5. Chapter: Unwanted

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Würdet ihr eine asexuelle Person daten?

BeefLexie: Ich antworte jetzt mal als Frau. Ich würde nicht mit einem asexuellen Mann zusammen sein wollen, weil ich doch einfach hin und wieder, nicht übermäßig oft, das Bedürfnis nach Sex mit meinem Partner habe. Diese innige Nähe mit einer Person, die man liebt, schätze ich zu sehr, um darauf verzichten wollen. In einer Beziehung habe ich nicht das Bedürfnis nach Sex mit anderen Männern, weshalb auch eine offene Beziehung für mich nicht in Frage käme. Und ich würde auch nicht wollen, dass mein Partner nur mir zuliebe Sex hat. Die Vorstellung einer harmonischen Beziehung würde also einfach zu weit auseinandergehen, was auf Dauer niemanden glücklich machen würde. 

NoteDeath53: Genau aus diesem Grund finde ich auch, dass Asexuelle nur mit anderen asexuellen Personen zusammenkommen sollten. 

BetterThanU: Sehe ich genauso. Für normale Menschen ist Sex nun mal ein Grundbedürfnis. Er gehört einfach zu einer guten und gesunden Beziehung dazu, ansonsten wäre es ja nur eine Freundschaft.

Onaquim: Stimmt! Jedenfalls könnte ich mir kein Leben mehr ohne Sex vorstellen! Ich meine, es ist einfach das schönste Gefühl der Welt seinem Partner so nahe zu sein! Dieses tiefe Vertrauen und die leidenschaftliche Hingabe, das ist mit nichts zu vergleichen!

DaddyUchiha: Ja, finde ich auch. Es ist einfach der ultimative Liebesbeweis. Also mir tun asexuelle Leute ja schon ein bisschen leid, weil sie nie erfahren werden, wie gut sich Sex mit der richtigen Person anfühlt.

KuroHaturo: Ich finde die Partner solcher "asexuellen" Menschen sind viel mehr zu bemitleiden. Wer seinem Partner diese intime Art der Liebe verwehrt, nur weil er vielleicht ein bisschen prüde ist, der ist meiner Meinung nach einfach nur egoistisch.

Das nun schwarze Display ihres Handys spiegelte ihre roten Augen wieder, aus denen salzige Tränen hervortraten. Es war ein hässlicher Anblick, den sie hasste, und doch konnte sie nicht anders, als weiter die dunkle Spieglung ihres Selbst zu betrachten. Sie hatte gewusst, dass es eine schlechte Idee war, nach dieser Frage im Internet zu suchen. Natürlich würde es die alte Verzweiflung zurückbringen und sie wieder in Tränen ausbrechen lassen. Jedoch, nach seinen Worten, die ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten, konnte sie nicht anders. Sie hatte ihre dunklen Gedanken einfach mit der Hoffnungslosigkeit füttern müssen, nach der sie verlangten.

Und nun lag sie hier, ihren Unterarm fest auf ihre Augen pressend, in der Hoffnung, dass die Tränen aufhören würden zu fließen. Egal was er jetzt auch sagte, er würde bald zur Vernunft kommen, erkennen, dass Liebe und Sex nun mal zusammengehörten, und dann würde er sie nicht mehr wollen, genau wie all die anderen Männer vor ihm. Sie war eben einfach nicht normal, kaputt und nicht mehr zu reparieren. Niemand würde eine Partnerin haben wollen, die nicht lieben konnte.

Doch obwohl sich diese Gedanken gerade immer tiefer in Claires Kopf fraßen, so war sie doch alleine mit ihnen, denn Hideto wollte sie mehr, als jede andere Frau. Deswegen saß er auch hier, um Mitternacht, auf seinem Bett und suchte das ganze Internet nach Wegen ab, wie eine Beziehung zwischen ihnen funktionieren könnte. Und auch wenn ihm am Ende nur vier Möglichkeiten blieben, so war er doch zuversichtlich. 

Natürlich könnte er sich diese Mühen auch einfach ersparen und etwas aufgeben, das noch gar nicht richtig angefangen hatte. Schließlich waren da draußen noch viele andere liebe und hübsche Frauen, die seine Leidenschaften sicher gerne erwidern würden. Allerdings konnte er nicht. Claire hatte ihn bereits jetzt schon in ihren unwiderstehlichen Bann gezogen, dem er einfach nicht mehr entrinnen konnte, und ehrlich gesagt auch nicht mehr wollte.

Durchaus könnte die Braunhaarige aber auch einfach das Opfer bringen, ihm ihren Körper zu schenken. Immer wieder las er von Asexuellen, die dies ihrem Partner zuliebe taten und sogar Spaß daran empfanden. Doch für sie würde es keine Lösung sein. Schließleich hatte sie ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte. Und er war nicht gewillt sie zu etwas zu drängen, dessen einziges Ende eine Vergewaltigung sein würde.

Im ersten Moment klang eine offene Beziehung, wie die eine Lösung, nach der er gesucht hatte. Allerdings fing er schnell an sich daran zu erinnern, dass er Liebe brauchte, um wirklich erfüllenden Sex zu haben, der nicht nur den Körper sondern auch die Seele befriedigte. Eine fremde Frau, die sein Herz nicht besaß, interessierte ihn nicht. Claire sollte die Einzige sein, die seinen Körper an jeder nur erdenklichen Stelle zum Brennen bringen durfte. 

Also war alles, was ihm blieb der Verzicht auf Sex, eine der hingebungsvollsten Körpersprachen, die er jemals kennengelernt hatte. Und doch war er neugierig darauf gemeinsam mit Claire herauszufinden, was es für ihn bedeuten würde, keinen Sex mehr zu haben. Wer weiß, vielleicht würden sie ja gemeinsam ganz neue Seiten der altbekannten Erotik erkunden und ihre ganz eigene besondere Art der Intimität schaffen?

Allerdings müsste er, bevor er noch all zu groß zu träumen anfing, dies erstmal mit Claire besprechen, denn schließlich wollte er diese Beziehung nicht im Alleingang meistern. Wo er doch gerade an sie dachte, begann er Sehnsucht nach ihrer leisen, aber klaren Stimme zu hegen. Ob sie ihm wohl sehr böse sein würde, wenn er sie um diese Uhrzeit noch einmal kurz anrief? Offenbar nicht, denn als er sein Glück versuchte, hob sie tatsächlich ab.

Hideto: Hey, ich weiß, es ist spät, aber ich hatte einfach wieder Lust deine Stimme zu hören. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich dich geweckt habe.

Claire: Oh, keine Sorge, du hast mich nicht geweckt... Ich konnte sowieso nicht schlafen...

Der Klang ihrer Stimme war anders, als sonst, er war brüchig und gedämpft. Das weckte Besorgnis in Hideto.

Hideto: Warum nicht...? Ist irgendwas passiert...?

Claire: Nein, nur das übliche Gedankenchaos... Aber es geht schon wieder...!

Ihre Worte bestätigten seine Sorge, es könnte ihr emotional gerade nicht sehr gut gehen. 

Hideto: Erzähl mir von diesem üblichen Gedankenchaos...!

Ein erschöpftes kaum hörbares Seufzen war am anderen Ende der Leitung zu vernehmen und für einen flüchtigen Moment war sich der Schwarzhaarige sicher, dass sie es ablehnen würde, mit ihm darüber zu sprechen. Doch es kam anders.  

Claire: Naja, es ist nur... Ich weiß auch nicht... Ich fühle mich im Moment einfach nur ein wenig ungewollt...

Hideto: Glaub mir, das bist du nicht. Ich will dich zum Beispiel überall, zu jeder Zeit, aber natürlich nur auf romantische Art und Weise.

Sein Herz wurde von diesem unglaublich warmen Gefühl umschlossen, als er ihrem kurzen, aber süßen Kichern auf der anderen Seite lauschen durfte.

Claire: Wenn du so sehr darauf stehst, dann können wir auch gerne mal outdoor-kuscheln oder morgenkuscheln. Nur Kuschelsex hab ich leider nicht im Angebot.

Nun war er derjenige, der ins Telefon schmunzelte. 

Hideto: Ach, das passt schon! Die anderen zwei Angebote klingen auch furchtbar sexy.

Wieder konnte er für einen kurzen Moment ihr helles und klares Lachen vernehmen, doch dann kehrte Stille ein. Es war kein unangenehmes Schweigen, ganz im Gegenteil. Es hatte etwas Beruhigendes, einfach nur dabei zuzuhören, wie sie sie leise ein- und ausatmete. 

Claire: Ich weiß, das ist jetzt eine totale Akkuverschwendung, aber könntest du bitte erst dann auflegen, wenn ich eingeschlafen bin...? 

Hideto: Ja, sicher doch. Und mach dir um meinen Akku mal keine Sorgen.

Claire: Danke.

Hideto: Bitte. Und wenn du etwas brauchen solltest, dann schrei einfach ganz laut ins Telefon.

Ein letztes Mal an diesem Abend lauschte er ihrem kaum hörbaren Kichern. 

Claire: Werde ich machen. Gute Nacht.

Hideto: Dir auch eine gute Nacht, Claire.

So segelten die beiden also langsam, aber sicher ins Land der Träume, und auch wenn sie einander nicht im Arm halten konnten, so fühlten sie sich doch ganz nah zueinander.

An Ace in BedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt