40. Chapter: One Hundred Percent

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,, Du hast was...!? " , erschrak Max ungläubig, nachdem Claire ihnen von ihrem Vorschlag für die Beziehung zwischen Hideto und ihr erzählt hatte. Unsicher, fast schon entschuldigend blickte die Braunhaarige zu Boden. Als sie ihm vor eineinhalb Wochen dieses Angebot gemacht hatte, kreisten ihre Gedanken einzig und allein darum, ihre Beziehung zu retten, welche am seidenen Faden zu hängen schien. Doch nun, wo sie wieder genügend Zeit hatte einen klaren Kopf zu bekommen, begannen immer mehr Zweifel in ihr zu wachsen, denn ihr tiefstes Inneres liebte ihn einfach zu sehr, als dass sie es ertragen könnte, ihn mit einer anderen Frau teilen zu müssen.

,, W- Was soll ich d-denn jetzt machen, L-Liv...? Ich kann i-ihm doch nicht e-einfach wieder absagen, o-oder...? " , wandte sich die Braunhaarige schluchzend und verzweifelt an ihre beste Freundin. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah diese sie an, als sie in einem strengen Tonfall meinte: ,, Wenn du dich bei deiner Idee mit der polyamourösen Beziehung nicht wohl fühlst, dann lass es bleiben... Trotzdem hättest du deine Worte besser überdenken müssen... " ,, Das weiß i-ich doch auch, a-aber ich hatte e-einfach solche Angst...! I-Ich wollte ihn d-doch einfach nur g-glücklich machen...! " , wimmerte Claire weinerlich. Auch die ihr fast unbekannte, strenge Seite von Olivia machte ihr zu schaffen. Max seufzte leise, um die angespannte Stimmung etwas zu lockern. ,, Und dabei hast du mal wieder ganz vergessen, dass auch du selbst in einer Beziehung glücklich sein musst... "

Jedoch war Claire nicht die einzige, die versuchte für die überstürzte Situation Rat zu finden. Auch Hideto wusste immer noch nicht so genau, wie er mit ihrem Vorschlag umgehen sollte, ganz abgesehen davon, welche alternative Lösung es für ihr Problem gäbe. Aber zum Glück war er nicht nur mit zwei besten Freunden gesegnet, sondern auch mit einer kleinen Schwester, die immer den richtigen Durchblick behielt.

,, So eine gottverdammte-! " , fluchte Hideto, als er schon zum dritten Mal in Folge bei Injustice 2 verlor. Mit hochgezogener Augenbraue blickte seine kleine Schwester ihn an, behielt dabei allerdings ihr siegessicheres Grinsen. ,, Sag mal, was ist denn heute mit dir los? Du rastest doch sonst auch nicht so aus, wenn ich dich mal wieder in Grund und Boden stampfe. " ,, Ist nicht so wichtig. Außerdem bist du sowieso noch zu jung, um das zu verstehen " , murrte er nuschelnd vor sich hin. Empört musterte seine kleine Schwester ihn, als sie genervt entgegnete: ,, Glaubst du das wirklich oder hast du einfach mal wieder vergessen, dass ich schon 23 Jahre bin? " Entschuldigend seufzte der Schwarzhaarige. Manchmal vergaß er tatsächlich, dass sie nicht mehr das kleine Mädchen von damals war, welches er ständig hatte beschützen wollen.

,, Kaori, was würdest du tun, wenn die Person, in die du total verliebt bist, dich nicht zu einhundert Prozent glücklich machen könnte...? Würdest du es einfach dabei belassen oder die fehlenden Prozente mit einer anderen Person ausgleichen...? " , wollte der Schwarzhaarige mit einem hilfesuchenden Funkeln in den Augen wissen. Überrascht und zugleich nachdenklich über die Frage ihres Bruders blickte Kaori ihn an. Sie konnte sich keinen genauen Reim aus seinen Worte machen, vermutete jedoch, dass es etwas mit seiner neuen Freundin zu tun hatte, von der ihre Mutter so gerne erzählte. 

Nach einer ganzen Weile, in der sie nun schon gegrübelt hatte, antwortete sie schließlich: ,, Ich glaube, es kommt immer darauf an, wie viele und wie wichtig dir diese Prozente sind. Unwichtigen fünf Prozent würde ich keine Beachtung schenken. Sehr wichtigen neunzig Prozent hingegen schon. " ,, Sagen wir, es wären fünfzehn Prozent, die für dich aber schon wichtig sind... Würdest du diese ausgleichen wollen, mit einer anderen Person, in die du vielleicht verknallt bist oder ähnliches...? " , setzte Hideto sein Gedankenspiel fort. Wieder erhielt er nachdenkliche Augen von Kaori, welche mit jeder Frage vor einem neuen Rätsel zu stehen schien.

Schlussendlich erwiderte sie ein weiteres Mal: ,, Wenn ich beide Personen liebe und diese damit einverstanden wären, dann spricht doch nichts dagegen. Ich meine, wenn mich meine fünfundachtzig Prozent mit einer Person nicht so glücklich machen, wie meine hundert Prozent mit zwei Personen, warum sollte ich meine Gelegenheit denn nicht ergreifen? Wie man so schön sagt: Jeder ist sein eigen Glückes Schmied. " Nun antwortete der Schwarzhaarige nicht mehr mit Worten. Stattdessen nickte er grübelnd. Was war, wenn seine kleine Schwester recht behielt...?Wenn es wirklich nur Gewinner, oder zumindest keine Verlierer, bei dieser Idee geben könnte...? Dann wäre es doch sicherlich nicht mehr verwerflich sein eigenes Glück zu schmieden...? 

Eine Woche verging und in dieser wurde sich jeder der beiden über ihre Wünsche immer mehr im Klaren. Claire war sich nun sicher, keine polyamouröse Beziehung mehr anzustreben. Die letzten beiden Beziehungen hatten ihr bereits jegliche Kraft geraubt. Nochmal könnte sie die Eifersucht, den Schmerz und die Tränen nicht ertragen. 

Hingegen steigerte sich Hideto immer mehr in die traumhafte Vorstellung hinein, eine Beziehung mit Claire und auch mit seiner Exfreundin Holly zu führen. Claire und er würden das perfekte Traumpaar sein, all die romantischen Dinge tun, welche er schon immer einmal tun wollte und sich immer lieben. Währenddessen würde er jedoch auch seine feurige Leidenschaft mit Holly auskosten, aus der vielleicht sogar irgendwann mehr entstehen könnte, als eine bloße Freundschaft-Plus. Es klang einfach nur perfekt, selbst wenn es, wie so vieles andere im Leben auch, definitiv nicht so perfekt laufen würde.

Das tönende Klingeln der Tür ließ sie aufhorchen. Ihr war klar, dass es der Schwarzhaarige sein musste, schließlich hatte er seinen Besuch schon über eine kurze Textnachricht im voraus angekündigt. Auf wackeligen Beinen tapste sie zur Wohnungstür. Sie hatte Angst vor dem, was der Abend mit sich bringen würde. ,, Hey... " , wisperte sie flüchtig, nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen unsicheren Kuss auf die Wange hauchte. Mit einem verliebten Lächeln erwiderte er ihre zarte Geste und trat ein, nachdem sie ihn hereinbat.

Wie auch schon zwei Wochen zuvor hatte sie ihm wider ein Glas Wasser hingestellt und sich selbst einen gekühlten Orangensaft eingeschenkt, ehe sie sich zu ihm gesellte. ,, Also, ich hab die letzten Wochen echt intensiv über deinen Vorschlag nachgedacht... " , fing Hideto leise zu sprechen an. Die Braunhaarige hakte sich sogleich ein: ,, J-Ja, ich auch... " ,, U-Und ich kam schließlich zu dem Entschluss, dass ich dein Angebot gerne annehmen würde, falls es immer noch stehen sollte... I-Ich denke, es würde uns beiden eine Last von den Schultern nehmen... " , fuhr er nun mit einer etwas lauteren, dafür zittrigen Stimme fort.

Seine Worte klangen komisch, so unfassbar seltsam, denn für Claire fühlte es sich gerade so an, als hätte man sie gezwungen das Doppelte ihrer alten Lasten zu tragen. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen, um ihm kleinlaut mitzuteilen, dass sie ihre eigene Idee auf einmal doch unheimlich schlimm fand und lieber nie wieder daran denken wollte, ihn einer anderen Frau zu überlassen. Allerdings zwangen die hoffnungsvollen Augen des Schwarzhaarigen sie in die Knie und sorgten dafür, dass sie kein Wort über ihre wahren Gedanken verlor.

,, O-Okay, und wie h-hast du dir s-so eine Beziehung v-vorgestellt...? " , hakte die Braunhaarige in einem ruhigen Ton nach, trotz bebender Stimme. Sie war nicht besonders gut darin, ihre Emotionen und Gefühle zu verstecken, aber sie gab ihr bestes dabei. ,, Naja, ich will keine offene Beziehung... Wahllos mit irgendwelchen Frauen zu schlafen, ist schon lange nicht mehr mein Ding... Ich dachte eher an jemanden, den ich kenne und mit dem ich es auch schon mal getan habe... " , druckste Hideto herum und anhand seiner nervösen Augen, die durch den Raum flitzten und seiner Stimme, die wieder leiser zu werden drohte, konnte sie bereits erahnen, von wem er da sprach. Ein böses Stechen ergriff ihr Herz, jedoch schluckte sie den Schmerz ganz schnell hinunter, ehe sie anfangen würde zu weinen und zu schreien.

,, H-Holly soll die z-zweite Frau werden, n-nicht wahr...? " Als Antwort auf ihre Frage erhielt sie von dem Schwarzhaarigen nur ein kaum merkbares, fast schon entschuldigendes Nicken. Auch wenn sie es innerlich schon gewusst hatte, seine Bestätigung für ihre Vermutung zu erhalten, kam dem Gefühl einer bevorstehenden Panikattacke recht nahe. Doch wieder versuchte sie das Ziehen in ihrer Brust unter Verschluss zu halten. Sie wollte ihm weder seine Freude über ihr Verständnis, noch seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft nehmen.

,, B-Bist du sehr böse darüber...? " , stammelte Hideto fragend und traute sich dabei nur flüchtig, ihr unsicher in ihre romantisch braunen Augen zu blicken. Ihre Mundwinkel schmerzten, als sie sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln zwang. ,, N-Nein, es macht m-mich glücklich, wenn e-es dich glücklich m-macht... " Nun musste auch er warm lächeln und froh darüber, wie angeblich gut sie seine Entscheidung verkraftet hatte, schloss er sie behutsam in seine Arme. Dabei küsste er die Spange in ihrem Haar und hauchte gegen diese: ,, Danke dafür, dass ich dich hab. " Claire schloss die Augen, um zu verhindern, dass Tränen aus diesen quellen würden. Sie musste durchhalten, nur noch ein bisschen länger. Heute Nacht dürfte sie dann loslassen und sich alleine in den Schlaf weinen.

An Ace in BedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt