Kapitel 10.

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Widow

"Fangen wir also an. Warum genau sind Sie hier?", fragte Dr. Morses und klickte seinen Kugelschreiber ein und wieder aus.

Ich war gewillt zu sagen, dass ich hier festgehalten wurde, ließ es aber sein.
"Zufall", Erwiderte ich stattdessen und er schrieb sich direkt etwas auf.
Ich kniff die Augen etwas zusammen.
Das fängt ja super an.

Die Situation jetzt noch zu verlassen wäre kindisch.
Stoisches Schweigen ebenfalls.
Also musste ich zusehen, dass ich die Fragen wenigstens zum Teil beantwortete und so neutral, wie es eben möglich war.

"Als was arbeiten Sie zur Zeit?", fuhr er fort.

"Bin in der freien Marktwirtschaft tätig.", sagte ich ein wenig amüsiert.
Eventuell konnte das hier sogar ein wenig unterhaltsam werden.
Auch Jonas zog die Augenbrauen mit einem leichten Kopfschütteln hoch.

"Welchem Geschäft gehen Sie nach?"

"Mord"

Dr. Morses hielt Inne und blickte mich an.
"Habe ich richtig verstanden, Mord?", fragte er nach, als hätte er das akustisch nicht verstanden.

Ich nickte und lehnte mich entspannt zurück.
Egal wie das hier ausgehen würde, es wäre ohnehin nicht zu meinem Besten.
Das Beste wäre nämlich, wenn sie auf meine Mithilfe verzichten würden.
Ich wusste zwar immer noch nicht wobei ich überhaupt helfen sollte, aber gut.
Wenn es nur der Datenträger wäre, hätten sie wohl kaum diese genetische Manipulation durchgeführt.

"Also sind Sie eine Art Privatdetektiv?", versicherte er sich.

"Wenn die Bezahlung stimmt finde ich auf Wunsch auch Gegenstände und Menschen, ja.", sagte ich wahrheitsgemäß.
Im Prinzip spürte ich wirklich die meiste Zeit über Menschen auf, wenn auch nicht unbedingt mit den besten Absichten.

"Und diese Fälle haben also meistens mit Mord zu tun?", fragte er weiter und machte sich Notizen.

"Auf die ein oder andere Weise ja.", auch das stimmte.
Sie waren meistens in einen Mordfall verwickelt, wenn auch im Endeffekt die gesuchte Person das Mordopfer war.

"Mhm, schulische Laufbahn?"

"Privat."

"Privatunterricht?"

"Nein, einfach nur nicht Ihre Angelegenheit.", Sagte ich kalt.

"Gut, nächste Frage: Wo haben Sie ihre Ausbildung gemacht?", Dr. Morses wechselte das Papier und ich hörte an seinem Puls, dass er nervös war.

Eine Frage, die mit meinem Leben heute ungefähr noch so viel zu tun hatten wie die Queen, also sollte ich sie ohne Bedenken beantworten können.
"Bei der Polizei.", sagte ich und kam nicht umhin Jonas' überraschtes Augenbrauenhochziehen zu bemerken.
Vielleicht hätte ich darauf bestehen sollen, dass er den Raum verlässt, bevor die Befragung begonnen hatte.

"Sie besitzen also Waffenkenntnisse?"

"Ja."

"Und durch die Polizei haben Sie dann gefallen an Ermittlungen gefunden und sind so auf die Idee gekommen sich selbstständig zu machen?"

"Ungefähr so.", log ich und musterte wie er erneut etwas aufschrieb.
Mein Werdegang war ein ganz klein wenig anders abgelaufen, aber nichts, das auf dem Papier erscheinen sollte.
Zumal ich nicht wusste, ob dieser Mann in die Gesamtsituation eingeweiht war.

"Interessant, sowas sieht man nicht alle Tage:", sagte der Doc und setzte sich auf, "Jetzt zu Ihrer Kindheit", sagte er und ich verzog das Gesicht ein wenig.
Darüber würde ich garantiert nicht reden.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt