Kapitel 47.

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Widow

Ich erwartete, dass meine Instinkte sich meldeten und bereitete mich darauf vor dagegen anzukämpfen.
Und das taten sie auch.
Allerdings nicht, wie ich es erwartet hatte.

Ich nahm den ersten Schluck von Max' Blut und hätte es am liebsten direkt wieder ausgespuckt.

Ich hatte noch nie Blut getrunken, das so sehr nach Tod schmeckte, wie dieses hier.
Alle meine Instinkte sträubten sich dagegen diese Flüssigkeit zu schlucken.
Ich gab dem nach, löste den Biss und spuckte sein Blut auf den Boden, das Gesicht vor Ekel verzerrt.

"Was tust du da?!", Fauchte Jonas mich an.

"Ich kann sein Blut nicht trinken!", Erwiderte ich wütend.

Er richtete die Waffe wieder auf meinen Kopf.
Ich schnellte knurrend hoch und baute mich vor ihm auf.

"Wenn ich sein Blut jetzt trinke, wäre ich in ein paar Minuten nicht mehr ansprechbar.", zischte ich. Ich war sauer.
Die ganze Situation war zum kotzen und Jonas' Verhalten machte es nicht besser.
Mein Blick glitt zu dem bewusstlosen Vingate.
Um den musste ich mich auch noch kümmern.

Jonas öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder. Dann nahm er die Waffe runter.

"Na also.", Knurrt ich und hockte mich wieder hin.

Die Urvampire hatten ihre Schützlinge gewandelt, indem sie ihnen ihr eigenes Blut zu trinken gegeben haben.
Ein Versuch war es wert...
Ich mochte den Gedanken schon nicht, aber dennoch, ich biss mir ins eigene Handgelenk.
Direkt in die Hauptschlagader.

Max war nicht mehr bei Bewusstsein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Blut also in seinem Magen ankam, war sehr gering.
Trotzdem musste ich es versuchen.
Und dann musste er so schnell wie möglich unter ärztliche Aufsicht.

Ich öffnete seinen Kiefer ungeduldig und ließ ihm mehrere Tropfen in den Mund fallen.
Als sich die Wunde an meinem Handgelenk von selbst verschloss zog ich den Arm zurück und leckte den Rest meines Blutes ab.
Das musste genügen.
Und wenn nicht, nun, dann konnte Jonas mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht wenigstens versucht hatte.

Ich stand auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Die Vorsitzenden der Geheimdienste hatten das ganze Geschehen mit Abscheu beobachtet.
Ich spürte ihre Abneigung gegen dieses Delikt und wandte meinen Blick nun scharf zur Seite.

"Ist schon einer von euch auf die Idee gekommen Unterstützung zu fordern?", Fragte ich kalt.

Sofort zogen einige von ihnen ihre Telefone und fingen an wild durcheinander zu telefonieren.
Dann ging ich zu Vingate, zog das Mäppchen mit den Notfall-Ampullen und rammte ihm eine davon in den Brustkorb.
Der würde mir nicht einfach so wegsterben.
Garantiert nicht.

Jonas hockte sich wieder neben Max. Auf seine Mithilfe konnte ich grade wahrscheinlich nicht zählen, er wird wahrscheinlich genug damit zu tun haben sich mit dem Gedanken abzufinden, dass die Wandlung eventuell nicht funktioniert und das hier nun das Ende seines Sohnes ist.

Ich seufzte und dachte nach.

Der bittere Geruch war ganz eindeutig ein Zeichen für Cyanwasserstoff gewesen.
Das Zeug wird seit 1999 nichtmal mehr bei Hinrichtungen verwendet und ist als Kampfstoff streng verboten.
Dem Anschein nach hatte ich allerdings früh genug gehandelt und niemand der hier Anwesenden hatte etwas davon eingeatmet, oder auf die Haut bekommen.
Anderenfalls wären sie bereits tot.

"Lasst und hier verschwinden." Sagte ich, stand auf und deutete mit einem Nicken auf den zweiten Notausgang.

Doch keiner rührte sich.
Ich murmelte einen leisen Fluch, wandte mich Jonas zu und riss ihn auf die Füße.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt