The fight against the silence - 'til the last breath

The pictures

Luukas konnte nicht mal die Tür richtig öffnen, schon kam Jukka rein und umarmte mich zur Begrüssung.

Seine Energie und seine gute Laune überforderten mich, sodass ich nur da sass und mich kaum rührte.
Jukka setzte sich neben mich aufs Sofa, streckte mir ein Bild von einem Braunhaarigen Typen mit blauen Augen und einer Gibson Gitarre vor die Nase und grinste mich an.

Ich nahm das Handy in die Hand, um das Bild genauer anzuschauen, denn ich konnte nicht entziffern was er mir mit dem Bild zeigen wollte. Der Mann auf dem Foto schien gerade an einem kleinen Bar Konzert zu spielen.
Wo genau er spielte konnte ich nicht entziffern, doch ich mochte dieses Bild und diesen Typen.
Ich mochte es wie er mit seinem verschlafenen Blick in die Kamera grinste.
Auf seinem Gesicht war ein breites Lächeln zu sehen.
Seine Finger sahen so weich aus. Als ob er gerade all seine Energie, die er in sich trug in die Musik steckte und so ein paar wunderschöne Töne entlockte, die nicht nur das Publikum glücklich machte, sondern auch ihn.

Jukka schaute mich erwartungsvoll an, während er auf seinem Handy das nächste Bild von demselben Typen zeigte.
Die Bilder wurden wohl nacheinander aufgenommen, denn er sass wieder auf seinem Barhocker, mit einem Bein angezogen, sodass er die Akustik Gitarre auf seinem Schoss platzieren konnte.
Diesmal aber hatte er die Augen geschlossen. Man sah deutlich, dass dieser Mann ein leidenschaftlicher Mann ist.

"Wer ist das?", fragte ich schliesslich, da ich noch immer nicht wusste was Jukka mir zeigen wollte.
"Das ist Riku Rajamaa. Er spielt öfters im Molly Malones.", erklärte er und strich nochmals auf dem Handy herum.

Nun erschien ein Video von dem Gitarristen, wie er sanft an den Saiten rum zupfte.
Sein Kopf hatte er in den Nacken gelegt und sein Fuss wippte im Takt mit.
Immer wieder strich er über die Gitarre, drückte sanft an den Saiten und entlockte so die schönsten Töne aus dem Instrument.
Das Publikum genoss diese stille und sanfte Melodie.
Nur vorsichtig öffnete er die Augen und schaute zur Kamera, die er schliesslich verlegen anlächelte.

Ich war wie verzaubert von diesem Mann.
Er schien das Werk perfekt im Griff zu haben.
Seine Art schätze ich sanft, liebevoll, leidenschaftlich und sogar etwas schüchtern ein.

Auch Luukas, der uns inzwischen ein Kaffee brachte und sich neben mich gesetzt hatte, griff nach dem Handy, um diesen Mann genauer anzuschauen.
"Sieht gut aus.", kommentierte er. "Den brauchen wir in der Band.", sagte Jukka schliesslich.

Vorsichtig schaute ich zu Luukas, der uns mit hochgezogener Augenbraue anschaute.
"Meinst du nicht das wäre eine Verschwendung? Dieser Typ sieht so jung und leidenschaftlich aus. Er steht erst am Anfang seiner Karriere und so wie er spielt wird er mal ganz gross rauskommen.", sagte Luukas.
"Ja mit uns. Wir stehen doch auch noch am Anfang.", unterbrach ihn Jukka genervt.
"Aber ich werde erstmals kürzertreten, bis sich alles eingependelt hat.", erklärte ich und versuchte so die Konversation zwischen den beiden zu unterbrechen, um einen Streit oder eine Diskussion zu verhindern.
"Dann Reservieren wir ihn halt.", schlug Jukka etwas ironisch vor. "Lass uns heute mal in diese Bar gehen. Wir sprechen ihn an und fragen ihn, ob er Lust habe, später mal mit uns was zu machen. Schaden kann es nicht.", versuchte mich Jukka zu überzeugen.

Luukas schnaubte nur auf und trank ein Schluck aus seinem Kaffee.
"Heute geht nicht. Ich habe Mara und ihr Verlobter zum Essen eingeladen.", erklärte er schliesslich.
"Dann geh ich halt allein. Ich weiss ja nicht, wie lange dieser Gott unentdeckt bleibt.", beschloss Jukka.
"Vielleicht kannst du mal anfragen. Wenn er tatsächlich Interesse hat, können wir morgen ein Kaffee trinken oder so zum uns erstmal kennenlernen.", schlug ich vor.

Jukka gab sich damit zufrieden und steckte sein Handy weg.
"Ich sagte doch, dass wir es hinbringen.", lächelte er mich an und klopfte mir auf die Schulter. "Noch ist nichts beschlossen.", seufzte ich.