31. Chapter: Movie Night

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Augenblicklich spürte Claire, wie das bleie Gewicht der Angst sie in die Knie zu zwingen drohte, als sie den ersten Schritt in das Kinogebäude wagte. Die grellen Lichter der Deckenlampen ließen ihre Hände, mit denen sie fest die von Olivia umklammerte, nur noch stärker schwitzen. Nur der verlockende Geruch von Popcorn in ihrer Nase konnte ihr rasendes Herz etwas beruhigen. ,, Wie wär's? Ich hol Popcorn und Getränke, während ihr euch solange da hinten hinsetzt. Heute ist zum Glück sowieso nicht so viel los und die Ecke dort drüben wirkt ziemlich ruhig " , bot Max lächelnd an, der um das Unbehagen seiner besten Freundin nur all zu gut bescheid wusste. Olivia und Claire nickten leise, ehe sie nach dem Sitzplatz suchten, den Max ihnen vorgeschlagen hatte. 

Erschöpft ließ die Braunhaarigen ihren Kopf auf Olivias Schulter sinken. Selbst einfach nur hier zu sitzen, in diesem Raum voller ungewohnter Eindrücke, kostete ihr größte Mühen und am liebsten wäre sie auch gleich wieder nach Hause gerannt. Doch ihre Therapeutin hatte ihr herzlich nahegelegt, dass Claire neue Schritte wagen müsste, um weiterhin gegen ihre Angst ankämpfen zu können. Und einer dieser Schritte war eben ein entspannender Kinobesuch mit ihren beiden besten Freunden, auch wenn sie alles andere als Entspannung dabei empfand.

,, So, da bin ich wieder " , grinste Max aufgeregt, der drei Getränke und einen großen Becher Popcorn auf dem Arm hielt. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie lange es her war, dass sie es alle drei ohne eine Panikattacke ins Kino geschafft hatten. Als Olivia ihm zwei der Getränke für sich und Claire abnahm, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue: ,, Ist das nicht ein bisschen viel Popcorn? " ,, Naja, ich dachte, dass wir es uns teilen " , zuckte Max nur etwas unbeholfen mit den Schultern und schenkte der Braunhaarigen dabei ein beruhigendes Lächeln. Nun blickte auch Olivia flüchtig zu ihrer besten Freundin, die zitternd an ihrem Orangensaft nippte. Mit einem besorgten Funkeln in ihren Augen seufzte Olivia kaum hörbar. 

Auch während des Films konnte Olivia ihren besorgten Blick nicht von ihrer Freundin nehmen, die durch die flackernden Lichter der großen Leinwand und den dröhnenden Geräuschen der Lautsprecher nur noch irritiert zu sein schien. All die Zeit, in der sie nun schon nicht mehr im Kino gewesen waren, hatte Claires Angst wieder zu neuer Stärke verholfen. Und jetzt saß sie hier, zitternd, ihre Hände nass vor Schweiß und ihre Zähne fest in ihrer Unterlippe verbissen, in der Hoffnung, nicht jeden Moment aus dem Kinosaal stürmen zu müssen. Sie wollte es schaffen den ganzen Film über durchzuhalten, um danach den Stolz in ihrer Stimme zu hören, wenn sie ihren Eltern und auch Hideto von ihrem Mut erzählen würde. 

Jedoch fühlte sie schließlich, wie eisige Kälte ihren Rücken entlangkroch und die Dunkelheit der Ecken des Kinosaals, die sich immer weiter auszubreiten schien, ließ ihr schwindelig werden. Außerdem wurde ihr plötzlich schlecht und bevor sie sich letztendlich im Kinosaal übergeben würde, rannte sie doch lieber hinaus auf die Toilette. Natürlich folgte Olivia ihr sogleich, während Max ihre Sachen zusammenpackte. Popcorn und Getränke ließ er allerdings zurück. 

Als die kalte Februarluft die Lungen der Braunhaarigen mit neuem Leben erfüllte, beruhigte sich ihr rasendes Herz langsam, aber stetig wieder. ,, Wir sollten nach Hause gehen... Das war wohl heute noch etwas zu viel für dich... " , seufzte Olivia mit leiser aufmunternder Stimme. Nun wandte Claire ihre Aufmerksamkeit abermals ihren beiden besten Freunden zu. Entschuldigend sah sie diese an. ,, Tut mir leid, dass ich euch den Abend wieder einmal vermiest habe... "  Doch ihre Freunde schüttelten nur mit einem verständnisvollen Lächeln den Kopf, ehe sie die Kleinere liebevoll in ihre Arme zogen. ,, Wir sind trotz allem super stolz auf dich und darauf, dass du dich getraut hast, heute mit uns mitzukommen " , flüsterte Max lächelnd gegen ihr wirres Haar. Olivia stimmte ihm eifrig nickend zu: ,, Ja, und keine Sorge wir setzen den Kinoabend zu Hause fort. Wozu haben wir schließlich einen Fernseher? " Herzlich stimmten Max und Claire in Olivias scherzhaftes Schmunzeln mit ein. 

Heimkino war immer noch das Lieblingskino der Braunhaarigen und sie war sich sicher, dass sich dies auch so schnell nicht ändern würde. Schließlich konnte sie sich Zuhause nicht nur selbst den Film aussuchen, sondern sich dazu auch noch gemütlich in ihre warme Decke einkuscheln. Außerdem machte Max das beste Popcorn, welches sie sich jemals auf der Zunge hatte zergehen lassen. 

,, Kann ich heute bei euch beiden schlafen...? " , fragte Claire schließlich nach dem Zähneputzen, währenddessen sie ihren unsicheren Blick im Badezimmer herumwandern ließ. Sie waren nun keine Kinder mehr und sie hatte auch schon lange nicht mehr mit ihren beiden Freunden in einem Bett geschlafen. Vielleicht wollten diese das nun auch nicht mehr, vor allem jetzt, wo sie eine Freundschaft-Plus miteinander führten. Max und Olivia blickten sich für einen Moment verwundert an, ehe sie die Zahnpaste ins Waschbecken spuckten und sich freudig angrinsten. ,, Natürlich kannst du bei uns schlafen! " , erwiderten sie fast gleichzeitig und ihre Stimmen bebten vor Aufregung, denn sie konnten sich fast nichts Schöneres vorstellen, als sich eng an ihre beste Freundin gekuschelt ins Land der Träume zu begeben.

Es war schon mindestens ein Jahr her seit sie das letzte Mal fest zwischen ihren beiden besten Freunden gekuschelt gelegen hatte. Doch sofort schlich sich das altbekannte Gefühl von Vertrautheit in ihr Herz. Sie konnte spüren wie Olivia ihre Finger zärtlich durch ihr Haar gleiten ließ, während Max Hände liebevoll über ihre Seiten wanderten. Und selbst als Max bereits eingedöst war, flüsterten Olivia und Claire noch kichernd miteinander, da es ihnen deutlich schwerer fiel einfach einzuschlafen, jetzt, wo sie endlich wieder einmal das Bett miteinander teilten. 

,, Weißt du, ich hab in letzter Zeit darüber nachgedacht, ob ich Hideto nicht vielleicht mit zum Grab meines Vaters nehme... Wir kennen uns nun schließlich schon ein halbes Jahr und er ist so liebevoll zu mir... Ich möchte ihm einfach die Chance geben, mich und meine Vergangenheit noch etwas besser kennenzulernen, um ihm auch zu zeigen, dass ich ihm wirklich vertraue, vor allem nach meiner Eifersuchtseskapade... Aber ich wollte zuerst wissen, was du davon hältst...? Findest du, dass das eine doofe Idee ist...? " , wollte die Braunhaarige schließlich wissen und musterte Olivia dabei mit verunsicherten Augen. Sie vertraute schon seit ihrer Kindheit immer auf den Rat ihrer ein Jahr älteren Freundin, die Dinge oft klarer zu sehen schien. 

Olivia erwiderte Claires Blick für einen Moment nachdenklich, ehe sie grübelnd antwortete: ,, Ich finde nicht, dass die Idee dumm ist, aber ich hoffe, du bist dir sicher, dass er der Richtige ist... Auch wenn er wirklich einen sehr lieben Eindruck macht, will ich nicht, dass du früher oder später feststellst, dich in ihm getäuscht zu haben... " Zögernd, aber verstehend nickte die Braunhaarige. Ihr Herz sagte ihr bereits, dass er der Richtige war, doch sie wusste, wie leicht dieses zu täuschen war. Also versuchte sie diesmal auch auf ihren Kopf zu hören.

Als die Gedanken an die Angst sich langsam aber sicher in ihren Kopf schlichen, drückte sie ihren zierlichen Körper noch etwas fester gegen Olivia und vergrub ihr Gesicht in deren Brust. Zuerst noch etwas überrascht, doch schließlich sanft lächelte ihre beste Freundin und legte liebevoll einen Arm um die Kleinere. ,, Es tut mir leid, dass ich dir so selten sage, wie lieb ich dich eigentlich habe... " , hauchte sie entschuldigend gegen das wirre Haar der Braunhaarigen, was ihr verwunderte Blick bescherte. ,, Aber ich weiß doch immer ganz genau, wie lieb du mich hast " , lächelte Claire warm, ehe sie liebevoll schmunzelte, ,, Und ich hoffe du weißt genauso gut, wie sehr ich dich liebe. "

An Ace in BedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt