Kapitel 100

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Ruby konnte noch rechtzeitig einen Flug für mich buchen.
Zum Glück war sie mir nicht böse, weil ich früher von ihrer Hochzeit gegangen bin, um meine Koffer zu packen.
Sie hatte mir ein Foto geschickt, wie sie und Jones im Flugzeug saßen und Champagner tranken.

Ich war gerade dabei ins Flugzeug einzusteigen als mir plötzlich klar wurde, was ich da gerade tat.
Was zum Teufel mache ich gerade?
Was, wenn Mason es auch vergessen hat und er gar nicht zum See kommt?
Was, wenn er umgezogen ist und ich ihn noch nicht einmal finde?
Ich weiß noch nicht einmal, was ich zu ihm sagen werde, wenn ich ihn überhaupt finde.
,,Miss, wollen sie einsteigen, oder nicht?" fragte mich eine Flugbegleiterin, weil ich den Weg versperrte.
,,Ja ähm tut mir leid" sagte ich während ich Einstieg.
Keine Ahnung was ich hier tue, aber ich war nie sonderlich gut darin auf Druck zu denken.
Und wenn ich Mason eben nicht finde, kann ich dennoch zum See und die Laterne für Hope anzünden.

Neben mir war eine alte Dame, die gerade versuchte einzuschlafen.
Das war wirklich keine schlechte Idee, da ich etwas Schlaf gut gebrauchen könnte.
Ich lehnte mich an das kleine Fenster und machte die Augen zu während ich vergeblich versuchte nicht an Mason zu denken.
Meine Augen wurden schwer und ich schlief ein.
Ich spürte wie der Kopf von der alten Dame auf meine Schulter fiel und ich wachte auf.
Wir waren fast angekommen und ich versuchte sie langsam und vorsichtig von mir runter zu schubsen.

Als das Flugzeug landete und alle Passagiere ausstiegen, konnte ich endlich frische Luft einatmen.
Ich hasse es zu fliegen, weil ich den Druck auf meinen Ohren hasse, den ich beim Fliegen immer bekomme.
Endlich war ich wieder in New Heaven.
Ich weiß, dass es komisch klingt, aber mein Herz fühlte sich wieder etwas vollständiger an, weil ich jetzt näher an meiner anderen besseren Hälfte war.

Ich dachte, dass der Schmerz aufhören würde, wenn ich nach New York gehe, und es war auch so.
Endlich konnte ich mich mal auf mich selber konzentrieren und lernen mir ein Leben aufzubauen.
Ich vermisste Mason, mit jedem Tag der verging immer mehr, aber es war die richtige Entscheidung vor einem Jahr nach New York gegangen zu sein, um meinen Traum zu verwirklichen.

Heute ist der 20.10.2001.
Vor einem Jahr ist Hope gestorben.
Keine Ahnung warum ich wieder dort zurückgekommen bin, wo alles angefangen hat.
Mit meinem alten Leben habe ich ab dem Moment abgeschlossen, wo ich mich in den Flieger mit Ruby gesetzt habe und nach New York geflogen bin.

Mason wird bestimmt eh nicht kommen.
Er hat es vergessen und damit abgeschlossen genauso wie ich.
Aber habe ich überhaupt mit allem abgeschlossen?
New York ist mein Traum, aber es fühlt sich nicht wie mein Zuhause an.
Hier habe ich mich auch nie wie zu Hause gefühlt, aber in diesen Momenten wo ich mit Mason auf der Couch lag und wir beide einfach nur in den Armen voneinander lagen habe ich mich wie zu Hause gefühlt.
Ich glaube, zu Hause ist kein Ort, sondern eine Person oder ein Gefühl.
Er war mein Zuhause.
Er war mein sicherer Ort.
Er war mein besserer Ort.

Warum ist er nicht einfach mit mir nach New York gezogen?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich wieder hier herziehe, weil ich New York ins Herz geschlossen habe.
Meinen Koffer habe ich in eines der Flughafen Spinde gebracht, weil mein Rückflug erst morgen früh ist und ich kein Hotel gebucht habe, um meine Sachen dorthin zu bringen.

Draußen wurde es langsam dunkel und ich war fast am See angekommen.
Keiner war weit und breit zu sehen und ich gab die Hoffnung, dass Mason doch kommen würde auf.

Ich habe noch nicht einmal eine Laterne, die ich anzünden kann, um Hope in Erinnerung zu behalten.
Gott ich bin ich schrecklicher Mensch.
Ich setzte mich ans Ufer während ich meine Füße in das kalte Wasser eintauchte.
Hier war es so wie immer wunderschön und alle Blüten waren auf den Boden verteilt.
Die hell rosa Bäume wehten hin und her und alles sah atemberaubend schön aus.
Das Wasser war klar und die frische Oktoberluft wehte mir durch die Haare.
Vor einem Jahr war ich genau hier mit Mason als wir um Hope trauerten.
Unfassbar das es schon ein Jahr her ist.
Ich habe es wirklich geschafft, die schwerste Zeit meines Lebens durchzustehen.
Ich schaute auf das Wasser hinunter und sah mich selber an.
Meine Haare hatte ich im letzten Jahr kurz geschnitten und generell sah ich älter und reifer aus.
Ich wurde zu der Person, die ich immer sein wollte.
Zu mir selbst.

Infinity (GERMAN VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt