wir wollten doch nicht, dass das hier endete, wie bei Stirb Langsam.
Ich drehte mich um und wollte wieder reingehen, doch in dem Moment, als meine Hand die Türklinke berührte, wurde sie von der anderen Seite geöffnet und Jennifer kam zu mir in den Flur.
Ihr Blick verhieß nichts Gutes.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt