The band

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Wir standen lange in der Küche und genossen das, was wir in letzter Zeit zu wenig hatten. Unsere Zweisamkeit.
Es fühlte sich nicht an wie ein magischer Moment, doch es war auch keine Selbstverständlichkeit vorhanden.

Um ehrlich zu sein, fühlte ich nichts.
Es war als ob ich mir eine Mauer um meine Gefühlte baute und alles was heute passierte, war nur ein lausiger Ziegelstein, der dazu diente, die Mauer zu vervollständigen, sodass ich am Schluss in meinem Bunker sass und in der Stille ersticken würde.
Nur lautete meine Frage, wann diese Mauer fertig war, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich noch mehr Ziegelsteine finden würde.
War die Mauer also schon fertig? Musste ich nun hier im Dunkeln warten und hoffen, dass mich jemand finden würde?

"Willst du dich hinlegen? Ich koche uns was.", fragte er nach. Anstelle einer Antwort zu geben, umarmte ich ihn noch fester und genoss sein da sein und seine Fürsorge.

Ich versuchte meine Kraft an ihm zu tanken, um diese Mauer zu durchbrechen, denn ich wusste, dass meine Hilfeschreie niemand hören wird.
Wir verharrten eine Weile in dieser Position, bis ich mich schliesslich entschied seinem Plan nachzugeben und legte mich aufs Sofa, um der Tatenlosigkeit nachzugehen.
Es dauerte auch nicht lange bis ich eingenickt bin, was kein Wunder war, nach dem heutigen Drama.
Mein Körper brauchte diese Pause und ich merkte, als ich vom Duft der warmen Spaghetti wach wurde, wie auch mein Kopf dankbar war.

Noch immer etwas müde setzte ich mich an den Tisch, wo Luukas die Teller hinstellte.
"Geht's etwas besser?", fragte er nach und setzte sich zu mir.
Ich nickte ihm nahm einen Löffel voller Nudeln in den Mund. Luukas griff nach meiner Hand und schaute mich an.
"Es ist nicht schlimm Samu. Die Therapien sind heutzutage so gut, dass du dein Leben wie gewohnt weiterführen kannst. Die einzige Änderung wird die Tablettenmenge, die du Täglich einnehmen musst sein.", versuchte mich Luukas nun aufzubauen.

12 Stunden hat es also gedauert, bis er sah, wie fertig es mich machte.
Ein halber Tag musste vergehen, bis er endlich reagierte.
Diesmal blieb ich still.
Vorsichtig zog ich meine Hand weg und ass genüsslich weiter. "Was war denn im Studio so wichtig, dass du mich versetzen musstest?", fragte er.
Ich merkte, wie Luukas meine Enttäuschung zwar bemerkte, diese jedoch nicht ernstnahm. "Janne steigt aus der Band.", antwortete ich kurz und knapp. Luukas nickte nur verständnislos, bevor er sich ebenfalls seinem Teller widmete.
"Ich sagte dir doch, dass dir diese Leute nicht guttun. Du solltest aufhören mit der Band und was anständiges machen.", sagte er schliesslich, worauf ich ihn verdutzt anschaute, aber kein Wort sagte.
"Naja, die Leute werden dich nicht zum Erfolg bringen. Ausserdem machst du dir jedes Mal so einen enormen Druck. Das tut dir einfach nicht gut.", versuchte er sich rechtfertigen.
"Und wie möchtest du denn diese Wohnung zahlen?", liess ich mich auf die Diskussion ein.

Nicht nur die Tatsache das er meine Freunde als Nichtsnutze darstellt verletzte mich, sondern auch der Fakt das mein arbeitsloser Freund nicht sieht wie viel mir diesen Traum als Musiker bedeutet.

Es ist keine Arbeit für mich, sondern mein Hobby und zudem mein Lebenselixier.
Ich habe so viel schweiss, Blut und Tränen in diesen Traum gesteckt und mit dem Plattenvertrag, den wir kürzlich unterschreiben konnten, haben wir nun eine glorreiche Zukunft vor uns.
Das Einzige was uns noch fehlt ist ein Album, welches die Menschenmasse anzieht.
Unser Manager gab uns dafür alle Zeit der Welt.
Nicht nur weil er an uns glaubte, sondern auch weil er sich bewusst war in welcher Situation ich mich befand.
Ich schätzte, dass auch Janne konnte ein Gespräch mit dem Boss hatte, bevor er mir die Nachricht übergab.

Luukas dachte etwas nach, doch entschied sich schliesslich dem Essen zu widmen und dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.

The fight against the silence - 'til the last breathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt