The best friend

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Es war nicht das erste Mal, dass Luukas in einem Streitgespräch mir die Schuld für etwas gab, wofür wir beide verantwortlich waren.
Seine Liebe zu mir war wohl nie so stark, wie meine Liebe zu ihm.

Wir standen lange da, schauten uns an und hofften, dass die Worte verschwinden würden.

"Schatz, es war nicht so gemeint.", seufzte er schliesslich und versuchte mich in den Arm zu nehmen, doch ich stiess ihn von mir weg.

Ich nahm meine Schlüssel und mein Handy, zog meine Schuhe an und verliess die Wohnung so schnell es ging.
Meine Hände waren tief in der Hosentasche vergraben und meine Kapuze über mein Gesicht gezogen. Immer wieder musste ich meine Tränen wegwischen, denn zurückhalten konnte ich diese nicht mehr.

Schnell lief ich zu meinem besten Freund nachhause, der zum Glück nur eine halbe Stunde Fussmarsch von mir weg wohnte.
Es war kalt und windig in Helsinki, was für ein Mensch wie mich, ohne Jacke nicht wirklich angenehm war, doch die frische Luft und die Zeit für mich alleine tat mir mehr als gut.
Es war nur die Stille um mich die mich störte, denn es fühlte sich einsamer an, als es schon war.
Sie brachte mich nicht auf andere Gedanken, sondern liess mich mehr und mehr in Luukas Worte versinken. Ich konnte nicht anders als darüber nachzudenken.
Mir zu überlegen, ob er das wirklich so meinte.
Ich wusste, das er es nur aus Wut gesagt hat. Das ganze Gespräch bestand nur aus Wut und Angst. Ich gab mir Schuld für diese Ausgangslage, denn darauf wurde ich in den letzten zwei Jahren von Luukas trainiert.
Hätten wir uns normal hingesetzt und uns normal unterhalten, hätten wir bestimmt eine Lösung gefunden.

Es dauerte eine Weile, bis ich endlich bei Jukka zuhause ankam. Umso glücklicher war ich, als er mir schnell die Tür öffnete und ohne viele Fragen zu stellen mich in seine Wohnung zerrte, mich mit einem warmen Kaffee und einer Deckte versorgte und mich einfach in den Arm nahm.
Er wusste nicht was passiert ist und warum ich spontan so verheult vor ihm auftauchte, doch wieder war er für mich da.

Ich wusste, wenn er nicht zuhause war, waren auch Sami und Raul für mich da.
Von Janne wollte ich vorerst nichts wissen, denn er schlich sich langsam immer mehr aus meinen Gedanken und aus meinem Leben. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, doch der Abschied tat mir noch immer weh.

Jukka streichelte beruhigend meinen Rücken und liess langsam von mir ab, um ein Taschentuch zu holen.
"Es tut mir leid, dass du durch so eine schwierige Zeit gehen musst.", seufzte er etwas und richtete mein zerzaustes Haar. "Die neue Farbe gefällt mir.", flüsterte er leise, denn er wusste nicht, ob es angebracht war.
Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen.
Nur langsam konnte ich mich beruhigen.
"Riku hat mich gefragt, ob wir morgen Zeit haben, um ins Studio zu gehen. Soll ich absagen?", fragte er vorsichtig, worauf ich den Kopf schüttelte.
"Ablenkung tut gut", schniefte ich leise und wischte mit dem Taschentuch die Tränen weg. "Streit mit Luukas?", fragte er, als er merkte, dass ich mich wieder etwas beruhigt hatte.
Ich nickte und atmete tief durch. Jukka seufzte nur auf und streichelte beruhigend meinen Oberarm.
"Heftigen Streit.", antwortete ich knapp.
"Hat er dich geschlagen?", fragte Jukka sofort nach.
Sofort schüttelte ich den Kopf.
"Er hat mir an den Kopf geworfen, dass ich schuld an meiner HIV-Erkrankung bin.", erklärte ich kurz.
"Möchtest du hier schlafen?", fragte er nach und atmete tief durch, um nicht auch noch wütend zu werden.

Ich nickte, denn ich brauchte Zeit für mich zum nachdenken, ob ich noch genug Kraft für die Beziehung habe.

The fight against the silence - 'til the last breathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt