Zurück in der Zivilisation

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☆ Dakota ☆


»Wo willst du zuerst hin?«, erkundigt sich River, als er das Quad am Straßenrand zum Stehen bringt und den Motor ausstellt.

Das Räumfahrzeug hat noch anderthalb Tage gebraucht, ehe es auch bei uns vor dem Chalet vorbeikam und uns endlich den Zugang zur Straße frei geschoben hat. River wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger. Es nervte ihn extrem, dass wir unsere gerade erst entdeckte Intimität nicht intensivieren konnten, da wir keine Verhütungsmittel im Haus hatten. Okay, ich verhüte schon seit Jahren mit der Pille, aber so schnell wollte ich mich dann doch nicht ausschließlich darauf verlassen.

»In den Copy Shop, um ein paar Flyer und Flugblätter drucken zu lassen.«

Bereits zu Hause haben wir uns gemeinsam Gedanken über den Text gemacht, mit dem wir auf die uns zugelaufene Samtpfote aufmerksam machen wollen. Insgeheim hoffen wir beide natürlich, dass sich niemand meldet und wir Captain Morgan mit nach Boston nehmen können, denn wir haben den Schmusekater bereits in unsere Herzen geschlossen.

»Gut. Soll ich mitkommen?«

»Nein, das schaffe ich schon alleine«, erkläre ich und hüpfe vom Quad. »Du kannst ja mal nachsehen, ob du eine Katzentransportbox bekommst.«

Auch wenn wir noch nicht wissen, ob der Kater bei uns bleiben kann, so wollen wir für alle Eventualitäten gerüstet sein.

»Und vergiss das Katzenfutter nicht«, erinnere ich ihn und rücke die Mütze auf meinem Kopf zurecht. »Es wird Zeit, dass der Captain endlich anständiges Fressen bekommt.«

River klettert ebenfalls vom Quad, schlingt die Arme um mich und drückt seine Lippen auf meine. »Alles klar, aber zuerst muss ich mal in den Drugstore.«

Meine Wangen werden sofort warm und ich senke den Blick. »Tu das, aber übertreib es nicht«, flüstere ich ihm zu.

»Übertreiben? Wir sind noch fünf Tage hier, da reicht eine Packung Kondome keinesfalls.«

Ich lege meine Hände auf seine Schultern, stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. »Da haben sie sich aber viel vorgenommen, Mister Jennings.«

»Mag sein, aber ich wohne mit einer verflucht heißen Frau unter einem Dach, von der ich einfach nicht die Finger lassen kann. Was soll ich also tun?«

Seine Worte pushen mein Selbstwertgefühl ungemein und ich würde ihn am liebsten niederknutschen, aber wir befinden uns mitten in Aspen und unzählige Passanten eilen an uns vorbei. Den Knutschmarathon müssen wir uns wohl oder übel für später aufheben.

»Okay, dann bis gleich. Ich beeile mich«, sagt River, gibt mir noch einen Kuss und wendet sich in die entgegengesetzte Richtung um.

Ich sehe ihm noch ein paar Sekunden nach, ehe ich den Copy Shop betrete, in dem es kuschelig warm ist. Ein freundlicher Herr mittleren Alters kommt aus einem Nebenzimmer, von dem ich denke, dass es das Büro sein muss, und erkundigt sich, ob er mir behilflich sein kann. Ich erkläre ihm mein Anliegen und zusammen entwerfen wir einen einfachen, aber aussagekräftigen Flyer, von dem ich schließlich zwanzig Kopien mitnehme. Außerdem druckt er noch zwanzig Flugblätter aus und gibt mir eine Rolle durchsichtiges Klebeband mit, damit ich die Blätter an Laternenmasten befestigen kann. Winkend verlasse ich eine halbe Stunde später den Shop und treffe vor der Tür auf River, der gerade die Transportbox auf dem Quad befestigt.

»Hat alles geklappt?«, will er wissen und lässt sich von mir die Faltblätter und Handzettelzeigen. »Sieht gut aus. Wo willst du anfangen?«

Unsicher sehe ich mich nach allen Richtungen um und entscheide mich für eine Damenboutique. »Wie wäre es dort drüben?« Mit einem Nicken deute ich auf die andere Straßenseite.

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt