The silence

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Luukas sagte kein Wort.
Sein Daumen streichelte immer wieder über meinem Handrücken und versuchte mich so zu beruhigen.

"Ich fand es schade, dass ich dich gestern nur so kurz gesehen habe.", wiederholte ich nochmals leise, um zu verdeutlichen, wie sehr ich ihn brauchte.
Wieder entschied sich Luukas für die Stille.

Er war kein Mann der grossen Worte. Jedenfalls nicht mehr.
Doch ich wollte dieser Stille ausweichen. Ich brauchte jemand der mit mir Spricht, um meine Gedanken umzulenken und mich zurück auf den Boden holt, denn ich fühlte mich verloren in dieser Stille und ich war zu müde, um nach Hilfe zu schreien.

Ich wagte es mein Blick von der Tischkante zu lösen und schaute Luukas erwartungsvoll an, doch er schien nicht zu wissen was er sagen sollte.
Man sah ihm seine Überforderung an und er war sich seiner Schuld bewusst, denn er konnte ausnahmsweise seine Gefühle nicht überspielen, doch ihm war nicht bewusst, wie sehr ich mich nach seinen Worten sehnte.
Es schien, als ob ich dazu verdammt war, in dieser Lautlosigkeit förmlich zu ertrinken. Je länger ich nach Luukas Worte sehnte, desto mehr merkte ich, dass es nichts brachte Luukas zu zwingen etwas Liebe und Würde zu zeigen und sich für gestern Abend, oder für die grausamen Nächte zu entschuldigen und mich zu stärken, wie es in einer Beziehung eigentlich üblich wäre.

Schnell strich ich meine Tränen weg und machte mich parat, um diese Wohnung zu verlassen. Luukas schien keine Anstalt zu machen, um mich bei sich zu halten oder dieses Wortlose Gespräch mit einer lieben Geste zu beenden. Ratlos legte er seine Hände an die warme Kaffee Tasse und starrte immer noch fassungslos ins Getränk.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte ich mich zu Fuss auf den Weg ins Studio, welches ein Stück entfernt war.
Trotz des langen Fussmarsches, fühlte ich mich gut.
Ich genoss den kühlen Wind, der um meine Ohren wehte, die weichen Waldstrassen unter meinen Füssen, dieses weit entfernte aber doch so nahe Vogelgezwitscher.
Es war keine unangenehme leere, die ich mit allen Mitteln versuchte zu unterbrechen. Im Gegenteil.
Es war ein angenehmes alleine sein und ich fühlte ich zunehmend besser.

Als ich endlich im Studio ankam, war ich wie erwartet nicht allein. Janne, unser Gitarrist, war gerade dabei eines seiner Solos einzuüben.
Ich holte auch meine Gitarre aus dem Nebenraum und setzte mich zu ihm.

"Na was geht?", fragte er mich, während er weiterhin an der Gitarre rum zupfte.
Seine Finger glitten auf dem Hals der Gitarre rauf und runter.
"Zu viel und doch zu wenig.", seufzte ich und stimmte auch meine Gitarre.

Janne schien das Solo mehrmals geübt zu haben, denn es klang so perfektioniert und so wundervoll, doch seine Gesichtszüge passten nicht zur Melodie.
Er wirkte gelangweilt und als ob es ihm keinen Spass machen würde.
"Und bei dir so?", fragte ich nach, worauf er mit den Schultern zuckte. Seine Finger hielten die Saiten, so dass der wunderschöne klang von vorhin abrupt stoppte. "Ich finde wir sollten uns bisschen mehr auf die Musik konzentrieren, sonst schaffen wir es nie wieder an die Spitze der Charts.", beichtete Janne.
"Ich weiss, ich möchte es doch auch, aber momentan ist es nicht der richtige Zeitpunkt.", hielt ich ihn noch etwas hin.
Janne trank einen Schluck aus seinem Bier, legte seine Gitarre weg und nahm eine Zigarette hervor.

The fight against the silence - 'til the last breathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt