Kapitel 9.

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Widow

Wir erreichten das Landhaus und stiegen aus. 
Die Schusswunden würden heilen, sobald die Kugeln entfernt waren, das heißt ich musste jetzt erstmal die Bleistücke rausholen. 
Gestaltete sich am Rücken etwas schwierig, würde aber klargehen. 

"Wo habt ihr euer Bad?", fragte ich an Jennifer gewandt, als wir das Haus betraten und sich die Gruppe der Agenten aufteilte um vor dem Haus Stellung zu nehmen.

"Ich zeig's dir gleich, wir müssen meinem Vater erst Bericht erstatten.", sagte sie und bevor ich den Blick hob, hörte ich schon wie Jonas Duman die Treppe runter gepoltert kam.

"Jennifer!", sagte er erleichtert und umarmte sie, als er bei uns angekommen war. 
Ich verdrehte die Augen. 
Sie war unverletzt und bei Besinnung, also kein Grund so ein Palaver zu machen.

"Keine Umstände, ich find's auch alleine.", murmelte ich dann und versuchte mich möglichst unbemerkt aus dem Staub zu machen. 
Allerdings wurde ich von Jonas am Arm festgehalten. 
Schnell wandte ich mich aus seinem Griff.
"Ey, nicht anfassen.", Sagte ich und blickte ihn mürrisch an. 

"Du gehst nirgendwo hin bis ich nicht gehört habe was da in der Fabrik los war.", sagte er und deutete auf eine Zimmertür.

Ich zog die Augenbrauen hoch. 
"Jenny hat einen Mund und war in den ausschlaggebenden Momenten bei Verstand. Außerdem bezweifle ich, dass ihr meinen Worten mehr Glauben schenken werdet als ihren, hab ich nicht Recht?"

"Und wer steht für die Scheiße grade, die du angestellt hast?", fragte er ebenfalls mit hochgezogenen Augenbrauen, "Mein Sohn hat mich schon über das Massaker dort informiert."

"Wenn ihr wollt, dass ich den Müll entsorge, dann sagt es mir. Ein Anruf und niemand findet mehr eine Spur von Blut oder Leichen.", sagte ich genervt.

Das Handy würde ich jetzt nicht rausholen um zu demonstrieren, dass ich eine Möglichkeit hatte zu telefonieren.
Sie würden es früher oder später sowieso konfiszieren.
Aber warum sollte ich es drauf ankommen lassen?
Ich musste außerdem noch meinem Arbeitgeber bescheid sagen, dass ich nur sporadisch meiner Arbeit nachgehen konnte.
Jedenfalls solange ich bei diesen Spinnern hier festsaß.

"Und die Menschen im Keller? Hast du dafür eine Erklärung?", fragte Jonas genervt nach.

"Ja klar, die Gefangenen da unten im Keller waren mein Werk. Ich stecke mit denen unter einer Decke. Das Ganze war einfach nur ein Mannöver um dein Vertrauen zu gewinnen. Abgesehen davon steh auch drauf mir Kugeln in den Rücken jagen zu lassen. Und jetzt versuche nur noch nah genug an den großen Jonas Duman ranzukommen um mir seinen Kopf und somit einen Haufen Geld zu sichern.", ich verdrehte die Augen, als sie mich skeptisch ansahen, "Mit dem Scheiß hab ich nichts am Hut. Denkt euch ruhig ne schöne Strafe aus während ich mir das Blut abwasche.", mit einer wegwerfenden Handbewegung ging ich nach oben. 

Diese Menschen sahen sowieso nur das, was sie sehen wollten. 
Dass ich ein paar Leute umgebracht hatte würde ich nicht abstreiten.
Auch nicht wie ich sie getötet hatte. 
Aber warum sollte ich eine Erklärung dafür haben, dass dort massenhaft Menschen gefangen gehalten wurden?

"Er ist schon die ganze Zeit so drauf.", murmelte Jenny leise zu ihren Familienangehörigen.
Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hörte ich Besorgnis aus ihrer Stimme heraus. 

"Du meinst seit wir ihn aufgegabelt haben? Ich wette er hat einfach...", setzte Max an, doch ich bog in einen anderen Flügel des Hauses ein um nicht zu hören, was er zu sagte.
Mal abgesehen von dem Fakt, dass es mir egal war was diese Flasche für Gerüchte in die Welt setzte.

Ich öffnete die erstbeste Tür und fand mich in einem Zimmer wieder, dessen Einrichtung komplett mit Laken überdeckt war.
Fast so, als wäre dieses Haus seit Jahren nicht in Benutzung gewesen.
Mein Blick blieb an einigen hellen Rechtecken hängen, die sich von der vergilbten Tapete abzeichneten.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt