An Ace in Bed

16. Chapter: Lost Memories of that Night

Auch wenn er ihre wohlige Wärme neben sich vermisste, so konnte er doch den Klang ihrer sanften Stimme vernehmen. ,, Ja Mum, ich hab dich auch lieb. Gute Nacht. Wir sehen uns übermorgen " , lachte Claire leise ins Telefon, ehe sie auflegte und ihn lieblich anlächelte. ,, Tut mir leid, hab ich dich geweckt? " Nun huschte auch über sein müdes Gesicht ein herzhaftes Lächeln, während er sie behutsam in seine Arme zog. ,, Halb so wild, ich kann an fremden Orten sowieso nie wirklich gut einschlafen " , hauchte er gegen ihr wirres kurzes Haar und küsste dieses schließlich flüchtig.

,, Wie wär's, wenn ich dir etwas zum Einschlafen vorlese? Ich bin ziemlich gut darin. Außerdem hilft mir das selbst immer, wenn ich in fremden Betten schlafen muss " , schlug die Braunhaarige nach einiger Zeit der nächtlichen Stille vor. Leise lachte Hideto auf. ,, Ja, warum nicht. " Sie begann ebenfalls freudig zu lächeln, als sie leise aufsprang, um in ihrem kleinen roten Koffer nach einem ihrer Bücher zu kramen. Als sie schließlich ein dickes Buch hervorzog, kroch sie schnell zu ihm zurück unter die warme Decke. Das schwarze Cover mit dem strahlenden Vollmond, der auf ein panisch rennendes Mädchen, dessen Kopf sich langsam aufzulösen schien, sein Licht warf, hatte etwas Bedrückendes, und doch passte es so gut zum Titel, Lost Memories of that Night. Worum es in diesem Buch wohl gehen würde? Er war gewillt es durch ihre Stimme herauszufinden. 

,, Ist das Buch sehr traurig? " , fragte er neugierig, während er seinen Kopf vorsichtig auf ihrer Brust ablegte. Ihr Herz schlug kräftig, doch in einem beruhigenden Rhythmus. Claire nickte kaum merkbar und machte eine kurze Pause, ehe sie meinte: ,, Es geht um eine vergewaltigte Frau, die sich an das, was ihr angetan wurde, nicht mehr erinnern kann. Keiner in ihrem Umfeld glaubt ihr, als sie erzählt, dass ihr etwas Schreckliches passiert ist, weil sie durch ihre verlorenen Erinnerungen weder die Tat, noch den Täter beschreiben kann. Alles, was ihr bleibt sind nichtssagende Flashbacks, die ohne Vorwarnung kommen und gehen und sie mit noch mehr Verwirrung zurücklassen und dem Gefühl, etwas Schlimmes sei ihr widerfahren. Sie fängt sogar an zu denken, dass sie verrückt geworden ist. Erst ganz zum Schluss trifft sie endlich eine Polizistin, der daselbe passiert ist und die ihr glaubt. " 

Nachdenklich musterte er sie. Er fragte sich, ob auch diese Geschichte wieder auf waren Begebenheiten beruhte...? Musste diese Frau auch im echten Leben durch die Hölle gehen...? Und wenn ja, wie ging es ihr dann wohl heute damit...? War sie überhaupt noch am Leben, oder hatte sie ihr Erlebtes vielleicht nie wirklich verarbeiten können...? ,, Was ist denn? Du guckst mich so geistesabwesend an " , holte Claire ihn aus seiner Grübelei. Schnell schüttelte er den Kopf. ,, Ach, es ist nichts... Ich hab mich nur gefragt, ob der Autorin dasselbe widerfahren ist... " ,, Nein, sie wurde nicht vergewaltigt, aber sexuell belästigt und leidet deswegen, wie ich auch, an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie wollte auf diese Erkrankung und das Leid derer, die sie haben aufmerksam machen " , erklärte sie mit einem hauchdünnen Lächeln, während sie ihre Finger sanft in seinem dichten Haar vergrub.

,, Warte, du hast auch ein Trauma...!? " , schreckte Hideto unsicher auf. Voller Sorge durchbohrte das dunkle Braun seiner Augen sie. Wieder begann die Braunhaarige beruhigend zu lächeln. Seine Besorgnis war wirklich sehr liebevoll. ,, Ja, aber ich hab dir doch schon oft gesagt, dass ich aufgrund meiner Vergangenheit in Therapie bin. Meine Therapeutin ist wirklich äußerst professionell und hilft mir echt sehr gut dabei, meine Angst und die Traurigkeit, wenn die Erinnerungen an den Tod meines Vaters zu schlimm werden, unter Kontrolle zu halten. Also musst du dir deswegen vorerst auch keine Sorgen machen " , erwiderte sie besänftigend, und doch mit einem kaum hörbaren Seufzen

Skeptisch zog der Schwarzhaarige eine Augenbraue nach oben. ,, Vorerst...? " Schnell biss sich Claire auf ihre Unterlippe, bereuend ihre Worte nicht besser gewählt zu haben. Nach einigen Momenten, in denen sie ihren Blick hatte nervös durch den Raum wandern lassen, hing dieser nun schließlich wieder an den dunkelbraunen Augen ihren Gegenübers. ,, N-Naja, meine E-Erkrankung ist wie eine Welle... I-In Monaten wie diesen geht es mir gut, aber e-es kann sein, dass es m-mir in nächster Zeit wieder schlechter gehen wird... S-So genau kann man das leider nie sagen... " , erklärte sie schwer seufzend. Entschuldigend schloss sie für einen flüchtigen Moment die Augen.

Hidetos verwunderter Blick wurde schnell wieder sanft und nun war er es, dessen Lippen ein beruhigendes Lächeln schmückte, als sich seine kalte Hand liebevoll auf ihre weiche Wange legte. ,, Und was soll ich in der Zeit, in der es dir nicht so gut geht, tun? " , fragte er vorsichtig und ließ seine Finger dabei liebevoll über ihre weiche Haut gleiten. Ein weiteres Mal schloss die Braunhaarige die Augen, diesmal jedoch vor wohligem Genuss. ,, Das, was du jetzt auch tust, für mich da sein " , hauchte sie wohlwollend, während sie ihren Kopf ein bisschen tiefer in den Berg aus Kissen sinken ließ. Ihre Antwort lockte ihm ein verliebtes Schmunzeln über die Lippen. ,, Ich glaube, das lässt sich einrichten. "

Gähnend blickte sie auf sein bezauberndes Gesicht hinunter. Er hatte seinen Kopf mittlerweile wieder auf ihre sich leicht hebende und senkende Brust abgelegt und war bei dem Lauschen ihres Herzschlages eingedöst. Trotz der manch grausamen Szenen des Buches wirkte er so friedlich und flüchtig fragte sie sich, ob er wohl auch einer der Leute war, die zu solchen brutalen Horrorfilmen einschlafen konnten. Doch eigentlich war es ihr egal, denn ihn so beruhigt schlafen zu sehen ließ ihre Wangen brennen, ihren Magen kribbeln und ihr Herz rasen. Obwohl sie Angst hatte, es würde alles wieder mit einem lauten, schrillen Klirren in tausend kleine Scherben zerbrechen, konnte sie sich einfach nicht mehr davon abhalten, sich in ihn zu verlieben, und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann wollte sie das auch eigentlich gar nicht.