17. Chapter: Home

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,, Ich hoffe du vermisst mich nicht all zu sehr, solange ich weg bin " , hauchte er schmunzelnd gegen ihre Lippen. Die Braunhaarige kicherte kaum hörbar. ,, Keine Sorge, über dich komm ich schnell wieder hinweg " , erwiderte sie mit einem neckenden Funkeln in den Augen. Er grinste ebenfalls frech, als er ihr einen flüchtigen, aber liebevollen Kuss auf die Lippen drückte und schließlich in ihr Ohr raunte: ,, Pass gut auf dich auch. " ,, Du auch auf dich" , lächelte sie nun wieder schüchtern, ehe sie ausstieg, die Autotür hinter sich zufallen ließ und zum Bahnhof rannte. Der nächste Zug sollte sie seit langer Zeit mal wieder zurück zu ihrem eigentlichen Zuhause bringen.

Als sie den kleinen Vorgarten mit dem großen Apfelbaum, dessen kahle Äste weit in den graubewölkten Himmel hinaufragten, betrat, kam ihr sofort laut bellend ein kleiner braun-weißer Parson Russell Terrier entgegengelaufen. ,, Rose! Hierher, meine Süße! " , rief eine Frau mit langen, orangebraunen Haaren, die sie zu einem lockeren Dutt zusammengebunden hatte. Der Hund gehorchte sofort und rannte zurück zu seiner Besitzerin. 

Mit einem freudestrahlenden Lächeln warf Claire sich der Frau mittleren Alters um den Hals. ,, Ich hab dich so vermisst, Mum " , flüsterte die Braunhaarige in das Ohr ihrer Mutter, die ihre Arme mittlerweile liebevoll um ihre Tochter geschlungen hatte. ,, Ich dich auch, mein Schatz " , lächelte diese und drückte Claire nochmals fest an sich, ehe sie sich wieder voneinander lösten. Nun begrüßte auch Rose ihre geliebte Claire freudig. ,, Dich hab ich natürlich auch schrecklich vermisst " , lachte die Braunhaarige herzhaft und streichelte über das struppige Fell des Hundes.

Nachdem Claire und ihre Mutter Mary-Jane es sich vor dem warmen Kamin mit heißer Schokolade gemütlich gemacht hatten, grinste Mary-Jane, als sie zufällig den Handyhintergrund ihrer Tochter bemerkte: ,, Und? Wer ist dieser junge Mann auf dem Bild? " Die Braunhaarige errötete etwas. Es war schon lange her, dass sie mit ihrer Mutter über solche Dinge gesprochen hatte. Das letzte Mal war sie noch Literaturstudentin an der Uni gewesen. ,, Naja, sein Name ist Hide und ich kenne ihn jetzt schon seit ein paar Monaten. Wir sind aber erst vor zwei Wochen offiziell zusammengekommen " , nuschelte sie verlegen, während sie an ihrer heißen Tasse nippte. 

,, Wie kommt er mit deiner Asexualität zurecht? " , hakte Mary-Jane nun mit demselben besorgten Blick nach, den auch Liv ihr immer zuwarf, wenn sie über Hideto sprach. Ein gedankenverlorenes Lächeln schmückte Claires Lippen, als sie antwortete: ,, Gut, schätze ich. Er hat gemeint, er will, dass ich die einzige Frau für ihn bin, deswegen führen wir auch keine offene Beziehung. Das ist irgendwie beruhigend, aber auch ziemlich beängstigend zugleich für mich. "

Sie hatte noch nie eine monogame Beziehung geführt. Alles, was sie kannte, waren Männer die sie liebten und mit einer anderen Frau schliefen, bevor sie sich schließlich auch in diese verliebten. Und meistens war ihre Beziehung dann zum Scheitern verurteilt. Jedoch war mit Hideto nun alles anders gekommen. Nur leider kam mit dieser neu gewonnenen Hoffnung auch die alte Angst zurück. 

,, Das kann ich mir gut vorstellen, aber ich glaube ihr werdet das schon hinkriegen. Er hat dich genauso angesehen, wie dein Vater mich damals " , seufzte ihr Mutter ein wenig verträumt und legte einen Arm um ihre Tochter, um diese etwas näher an sich heranzuziehen. Für einen Moment schwieg Claire. Ihr Vater war nie ein Tabuthema in ihrem Haus gewesen, und doch veränderte die Stimmung sich immer, wenn sie über ihn erzählten. 

,, Findest du wirklich? Naja, er riecht zumindest wie Dad " , kicherte die Braunhaarige kaum hörbar. ,, Na hoffentlich kifft er nicht genauso viel " , schmunzelte Mary-Jane, glücklich darüber mit welcher Freude ihre Tochter über diesen neuen Mann sprach. Claire schüttelte als Antwort auf die Worte ihrer Mutter nur leicht mit dem Kopf. ,, Wann wirst du ihn uns denn vorstellen? " , lächelte Claires Mutter nach einer kurzen Pause neugierig. ,, Vielleicht an Weihnachten, damit wir alle zusammen feiern können " , überlegte die Braunhaarige. Sie wusste nicht so genau, ob Hideto überhaupt Zeit hätte, wenn er mit seiner Familie feiern würde.

,, Na dann wird Michelle wohl für einen mehr kochen müssen " , lachte Mary-Jane leise mit diesem verliebten Funkeln in den Augen, das sie immer hatte, wenn sie über Michelle redete. ,, Wo ist sie eigentlich? " , fragte die Braunhaarige und ließ ihren Blick dabei flüchtig durch den festlich dekorierten Raum schweifen. Obwohl noch nicht einmal der Advent begonnen hatte, so schmückte ihre Mutter schon jetzt immer feierlich das Haus. ,, Sie trifft sich mit den Elektrikern in der Bar. Der Kühlschrank ist wohl defekt. " Nur kaum merkbar nickte Claire.

,, Mum...? " , unterbrach die Braunhaarige nach einiger Zeit des angenehmen Schweigens die Stille. ,, Ja, mein Schatz? " Claire biss unsicher auf ihrer Unterlippe herum, als sie kaum hörbar fragte: ,, Hast du eigentlich nie Angst, Michelle zu verlieren, nachdem, was mit Dad passiert ist...? " Zuerst blickte ihre Mutter sie überrascht an, ehe ihre Augen nachdenklich wurden. Eine ganze Weile lang starrte sie einfach nur auf das lodernde Feuer, welches im Kamin tobte, bevor sie schließlich wieder ihre Tochter ansah und erwiderte: ,, Jeden Tag frage ich mich, was wäre wenn... Jedoch liebe ich deine Mutter genauso sehr, wie ich deinen Vater geliebt habe, und deswegen will ich mich von meiner Angst auch nicht kontrollieren lassen und lieber jede Minute mit ihr genießen, die mir noch bleibt. "

,, Aber wie schaffst du es bloß nicht immer besorgt um sie zu sein...? Jetzt, wo Hideto nach Japan fliegt, wird mir doch ganz schwindlig... Ich muss die ganze Zeit daran denken, was wäre, wenn sein Flugzeug abstürzt oder er dort eine andere Frau kennenlernt... " Genau wie auch Hideto es immer tat, legte Mary-Jane eine Hand auf die warme Wange ihrer Tochter und drehte ihr Gesicht zu sich, als sie mit einem besänftigenden Lächeln meinte: ,, Du musst ihn leider erst gehen lassen, um zu sehen, ob er wiederkommt. Aber wenn er auch nur ansatzweise so ist wie dein Vater, dann wird er zu dir zurückkehren. " Auch wenn die liebevollen Worte ihrer Mutter die Angst aus ihrem Herzen nicht komplett vertreiben konnten, so hatte sie nun doch das Gefühl, dass alles gut werden würde, denn ihre Mutter hatte recht. Sie musste darauf vertrauen, dass er sie liebte, und wenn er das wirklich tat, dann würde er auch nicht mit einer anderen Frau im Arm zurückkehren, so wie ihre Exfreunde es einst getan hatten.

An Ace in BedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt