Du lässt mich allein?

1.8K 153 67
                                    

☆ River ☆


Wo ist Einstein? Noch einmal rufe ich seinen Namen durchs Haus, aber auch diesmal kommt keine Reaktion. Hat Dakota ihn etwa raus gelassen? Er war doch erst vor einer Stunde pinkeln. Mit gerunzelter Stirn öffne ich die Eingangstür und pfeife, doch nichts passiert. Eine heftige Windböe trifft mich und lässt mich erschauern, sodass ich die Tür rasch wieder schließe. So langsam nimmt der Sturm Fahrt auf.

Nachdem ich das Haus verriegelt habe, schalte ich das Licht im Wohnzimmer und im Flur aus und begebe mich nach oben. Auch hier ist nichts von meinem Hund zu sehen. Er liegt weder vor einer der Türen, noch höre ich einen Mucks. Wo könnte ich noch nach ihm suchen? Ob er sich zu Dakota ins Zimmer geschlichen hat? Zuzutrauen wäre es diesem kleinen Schlitzohr, denn er hat scheinbar einen Narren an ihr gefressen und ist ihr seit unserer Ankunft hier, nur für wenige Minuten von der Seite gewichen.

Langsam gehe ich zum Ende des Flurs und klopfe an ihre Zimmertür. Als keine Antwort kommt, versuche ich es noch mal und drücke anschließend vorsichtig die Klinke herunter. Ich stecke den Kopf in den Raum und sehe Einstein vor dem Kamin liegen. Völlig entspannt hat er das Köpfchen auf die Vorderpfoten gelegt und blickt mich an.

»Hey, Junge«, sage ich im Flüsterton, »das ist nicht unser Zimmer. Komm her.«

Der Hund rührt sich nicht vom Fleck und gähnt nur.

»Einstein, bei Fuß.«

Seit wann ist er so stur? Normalerweise kommt er sofort angerannt, wenn ich ihn rufe.

Das Rauschen einer Dusche dringt an mein Ohr und ich wende mich zum angrenzenden Badezimmer um. Dakota ist also duschen. Kein Wunder, das sie das Klopfen nicht gehört hat.

Vor meinem geistigen Auge erscheint das Bild einer splitterfasernackten Dakota, die sich von Kopf bis Fuß einseift, sodass ihr Körper nach und nach von Schaum bedeckt wird. In meinen Fingern beginnt es zu kribbeln und auch mein Schwanz erwacht zum Leben.

Nein, ich werde mich nicht zu ihr schleichen.

Der heutige Abend verlief besser als erwartet und diese friedliche Stimmung werde ich nicht mit einer Spannerei zerstören. Ich bin gerade dabei mir ihr Vertrauen zu verdienen, da kann ich nicht meinen animalischen Trieben nachgeben, ganz gleich wie stark sie sind.

Kopfschüttelnd versuche ich, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

»Komm jetzt, Einstein. Wir gehen. Du siehst Dakota doch morgen wieder«, erkläre ich dem Fellknäuel und klopfe ungeduldig mit den Fingern gegen den Türrahmen.

Doch auch diesmal ignoriert er mich geflissentlich.

»Verdammt«, knurre ich und halte die Luft an, als die Dusche nebenan verstummt. »Mach schon, Dakota ist fertig mit duschen und möchte sicher gleich ins Bett gehen.«

Plötzlich fällt mir auf, dass es in ihrem Zimmer recht kühl ist. Ein Blick zum Kamin zeigt mir, dass sich gar kein Feuerholz in dem kleinen Korb befindet. Da steht ihr aber eine kalte Nacht bevor. Seufzend trete ich ein und hole mir den Metallkorb, nur um mich danach auf den Weg nach unten zu machen und ein paar Holzscheite aus dem Wohnzimmer zu holen. Zurück im Schlafgemach meiner Mitbewohnerin hocke ich mich vor die Feuerstelle und zünde ein Feuer ein.

»Oh, das wäre nicht nötig gewesen«, ertönt Dakotas Stimme hinter mir und ich kämpfe gegen den Drang an, mich sofort zu ihr umzusehen.

»Kein Problem«, erwidere ich und schiebe die Holzstücke zurecht. »Einstein hat sich sowieso geweigert, mit mir zu kommen. Sieht so aus, als möchte er heute Nacht bei dir schlafen.«

»Also ich habe nichts dagegen, wenn er hierbleiben will.«

»Möchtest du heute Nacht bei Dakota bleiben?«

Die Antwort ist ein eindeutiges Bellen.

Toll!

So schnell fällt mir mein eigener Hund, dem ich das Leben gerettet habe, also in den Rücken. Gut zu wissen.

Ich erhebe mich wieder, klopfe mir die Hände an den Oberschenkeln ab und drehe mich schließlich um. Das hätte ich besser nicht tun sollen, denn in der Tür zum Badezimmer steht Dakota in nichts weiter als einem kurzen Morgenmantel, der ihr gerade mal bis zur Hälfte der Oberschenkel reicht und sich eng an ihre Brüste schmiegt. Geistesabwesend lecke ich mir über die Lippen und balle die Hände an den Seiten zu Fäusten. Himmel, diese langen Beine. Wieso sind sie mir bisher nicht aufgefallen? Wie sie sich wohl um meine Hüften anfühlen?

Ich rufe mich selbst zur Ordnung und beiße die Zähne so fest zusammen, bis meine Kiefermuskeln protestieren.

Irgendeine höhere Macht stellt mich vor eine Prüfung, die es in sich hat.

Wie lange schafft es River Jennings, dieser verführerischen Sirene zu widerstehen?!

Wie lange schafft er es, der Versuchung nicht nachzugeben?

Das frage ich mich gerade auch. Wenn sie noch öfter so leicht bekleidet durchs Haus rennt, dann kann ich für nichts garantieren. Wobei ... ich sollte sie sicherlich nicht so sehen, denn sie wusste ja nicht, dass ich mich in ihrem Zimmer aufhalte. Hätte sie es gewusst, hätte sie sich sicher komplett verhüllt. Gut für mich, dass sie ahnungslos war.

»Okay, ich gehe mal in mein Zimmer und lasse Euch beide allein«, sage ich und gehe zur Tür, wo ich mich allerdings noch ein Mal umdrehe. »Mache keine Dummheiten. Wenn ich morgen früh Beschwerden von Dakota höre, schläfst du die restlichen Tage im Keller.«

Sie kichert und schlingt die Arme um ihren Körper. »Das wird sicher nicht nötig sein, er ist doch ein ganz Lieber.«

»Lass dich nicht von seinem Unschuldsblick einwickeln. Er hat es faustdick hinter den Ohren. Wundere dich also nicht, wenn du morgen früh nicht allein im Bett erwachst.«

Einstein dreht den Kopf zu Seite, als sei er enttäuscht von meiner Unterstellung.

»Dann wünsche ich euch beiden eine geruhsame Nacht. Bis morgen früh.« Ich öffne die Tür und trete hinaus in den Flur.

»Danke, das wünsche ich dir auch«, erwidert Dakota und ich schließe die Augen.

Mir ist schon jetzt klar, dass meine Nacht nicht so erholsam sein wird, wie erhofft, immerhin hat sie mir gerade eine Vorlage für meine wilden Fantasien geliefert. Ich muss wohl erst noch einmal duschen gehen. Eiskalt, versteht sich! Oder ich stelle mich einfach eine Weile auf den Balkon, das sollte auch helfen.

☆°~♡~°☆

Viel Spaß in der Kälte. 😁

Ob er mit den heißen Bildern im Kopf überhaupt ein Auge zu bekommt?? 🤭

Und wird sich Einstein benehmen?? 😉

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt