Kapitel 3.

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Widow

Ich bog in die Tiefgarage eines Hochhauses ein und wir stiegen aus. Ich seufzte und ließ meine Schultern kreisen. Wir hatten dreieinhalb Stunden lang fahren müssen um von meiner Wohnung, am anderen Ende New Yorks, zum Hauptquartier dieser Spinner zu kommen.
Ohne eine einzige Pause und mit dem ein oder anderen Stau. Die machten in New York nämlich auch Nachts keine Pause.
Jetzt mussten wir noch fünf Minuten zu Fuß laufen, damit wir zum Eingang kamen. Max wies den Weg an. Ich kannte diesen zwar, folgte ihm aber trotzdem. Wenn er sich damit wieder ein bisschen männlich fühlte, dann bitte.

"Also gehen wir jetzt da rein, sprechen mit eurem Boss, lassen uns erklären, dass es eine dumme und riskante Idee war, mich hierher zu beförderm und mit viel Glück können wir ihn davon überzeugen, dass ich super nützlich bin und mein Tod eine absolute Verschwendung an Können, gutem Aussehen und Intelligenz wäre und ich eine riesen Hilfe sein kann, wenn ich will?", Fragte ich nach. Ein gewisses Maß an Selbstüberzeugungen ist sehr gesund, und ich besaß davon vielleicht ein bisschen zu viel.

"Nicht ganz, aber in Etwa.", Bestätigte Jenny.

"Dass die Idee, dich hierher zu bringen dumm und riskant war, braucht uns keiner mehr zu sagen.", Max hielt uns eine Tür zum Eingang auf.
"Hineinspaziert. Am besten, du gehst einfach durch, nimmst du Treppe und brichst dir unterwegs das Genick. Dann hältst du wenigstens die Klappe, denn ich befürchte, dass die das größte Problem darstellen wird. Falls du doch lieber den Fahrstuhl nehmen willst, was ich befürchte, solltest du lieber nichts tun, was du später bereust."

"Ich bin mitgekommen, mehr gibt es ja wohl nicht zu bereuen.", Murmelte ich, ging hinein und ortete den Fahrstuhl, zu dem ich dann auch ging. Jenny und Max kamen nach, wir stiegen hinein und fuhren hinab.
Als wir hielten, ermahnte Jenny mich nochmal nur das zu tun, was sie mir sagen würde.
Mit einem Schnauben gab ich ein sarkastisches "Klar." von mir, woraufhin sie mich mahnend ansah. Wir gingen hinaus und vor uns öffnete sich eine riesige Halle mit Schreibtischen und PCs. An fast jedem Rechner saß ein Agent in Anzug.
Einige blickte auf, als ich vorbei lief.
Einer murmelte: "Sind wir jetzt schon so tief gesunken, dass wir Massenmörder anheuern?"
Mein Ruf eilte mir wohl voraus. Lustig, dass ich bis jetzt noch keine Konfrontation mit denen hatte, so bekannt wie ich hier zu sein schien.
Ein paar von den Agenten machten sich klein, andere warfen mir wütende, hasserfüllte, oder angewiderte Blicke zu, nichts neues für mich.
Kurz vor der Tür auf der anderen Seite rief jedoch ein Agent: "Hey Jenny, ich hätte nicht gedacht, dass du uns einen Vampir hier anschleppst."

Jennifer und Max blieben stehen.
Ich tat es ihnen nach und wandte den Blick unbeeindruckt auf den Mann, der aufgestanden war.

"Was hältst du davon wieder an deine Arbeit zu gehen und das Ganze uns zu überlassen? Ist schließlich nicht deine Angelegenheit.", sagte Max, während er über die Schulter zurückblickte.

"Zuerst will ich wissen, warum der Vampir hier ist!", fauchte der Mann und zeigte mit dem Finger auf mich.

"Unhöflich", schnaubte ich und wandte meine Aufmerksamkeit meinen Fingernägeln zu.
Da es nicht meine Angestellten waren, musste ich mich mit dem scheiß auch nicht rumplagen.

"Das möchte ich auch gerne wissen.", mischte sich eine weitere Stimme hinter uns ein.

"Genau aus diesem Grund wollten wir zu Ihnen.", erklärte Jenny und drehte sich um.
Max auch. Nach einigen Momenten der Überlegung wandte ich dem Mann ebenfalls das Gesicht zu.
Es war ein Mann mittleren Alters, er hatte braune Haare, die von einigen grauen Strähnen durchzogen waren und hellblaue Augen.
Außerdem trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte.
Schreckliche Wahl.
Dieser Anzugschnitt war längst nicht mehr in Mode und ich kannte mich aus, mein Schneider hielt mir darüber stundenlange Vorträge, während er für meine Kleidung Maß nahm.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt