Kapitel 6.

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Jenny

Sobald ich das Zimmer verlassen hatte, knallte Max die Tür hinter mir zu.
Ich fuhr wütend herum.

Nur weil er mein großer Bruder war, bildete er sich manchmal ein, er hätte mehr zu melden als ich.
Nur dass ich höher angestellt war als er.

Und abgesehen von der Tatsache, dass wir uns auf dem Land befanden und es hier nicht viel an Papierkram zu tun gab, wusste ich gar nicht warum ich mich von ihm habe rausschmeißen lassen.

Mit schlechter Laune ging ich zu meinem Zimmer und sah einen Stapel Papier auf meinem Schreibtisch.
Allerdings war das nichts, was ich mitgebracht hatte.

Als mein Vater uns beiden gesagt hatte, dass wir für eine Zeit in unser altes Landhaus fahren würden, war ich nicht davon ausgegangen, dass mein Arbeitsplatz mit umzog.

Ich sah mir schnell die Papiere an und stellte fest, dass ich sie gottseidank nur den Abteilungen mit entsprechenden Anweisungen zuteilen musste.
Und das konnte ich auch später noch tun.

Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und dachte kurz nach.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wegen der Sache mit Widow und ich musste zusehen, dass er uns das nicht übel nahm.
Das hieß, irgendwie mussten wir das wieder gut machen.
Ich bezweifelte nämlich stark, dass ihm die Immunität gegen das Sonnenlicht ausreichte.
Im Prinzip entschuldigte das nämlich nur die Schmerzen, nicht unser unangemessenes Verhalten.

Da musste ich auch mit meinem Vater noch drüber reden.
Hatte Max nicht gesagt, dass er mich eh sprechen wollte?
Mit einem Seufzen stand ich auf und ging in den Flur hinaus.
Ich konnte nicht sagen wo er war, also machte ich mich auf die Suche.
Als ich um eine Ecke bog, krachte ich dann jedoch in ihn hinein.

"Hey, ich hab dich gesucht, wir müssen uns kurz unterhalten."

"Hm? Geht's um den Papierkram?", Fragte er und richtete seine Krawatte, die bei unserem Zusammstoß wohl verrutscht war.

"Eher darum, dass wir uns was überlegen müssen um unser Fehlverhalten wieder gutzumachen.", Sagte ich und zog vorwurfsvoll die Augenbrauen hoch.
Ich hatte nicht vor ein Geheimnis daraus zu machen, dass ich es nicht richtig gefunden hatte, wie er mit Widow verfahren war.

Er musterte mich und ich sah, wie er die Zähne zusammenbiss, aber er nickte.
"Ich weiß, ich überlege mir was."

"Ich hab schon ne Idee. Ich könnte mit ihm in die Stadt. Wir haben nicht groß gepackt, wir müssen ein paar Lebensmittel haben und auch neue Klamotten.
Ich gehe mal davon aus, dass er jetzt auch gerne mal was anderes als die langärmligen Klamotten tragen würde."

"Er sollte es mit der Sonne noch nicht übertreiben, wir wissen nicht wie seine Haut reagiert, wenn er jetzt wieder längere Zeit am Tageslicht ist. Vergiss nicht, dass er wahrscheinlich schon ein paar Jahrzehnte nur Nachts unterwegs war."

Ich nickte ernst.
"Wir sollten dann also auch sicherheitshalber auch Sonnencreme holen."

Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
"Stimmt, sicher ist sicher.", Er dachte kurz nach und wandte seinen Blick an einen Punkt an der Decke hinter mir.
"Ich überlege es mir Jenny, wenn dann solltet ihr nicht alleine gehen."

"Dad, wir sind in unserem Ferienhaus, weit weg von der Firma, es wird schon niemand was sagen."

Er schüttelte den Kopf. "Das ist nicht das Problem
Es geht sich darum, dass er immer noch ein Vampir ist."

"Schon klar, alle Vampire sind darauf aus direkt jeden Menschen umzubringen, der ihnen über den Weg läuft. Ich habe es geahnt, er wollte mir also an die Pulsadern aufschlitzen, als er sich vorhin nicht einmal wirklich bewegen konnte.", Sagte ich sarkastisch und wandte ihm beleidigt den Rücken zu.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt