Kapitel 4.

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Jenny

Ich folgte meinem Vater, Max lief angepisst neben mir her. Ihm passte die ganze Sache wohl noch weniger in den Kram, als meinem Vater. Ja, ganz recht, der Mann, der Chef einer der größten Agentenausbildungsstätten und Datengeheimhaltungsfirmen war mein Dad.

"Wo genau liegt das Problem?", fragte ich, da ich sein Schweigen als Wut zu deuten wusste.

"Fangen wir bei dem Vampir an oder bei der Verweigerung meiner Befehle?", antwortete mein Vater. Er hatte immer noch das Tuch um die Hand gewickelt. Anscheinend hatte er eine ziemlich miese Stelle erwischt.

"Alles okay mit deiner Hand?", fragte ich besorgt.

"Lenk nicht ab, Fräulein! Er ist nicht nur ein Vampir, er ist ja auch noch ein Auftragsmörder. Wie kommst du darauf, dass jemand wie er eine Hilfe wäre?"

Wir erreichten sein Büro und er öffnete die Tür um uns reinzulassen. Wir traten beide ein und setzten uns auf die Stühle, die gegenüber von seinem Nussholzschreibtisches standen.

"Ich...", ich senkte den Blick. Jetzt die Schuld auf den Vampir zu schieben, würde die Situation nicht regeln, "Tut mir leid, ich hätte es vorher mit dir bereden sollen."

"Hab ich dir nicht beigebracht, dass man einem Vampir nicht trauen kann?"

"Danke, das sage ich schon die ganze Zeit lang!", schaltete mein Bruder sich jetzt ein. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Er hatte den ganzen Weg bis zum Büro kein Wort gesagt und jetzt riss er wieder die Klappe auf.

"Doch Dad, aber ich glaube er ist... Anders. Das ist dir doch auch aufgefallen, sonst hätten wir wohl seine Leiche entsorgen müssen, oder?", widersprach ich.

"Jennifer, du verstehst den Sinn der Sache nicht. Dieser Söldner wird uns in seinem Zustand nicht sehr helfen können, er steht mit seinen Einschränkungen eher im Weg herum.", sagte er, dann klopfte es an der Bürotür.

"Was?", fauchte mein Dad.

Mein Bruder und ich fuhren zusammen.
Die Tür wurde geöffnet und ein kleiner Mann aus der Wissenschaftsabteilung stand im Rahmen.

"Er schläft jetzt. Sollen wir beginnen?", fragte er.

"Ja bitte", sagte mein Vater und klang plötzlich ganz entspannt. Der Wissenschaftler nickte und verschwand wieder.

"Womit beginnen?", fragte ich, runzelte die Stirn und wandte meinen Blick von dem Wissenschaftler zurück zu meinem Vater.
Mir schwante Übles.

"Ich sage seiner Hilfe zu, aber bevor er überhaupt helfen kann muss seine... Sonnenlichtsanfälligkeit gemindert werden. Das bringt sonst zu viele Umstände mit sich. Für solche Fälle haben wir eine Reihe von Tests, die wir an ihm durchführen werden. Innerhalb der nächsten zwei Tage sollte es keine Anzeichen mehr für seine Anfälligkeit geben.", erklärte er.
Ich war blass geworden.
Schockiert starrte ich ihn an.

"Du redest von genetischer Manipulation. Davon hast du schonmal gesprochen.", sagte ich entsetzt.

"Mhm."

"Ich dachte das wäre alles nur Theorie?! Außerdem hast du gesagt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeiten sehr gering wären!", Ich stand auf, meine Beine zitterten.
Er hatte mir das Leben gerettet und sollte nun so geopfert werden? Für die Wissenschaft, oder wie die ganzen Idioten in den Filmen immer sagen?

"Wir konnten das Risiko senken, er wird höchstwahrscheinlich überleben, aber es wird äußerst schmerzhaft.", Sagte mein Vater, als wäre es ihm gleich.

"Das ist grausam!", ich stürmte aus dem Büro und rannte in die Bürohalle um zu fragen in welchem Raum er war, doch als ich bei dem Zimmer ankam war es leer.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt