33. Chapter: Trevor

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,, Wäre es okay für dich, wenn wir noch kurz zu meinen Eltern fahren...? Ich möchte Hallo sagen... " , fragte sie kaum hörbar, während ihr verunsicherter Blick nur flüchtig auf ihm lag, ehe dieser wieder aus dem Fenster schweifte. Hideto, der mittlerweile das Lenkrad zurück in seinen Händen hielt, nickte lediglich leicht, da er ihren traurigen Augen nun wirklich keinen Wunsch abschlagen konnte. Er fragte sich indessen, ob Claires Mutter den selben bekümmerten Ausdruck auf ihrem Gesicht tragen würde, schließlich hatte nicht nur Claire ihren Vater, sondern auch sie ihren Ehemann verloren. Zugegeben hatte er ein wenig Sorge, die Antwort auf seine unausgesprochene Frage herauszufinden.

Als Mary-Jane, welche offenbar schon mit dem Besuch ihrer Tochter gerechnet hatte, die Tür öffnete fiel Claire ihr ohne große Umschweife weinend um den Hals. Ihre Mutter erwiderte die Umarmung tröstend, und doch mit einem leisen Seufzen. Sie hatte sich nach all der Zeit daran gewöhnt, dass ihr Mann nicht wiederkommen würde, doch Claire konnte den Tod ihres Vaters immer noch nur schwer verkraften, weshalb sie auch jedes Jahr mit Wangen voller Tränen auf der Türschwelle ihrer Mutter auftauchte. Ihre Tochter so leiden zu sehen, zerriss Mary-Jane das Herz, aber außer Claire Trost zu spenden, konnte sie nicht viel für sie tun. Die Braunhaarige musste selbst aus ihrer tiefen Traurigkeit herausfinden.

Der heiße Kaffee brannte bitter auf seiner Zunge, genauso wie er es mochte. Er musste zugeben, dass Claires Mutter tatsächlich einen der besten Kaffees machte, den er je probieren durfte, was er ihr auch sogleich mittteilte, um die betrübte Stille zwischen ihnen zu unterbrechen. Sie bedankte sich auch flüchtig, doch gegen das beklemmende Schweigen hatte sein liebes Kompliment trotzdem nicht geholfen. Vermutlich wollte die Familie aber auch gar nicht sprechen, sondern lieber leise um ihren Verlust trauern. Und trotz dass er Claire zuliebe bis zuletzt geschwiegen hatte, hielt er diese erdrückende Traurigkeit, die ihn umgab, einfach kaum noch aus.

,, Wie war Trevor denn so...? " , traute sich der Schwarzhaarige schlussendlich doch zu fragen, als er sich nicht länger auf die Zunge beißen konnte. Sowohl Claire, als auch ihre Mutter, die bis jetzt nur stumm in ihre Tassen gestarrt hatten, sahen nun zu ihm auf und zu seiner großen Überraschung fing zumindest Mary-Jane an wehmütig, aber auch herzlich zu lächeln. ,, Er war ein kiffender Idiot, der sich gerne rumgetrieben hat " , schmunzelte sie zuerst noch leicht mit den Augen rollend, ehe sie jedoch liebevoll meinte, ,, Aber ich hätte mir trotzdem keinen liebevolleren Ehemann für mich oder besseren Vater für Claire vorstellen können. "

Nun legte sich auch auf die blassen Lippen der Braunhaarigen ein leises Lächeln, obwohl es sie doch ein wenig traurig stimmte, dass sie immer wieder drohte die schönen Erinnerung an ihren Vater zu vergessen. Dabei waren es genau diese Bilder, die sie von ihm behalten wollte, seinen Humor, sein strahlendes Lächeln und sein großes Herz. Doch ihr Vater war nicht der Einzige mit diesen wundervollen Eigenschaften, welche sie so sehr liebte. ,, Das erinnert mich ein wenig an dich " , flüsterte sie Hideto neckisch zu. Dieser erwiderte ihr Lächeln nun frech, als er unverblümt entgegnete: ,, Ich weiß nicht, ob ich beleidigt sein soll, weil du mich gerade einen kiffenden Idioten genannt hast, obwohl ich schon länger wieder kein Gras rauche oder glücklich darüber, dass du mich als deinen zukünftigen Ehemann in Betracht ziehst. " Seine Worte trieben Claire die Röte in ihre sonst so blassen Wangen. Dieser Anblick ließ sowohl Mary-Jane, als auch den Schwarzhaarigen amüsiert schmunzeln.

Während Mary-Jane die Tassen in den Geschirrspüler einräumte, stand die Braunhaarige plötzlich auf und griff vorsichtig nach seiner Hand. ,, Komm mit! Ich will dir etwas zeigen " , beantwortete sie mit einem schüchternen Lächeln seine unausgesprochene Frage. Hideto nickte nur kaum merkbar, ehe er ebenfalls aufstand und ihr die hölzernen Treppen hinauffolgte. Sie schlenderten durch den schmalen Flur, bis Claire schließlich vor einer der braunen Tür stehen blieb, auf der ein Poster von der kleinen Meerjungfrau hing. Sofort verstand er und begann zu grinsen.

Als sie die Tür zu ihrem alten Kinderzimmer öffnete strömte ihm sofort der eigenartige Geruch von alten Bücherseiten in die Nase. Ungeachtet dessen, dass sie nun schon seit einigen Jahren nicht mehr hier wohnte, waren die Regale doch noch voller verstaubter Bücher. ,, Sag mal, wurdest du lesend geboren? " , lachte der Schwarzhaarige scherzend, als er durch das kleine Zimmer streifte. ,, Nein, obwohl das wirklich ziemlich cool wäre " , schmunzelte Claire, während sie die Tür hinter sich schloss, ,, Aber seit dem ich lesen kann, tue ich es auch. " ,, Ich hab auch nichts anderes von dir erwartet " , seufzte er amüsiert mit den Augen rollend und ließ sich dabei auf das weiche kleine Bett fallen. ,, Alles in diesem Zimmer ist irgendwie winzig. " ,, Naja, hier hat eben auch eine kleine Person gelebt " , kicherte sie ein wenig eingeschnappt, ehe sie zu dem alten Schreibtisch gegenüber des Bettes ging und in einer der Schubladen kramte, wobei Hideto sie neugierig beobachtete.

Nachdem sie schließlich fand, wonach sie gesucht hatte, legte sie sich zu ihm aufs Bett. Behutsam zog der Schwarzhaarige sie in seine Arme und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, was Claire flüchtig auflachen ließ. Dann zeigte sie ihm leise lächelnd, wonach sie gekramt hatte. Es war ein altes Bild von Mary-Jane und einem Mann, von dem Hideto annahm, dass dieser Trevor war. ,, Meine Mum und mein Dad haben nie geheiratet, weil ihre Eltern ihnen ihren Segen nicht geben wollten. Aber das hat sie trotzdem nicht davon abgehalten glücklich miteinander zu werden und mich in diese Welt zu setzen " , erzählte die Braunhaarige seicht lächelnd und von der Traurigkeit, die vor wenigen Stunden noch in ihren Augen getobt hatte, war nicht mehr viel zu erkennen. Und so redete sie fröhlich weiter über den Teil ihrer Kindheit, als ihr Vater noch gelebt hatte, währenddessen Hideto ihr verliebt und gespannt lauschte.

Doch irgendwann hörte sie plötzlich auf und blickte ihn entschuldigend an. ,, T-Tut mir leid... Ich r-rede die ganze Zeit nur von mir und hab gar n-nicht daran gedacht, d-dass dich das vielleicht langweilen könnte... " ,, Du langweilst mich doch nicht! Ich liebe es, dir zuzuhören. Das ist fast als würdest du mir ein Buch über deine Kindheit vorlesen " , protestierte er sanft und schenkte ihr dabei ein warmes Lächeln, während er mit seinen Finger zärtlich über ihre Wange glitt. Seine Berührung ließ Claire wohlig aufseufzen und sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. In seinen Armen fühlte sich dieser triste Tag etwas erträglicher an.

An Ace in BedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt