The fight against the silence - 'til the last breath

The sibling

Ich vertiefte mich so sehr in die Musik, dass ich nicht merkte, wie Luukas in die Wohnung eintrat und mich beobachtete.
Erst als ich wieder einen Schluck von meinem Kaffee trinken wollte, sah ich wie Luke an der Wand angelehnt dastand und zu mir rüber schaute.
“Klingt toll.”, lobte er mich mehr oder weniger emotionslos.
“Mara kommt gleich vorbei. Wir wollten noch etwas an der Hochzeit planen.”, informierte er mich schliesslich.
Nickend trank ich mein Kaffee aus.

Während Luukas die Wohnung etwas aufräumte, um danach seinem Job als Trauzeuge nachzugehen und dem Brautpaar bei den Vorbereitungen zu helfen, verkroch ich mich auf dem Sofa und hoffte darauf, dass der Tag schnell vorbei war und meine Langeweile und Motivationslosigkeit ein Ende fand. Es dauerte lange, bis meine Hoffnung sich erfüllte und meine Rettung in Form von einer Nachricht auftauchte.

Es war meine Schwester Sanna, die gerade in der Stadt war und die Gelegenheit nutzen möchte, um mich zu sehen.
Natürlich nahm ich diese Einladung an, denn ich hatte meine Schwester schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Wir trafen uns in einem Park mitten in der Stadt, holten uns von einem kleinen Holzschuppen ein Kaffee in einem Einwegbecher und schlenderten gemütlich über die Kieswege.

Sanna hatte viel zu erzählen, denn nicht nur ihr neuer Job, sondern auch ihre inzwischen vier Jahre alte Tochter boten eine Menge Gesprächsstoff.
“Wie geht es dir eigentlich?”, fragte sie mich schliesslich und schaute lächelnd zu mir.

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte schnell die richtigen Worte zu finden, doch es schien als ob es nichts gäbe, was meine Situation verschönern könnte. “Luukas und ich hatten letztens einen Streit.”, versuchte ich einen Anfang zu finden, um sie über meinen Lebensstand aufzuklären. Sannas Blickte sofort zu mir Hoch. “Jedes Paar streitet sich mal.”, versuchte meine kleine Schwester mich aufzumuntern.
“Ich fühle mich nicht mehr wohl in unserer Beziehung.”, seufzte ich leise.

Es fiel mir schwer diese Gedanken auszusprechen, denn ich wollte es nicht wahrhaben.
"Ich glaube er hat mich letzte Nacht genötigt.”, flüsterte ich und versuchte mühevoll die Tränen zurück zu halten.

Es war nicht die erste Nacht, die ich mit lieblosem Sex aushalten musste, doch ich wusste, dass es auch nicht die letzte Nacht war, solange ich nichts daran änderte. Ich fühlte mich, als ob ich laut werden musste, damit ich aus dieser Situation befreit werde, denn ich konnte es nicht aus eigenem Antrieb.
Immer mehr bereute ich es, dass ich Riku nicht ja gesagt hatte, als er mir helfen wollte.
Stattdessen habe ich ihn weggeschickt, obwohl ich ihn brauchte.

“Warum glaubst du es?”, fragte Sanna nach.
“Ich wollte seine Nähe und seine Liebe aber er hat es ausgenutzt um sein Spass zu haben.”, versuchte ich ihr meinen Gedankengang zu erklären.
“Das war bestimmt nur ein Missverständnis. Du solltest nicht so streng sein zu ihm. Luukas tut so vieles für dich.”, sagte Sanna und streichelte meinen Rücken. “Sanna... Er hat mich angesteckt.”, beichtete ich schliesslich. Sofort blieb Sanna stehen.
“Mit dem Virus?”, fragte sie sofort nach und schaute mich mit weit geöffneten Augen an.
Ich nickte nur, denn es fühlte sich an, als ob ich nichts mehr zu sagen hätte.

Mein Kopf fühlte sich so leer an und doch war er so voll. Voll von all den 'Missverständnissen', die ich mit Luukas erlebte.

Stumm stand Sanna da, schaute in meine glasigen Augen und versuchte die passenden Worte zu finden.
Es gelang ihr wohl genau so wenig wie mir. Vorsichtig umarmte sie mich und atmete leise durch. “Warum hast du mir nichts gesagt?”, flüsterte sie betroffen in meine Brust.
“Ich fand nie den richtigen Moment.”, entschuldigte ich mich. “Aber das ist behandelbar. Oder?”, fragte sie erneut.
“Ja. Sehr gut sogar.”, versuchte ich sie zu trösten.
Sanna und ich verharrten eine Weile in der Umarmung.