Kapitel 19

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Widow

Hellwach öffnete ich die Augen.
Da war etwas gewesen.
Ein Knarren.
Zu leise, als dass es zu einem Menschen gehören konnte.

Ich setzte mich auf und sah mich im mondbeschienenen Zimmer um.
Niemand hier.
Doch meine innere Alarmsirene schrillte weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste.
Irgendwas stimmte nicht.

Vorsichtig stand ich auf und schlich mich leichtfüßig zur Tür um zu lauschen.
Sie war einen Spalt weit auf.
Ich hatte sie ganz sicher verschlossen nachdem ich gestern reingekommen war.
War Jonas kurz hier gewesen, als ich schon geschlafen hatte?
Was für ein Creep.

Ich konnte von hier aus nichts riechen oder hören und trat in den Flur hinaus.
Doch auch hier war niemand.

Trotzdem war ich mir sicher, dass hier etwas faul war.
Ich sah mich nach etwas nützlichem um, fand jedoch nichts außer einem Telefon.

Ein Geräusch aus der Küche.
Aufmerksam blieb ich stehen.

Hatte Jonas sich runtergeschlichen um einen Mitternachtsimbiss zu nehmen?
Mit gerunzelter Stirn ging ich zu seinem Zimmer, allerdings war sein unüberhörbares Schnarchen zu vernehmen und ich konnte mir sicher sein, dass nicht er der Auslöser für dieses Geräusch gewesen war.

Dann registrierte ich einen Luftzug und blickte runter.

Nach kurzem Zögern begab ich mich zur obersten Stufe um erneut zu lauschen.

Langsam schlich ich die Treppe hinab.
Ich rechnete mit allem.
Gottseidank knarrten die Stufen nicht und so konnte ich unbemerkt feststellen, dass die Haustür offen und ein ungebetener Gast im Esszimmer stand.
Ein stinkender, ungebetener Gast.

Augenblicklich entwich mir ein tiefes, unmenschliches Knurren.
Lodernder Hass füllte meinen Brustkorb und ich wollte nur eines: abrechnen.

Mein Knurren hatte mich verraten und er drehte sich mit seinem abartigen, dreckigen Grinsen um.

"Ich hatte gehofft, dass ich dich im Tiefschlaf antreffe, so wäre es leichter gewesen dich zu töten.", Sagte Luke und zog eine Pistole.

"Ich hatte gehofft dich gar nicht mehr anzutreffen, aber wenn du schonmal hier bist...", Erwiderte ich, ließ das Ende des Satzes in der Stille der Nacht verklingen und schloss stattdessen die Haustür.

Dann standen wir uns ein paar Sekunden lang einfach gegenüber und starrten uns hasserfüllt an.
Jeder Muskel angespannt, darauf wartend, wer die erste Bewegung machte.

"Sag mal, ich hab gehört du wurdest gehängt, nachdem sie dich für den Tod deines Partners verantwortlich gemacht haben. Wie war das so?", Spottete er leise.

"Was juckt es dich?", Knurrte ich ebenso leise.

Dann hob er blitzschnell die Knarre.

Ich riss sie zur Seite und wir gingen in den Nahkampf.
Unsere Bewegungen waren um einiges schneller und gezielter als die der Menschen.

Ich schaffte es die Oberhand zu behalten und schleuderte ihn gegen die halboffene Abtrennung zwischen Küche und Esszimmer.
Scheppernd ging die Kaffeemaschine zu Boden, als ich mich gegen ihn warf, um ihn festzuhalten.

Ich versuchte ihm die Pistole zu entwenden, doch er schmiss sich mit der Schulter gegen mich und ich landete krachend gegen der Wand.
Ich spürte, wie mir die Glasscheiben der kaputten Bilderrahmen in meine Schultermuskeln einschnitten, als er mich gegen sie presste.

"Fick dich!", Fauchte ich, als er erneut die Pistole auf mich richtete.
Doch diesmal schlug ich ihm die Hand nicht weg, sondern entwaffnete ihn.
Alles in mir sträubte sich dagegen, ihm näher zu kommen.
Und der Gestank, der von ihm ausging war wirklich unnatürlich abartig.
Dennoch rammte ich ihm meinen Unterarm gegen sein unrasiertes, dreckiges Kinn und stieß ihn dann mit meiner Schulter gegen den Kamin im Esszimmer.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt