Kapitel 50

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Widow

Im Bruchteil einer Sekunde warf ich Jonas zur Seite und der Ghoul traf mich mit voller Wucht. Ich schaffte es nicht dem Schwung standzuhalten und landete zusammen mit dem Monster auf dem Asphalt. Bei dem Aufprall wurde mir das Schwert aus der Hand geschleudert.

"Jonas!", Rief ich und versuchte sowohl die Krallen, als auch das Maul mit den Fangzähnen, von mir fernzuhalten.
Mein verletzter Arm gab unter dem Druck nach und der Ghoul schnellte nach vorne.
Bevor ich es verhindern konnte, bohrten sich die nadelartigen Zähne in meine Schulter und rissen ein Stück Fleisch heraus.
Ich schrie wütend auf und versuchte ihn nun wieder von meinem Hals fernzuhalten.
Das Brennen des Bisses breitete sich wie Säure in meinem Brustkorb aus. Kurz darauf kam Jonas von der Seite und schlug dem Ghoul mit aller Kraft das Schwert in den Nacken.
Der Schädel kippte nach vorne. Er hing nur noch an ein paar Sehnen fest und ein Schwall von schwarzem Blut spritzte mir ins Gesicht.
Würgend warf ich die Leiche von mir runter und versuchte die klebrige, stinkende Flüssigkeit von meiner Haut zu bekommen.
Penelopes glockenhelles Lachen schallte durch die Straßen. Ich zog mir die Weste aus und wischte mir mit der seidigen Innenseite erneut über's Gesicht.

"Ich bring sie um, ICH BRING SIE UM!", Fauchte ich und spuckte einen Mund voll fürchterlich bitterem Ghoul-Blut auf den Boden, während ich mich aufrappelte.
Jonas stützte mich von der Seite, als ich zu taumeln begann.

"Wir.", Zischte er ebenso wütend, "Wir werden sie umbringen. Und wenn ich dich offiziell engagieren muss um sie ausfindig zu machen und zu töten, aber diese Trümmerschlampe hat ihr letztes Lachen gelacht."

Wir wandten unsere hasserfüllten Blicke erneut nach oben, aber sie war verschwunden. Ich knurrte einen Fluch und schubste Jonas zur Seite um die Verfolgung aufzunehmen.
Doch sobald ich einen Schritt nach vorne machte, keuchte ich heftig auf. Mein Brustkorb zog sich mit einem fürchterlich Gefühl zusammen und ich ging auf die Knie, eine Hand an der Schmerzquelle.

"Widow!", Hörte ich Jonas rufen.
Er hockte sich neben mich und machte Anstalten die Bisswunde zu untersuchen.

"Fass mich nicht an!", Zischte ich und versuchte seine Hand wegzuschlagen, verlor aber das Gleichgewicht und kippte zur Seite. Ich kniff die Augen zusammen, als sich die Welt um mich herum anfing zu drehen.
Ich hatte keine andere Wahl, als ihn an die Wunde zu lassen, denn ich lag ungünstig auf meinem gesunden Arm und war zu sehr damit beschäftigt einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Dennoch versuchte ich mich auf die Seite zu drehen und wieder auf die Beine zu kommen.

"Halt still!", befahl Jonas wütend und riss mein Hemd zur Seite. Dann ein Fluch. Er stand auf und entfernte sich. Ich öffnete die Augen und stierte konzentriert auf eine der Straßenlaternen. Der Lichtpegel lag in meinem Sichtfeld, allerdings schien alles verzerrt zu sein. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass die Laternen regulär Schlagseite hatten.
Mein Magen verkrampfte und ich würgte trocken, während die Welt weiterhin Karussell fuhr. Eine Autotür ging auf und schloss sich wieder, dann hörte ich neben Jonas Schritten nun auch ein zweites Paar Füße, wahrscheinlich das des Fahrers.

"Helfen Sie mir.", Jonas' Stimme hatte einen seltsamen Klang angenommen, fast schon panisch. Ich verdrehte die Augen langsam nach oben, während ich einen gequälten Laut ausstieß. Meine Schulter brannte, als befände sich Säure auf meiner Haut, die sich langsam durchs Fleisch fraß. Ich spürte einen Widerstand unter den Armen und versuchte mich mühsam hochzustemmen, allerdings wurde mir der größte Teil der Arbeit abgenommen. Kurz Zeit später begann alles um die Wunde herum taub zu werden.
Was hatte das denn jetzt zu heißen?!
Panik flammte in mir auf. Nuschelnd versuchte ich eine Mitteilung zu machen, aber ich verstand selbst nicht was ich sagte.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt