Kapitel 92

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,,Du hast Hope getötet." hatte Mason mir vor 2 Wochen gesagt als ich meine Fehlgeburt hatte.

Seit 2 Wochen liege ich in meinem Bett und habe kein einziges Wort gesprochen.

Ich kann mich kaum daran erinnern etwas gegessen zu haben bis auf die Sachen, mit dem Mason mich die letzten Tage gefüttert hat.

Ich musste Ruby auch absagen und sie darum bitten später mich besuchen zu kommen, weil ich Gesellschaft gerade nicht gebrauchen kann.

So sehr Mason sich auch bemühte sich, um mich zu kümmern, sah ich es ihm an, wie er litt.
Er sah hoffnungslos aus und seine Augen strahlten nicht mehr so wie früher, sondern in ihnen war eine einzige Leere wiederzufinden.

Ich hatte ihn ruiniert, das konnte ich fühlen.
Er sah mich längst nicht mehr so wie früher an.
Ich hatte nicht mehr das Gefühl etwas Besonderes zu sein.

Da lag ich also.
In meinem Bett, während ich darauf wartete, dass der Schmerz aufhören würde.
So sehr ich Mason in meiner Nähe haben wollte, konnte ich ihn nicht ertragen.
Er hatte mir die Schuld für Hope's Tod gegeben und diese Worte haben mich zerstört.

Er hatte recht.
Es war meine Schuld, es war meine Gebärmutter, die nicht funktioniert hat.
Ich hatte Hope getötet.
Vielleicht nicht direkt wegen meiner Gebärmutter, aber wegen meines Wunsches, dass sie stirbt.
Ich erinnere mich.
Am See, als ich mit Gott sprach, habe ich die fürchterlichen Worte ausgesprochen.
Ich hatte mir gewünscht, dass sie stirbt, weil so alle meine Probleme gelöst wären, aber sie war nicht das Problem, sondern die Hoffnung.

Es war meine Schuld das sie Tod war.
Ich ekelte mich vor mir selber, weil ich ein fürchterlicher Mensch war.
Welcher kranker Mensch wünscht sich, dass ihr eigenes Kind stirbt?

Niemals werde ich verstehen, warum Menschen, die eine Chance auf Kinder haben, keine bekommen wollen.
Natürlich darf jeder Mensch das für sich entscheiden, aber warum zu Teufel will man die Chance auf Wunder nicht bekommen?
Oder Menschen, die sich über ihre Kinder beschweren.

Meine Mutter hatte mal eine Kollegin, die sich permanent über ihren Sohn beschwert hat, weil er in ihren Augen ein frecher und sturer Junge war.
Bestimmt macht es keinen Spaß, mit seinen Kindern zu streiten, aber ich würde sogar für das Streiten mit Hope alles geben.

Gott, ich würde alles dafür geben, mit Hope einen Tag verbringen zu können.
Wie schön wäre es gewesen sie jeden Morgen für die Schule zu wecken oder ihr dabei zuzuhören wie sie über Jungs Probleme spricht.
Das einzige, was ich will, ist sie nur ein einziges Mal im Arm halten zu können.

In den letzten 2 Wochen habe ich viel über mein bisheriges Leben nachgedacht.

Warum konnte sich meine Mutter nicht einfach von dem Arschloch trennen?
Sie war doch offensichtlich mit meinem Vater nicht glücklich.
Wenn sie sich beide meinetwegen nicht getrennt haben, würde ich es Ironie des Schicksals nennen, weil sie mir damit nun wirklich keinen Gefallen getan haben.
Mein Leben wäre ganz anders gelaufen, wenn die beiden sich getrennt hätten.
Vielleicht hätte ich auch keinen Vater komplex gehabt und mich deswegen in einen Jungen verliebt, der eigentlich so schlecht für mich ist.

Ich liebe Mason, aber mein Leben hatte mehr schlechte Momente mit ihm als schöne.
Auch, wenn die schönen Momente alle schlechten vergessen lassen haben, habe ich trotz allem so viel Leid erlebt, die ich nicht verdient habe.

Infinity (GERMAN VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt