The accusation

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Wir blieben bis spät in die Nacht bei Sami, bevor sich einen nach dem anderen auf den Weg nachhause machten.

Wie zuvor abgemacht, brachte ich Riku, der inzwischen schon etwas angetrunken war, nachhause.
Die Fahrt verlief still, genauso wie die Ankunft in seiner Wohnung. Da Riku seinen Körper nicht vollständig unter Kontrolle hatte und hin und wieder etwas durch die Gegend torkelte, entschied ich mich ihn hochzubringen, damit ich sicher sein konnte, dass er auch unbeschädigt in seinem Bett landen würde.
Riku schien es nichts auszumachen, denn er hielt sich an mir fest, um sein Gleichgewicht nicht zu verlieren.
“Wirst du mir das Vorhalten?”, fragte er mich vorsichtig, als ich ihn in sein Bett brachte. Sofort schüttelte ich den Kopf und setzte mich auf die Bettkante.
“Warum sollte ich?”, fragte ich zurück. Riku schaute mich mit seinen grossen blauen Augen an, doch er schien mir die Frage nicht beantworten zu können.
“Ich möchte nicht, dass du schlecht über mich denkst.”, flüsterte er schliesslich.

Ihm war sein Zustand Peinlich, was ich nicht begreifen konnte.
Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn betrunken sehe.
Vielleicht war es das erste Mal, dass ich ihn Nüchtern nachhause brachte, während sein Atem nur so nach Alkohol roch, doch es machte mir nichts aus.
Ich wusste, dass er genau das gleiche für mich machen würde.

Riku sagte nichts mehr. Stattdessen starrte er die Decke an und versuchte sich besser zu Kontrollieren. Sein Gesicht wurde immer bleicher und auch seine Augen sahen nicht danach aus, als ob es ihm blendend gehen würde. Es schien, als ob der Alkohol bald wieder hochkäme, weshalb ich ihn schnell ins Bad brachte.
Riku hielt sich am Lavabo fest, bevor er sich überbeugte und sich übergab. Es war ein unschöner Anblick, den ich nicht sehen konnte, ohne das gleiche zu machen, weshalb ich mich entschied ihm Privatsphäre zu gönnen und mich auf den Balkon verzog, um eine Beruhigung Zigarette zu rauchen.

Ich hatte einen kurzen Moment für mich allein, doch alles was in meinem Kopf rumschwirrte waren Rikus Worte, die er mir eben zuflüsterte.
Ich empfand es als schön diese Worte zu hören, denn nun wusste ich, dass er dieselbe Angst hat wie ich. Es war also keine einseitige Verehrung.

Ich konnte die Zigarette nur bis zur Hälfte rauchen, bis Riku mit frischer Farbe im Gesicht, sich zu mir auf den Balkon gesellte.
Nicht nur seine Ausstrahlung sah schon deutlich gesünder aus, sondern auch sein gang war schon kontrollierter als zuvor.

Lange schaute er mich wortlos an, richtete sein Blick auf meine Zigarette und seufzte leise auf. Etwas in Gedanken versunken, nahm ich den letzten Zug, bevor ich diese ausdrückte und in die Schachtel versorgte.
“Weisst du, es ist nicht gesund angerauchte Zigarren zu rauchen. Schon gar nicht in deinem Zustand.”, sagte er vorsichtig und zeigte auf die Packung.
“Plötzlich interessiert es dich wieder, ob ich rauche?”, fragte ich und schaute zu ihm.
Riku schien nicht zu wissen auf was ich genau hinaus wollte, denn er schaute mich nur irritiert an und lehnte sich an die Hausmauer. Der Alkohol machte sich bei Riku noch immer bemerkbar, doch er überspielte es gut.
“Wie meinst du das?”, fragte er nach.
“Jedes Mal, wenn Jukka bei dir ist, tust du so, als ob ich nicht mehr existieren würde. Du veränderst dich von einer Sekunde auf die andere. Weisst du wie viele Zigaretten ich vor dir geraucht habe? Wahrscheinlich nicht, denn jedes Mal warst du mit Jukka beschäftigt.”, klagte ich.

Ich blieb so ruhig es ging, doch ich merkte, dass ich wie ein Teenie klang, der alle Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte, weshalb mich das Gespräch mehr aufregte als es sollte.
Und wäre nicht Riku vor mir, sondern Luukas, würde ich nun meine Worte zutiefst bereuen, denn ich wusste, dass er nichts mit meiner Wut anfangen konnte. Riku hingegen schaute beschuldigt auf den Boden, dachte nach und schaute schliesslich wieder zu mir hoch. Er überlegte genau, was er nun sagen könnte, um keinen Streit zu provozieren.

Ich merkte ihm an, wie er sich auf seinen Körper konzentrierte, um nicht herum zu torkeln und auch wie vorsichtig er mit dieser Anschuldigung umging.

The fight against the silence - 'til the last breathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt