Abreibung

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☆ Dakota ☆


»Aus dem Weg, aus dem Weg ...«, ruft Raven und wedelt mit einem Arm durch die Luft, während sie auf einem Schlitten den Hang herunter rodelt.

In einigen Metern Entfernung fahren zwei Frauen Ski, die sich alarmiert umdrehen und dann einen Schwenker nach rechts machen, um ihr freie Bahn zu lassen.

Ich folge ihr auf einem eigenen Schlitten und bin froh, dass sie mir sozusagen den Weg frei macht. Meine Mütze ist verrutscht und verdeckt beinahe mein komplettes linkes Auge, aber ich traue mich nicht, eine Hand vom Schlitten zu nehmen, um sie wieder gerade zu rücken, da ich doch ziemlich flink unterwegs bin.

Jacob und River sind schon vor Minuten auf und davon. Von ihnen ist nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich sind sie schon längst beim Apré Ski und lachen sich über uns lahme Enten schlapp.

Plötzlich kommt ein Hase hinter einem Busch hervorgesprungen und Raven reißt schreiend den Schlitten herum, sodass sie auf die Seite kippt und anschließend einige Rollen hangabwärts vollführt. Als sie zum Liegen kommt, grabe ich die Haken in den Schnee, um meine eigene Fahrt abzubremsen.

»Geht es dir gut?«, rufe ich ihr zu, als ich wenige Meter von ihr entfernt endlich zum Stehen komme. Eilig springe ich vom Schlitten und renne zu ihr herüber.

Raven liegt auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt und lacht aus vollem Hals.

Verwundert bleibe ich neben ihr stehen und sehe mit gerunzelter Stirn auf sie herab. Ihre Wangen sind gerötet, Tränen rollen über ihre Wangen und sie starrt gen Himmel.

»Hast du dich verletzt?«

»N...nein«, bringt sie nur mühsam vor lauter Lachen hervor. »A...alles g...gut.«

»Und warum lachst du dann?« Skeptisch mustere ich sie von Kopf bis Fuß.

»Weil es lustig ist. Ich bin schon ewig nicht mehr durch den Schnee gerollt.«

Ja, okay, da hat sie natürlich recht. In unserem Alter sieht das auch wenig komisch aus.

»Außerdem hätte ich nie gedacht, dass mich mal ein Häschen so aus der Bahn wirft.«

Ich strecke ihr meine Arme entgegen, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Raven ergreift meine Hände und lässt sich von mir auf die Beine ziehen. Sie klopft sich die Sachen ab, wischt sich den Schnee aus dem Gesicht und strahlt mich mit leuchtenden Augen an.

»Bist du sicher, dass du dir nichts getan hast?«, hake ich noch ein Mal nach, aber sie schüttelt vehement den Kopf.

»Nein, nein ... alles gut. Wollen wir den restlichen Weg laufen?«

Wir schnappen uns beide unsere Schlitten und gehen den Rest zu Fuß. Meine beste Freundin hakt sich bei mir unter und kichert noch eine Weile weiter.

»Hast du dir auch wirklich nicht den Kopf angeschlagen?«

»Zum letzten Mal: Ich habe mir nichts getan!«

»Okay, okay ...«, lenke ich ein und tätschele ihr beruhigend den Unterarm.

Als wir uns der Liftstation nähern, erkennen wir auch unsere Männer, die ein wenig abseits stehen, die Skier in den Schnee gerammt haben und sich angeregt unterhalten.

»Sollen wir uns anschleichen und die Männer einseifen?«, fragt Miss Jennings und stößt mich mit der Schulter. »Die beiden könnten echt eine Abreibung vertragen.«

Sie spielt auf den heutigen Morgen an, wo beide Männer im Garten ein Schneemann-Pärchen in eindeutiger Position gebaut haben – direkt vor dem Küchenfenster. Während sich die Herren der Schöpfung vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt haben und Stolz auf ihr Werk waren, hat Raven nur genervt geschnaubt und beide als Kindergartenkinder beschimpft. Ich fand es auch witzig, habe mich aber aus Solidarität auf die Seite meiner Freundin geschlagen. Captain Morgen und Einstein fanden die beiden Schneefiguren ebenfalls super und sind auf ihnen herumgeklettert.

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt