Silvestervorbereitung

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☆ Dakota ☆


»Ich hätte wissen müssen, dass wir gegen die zwei keine Chance haben«, murrt Raven, als sie das Blech voller gold-gelb gebratener Chicken Wings aus dem Ofen zieht und gleich darauf ein frisches Backblech mit Blätterteigtaschen hineinschiebt, die ich zuvor mit Schinken und Käse gefüllt habe.

Die Dips, Gemüse-Sticks und Käsebällchen sind bereits fertig. Für die Männer gibt es außerdem noch Miniwürstchen mit Schinken oder Käse ummantelt. Und als Nachtisch haben wir Bananen-Sushi mit einer Sahne-Schoko-Sauce gemacht. Wir sind nur zu viert und noch dazu teilweise eingeschneit, da mussten wir erfinderisch werden, was das Silvesteressen angeht.

»Ja, die beiden sind einfach verdorbener als du«, erwidere ich lächelnd, während ich das Raclette-Set abwasche.

In den letzten Stunden hatte ich pausenlos rote Ohren und heiße Wangen. Diese spezielle Spielvariante von Stadt, Land, Fluss hat gezeigt, wie gut informiert mein Freund auf diesem Gebiet ist, denn er hat haushoch gewonnen. Es hat kaum eine Runde gegeben, bei der er nicht alle Felder ausgefüllt hatte. Unglaublich. Zu meiner großen Überraschung haben Raven und ich dieselbe Punktzahl erreicht. Es gab also zwei Verlierer. Und hier stehen wir nun und kümmern uns gemeinsam um unser leibliches Wohl.

»Mhmm ...«

»Ich habe bei dem Spiel festgestellt, das ich in Sachen Sexspielzeug eindeutig nicht up-to-Date bin. Vielleicht sollte ich mal ein wenig auf der Webside eines der Herstellerfirmen stöbern, um zu sehen, was gerade so angesagt ist.«

»Willst du noch schnell das eine oder andere Teil bestellen, damit mein Bruder auch etwas in deinem Nachtschränkchen findet?« Sie schließt den Ofen wieder und stößt mich dann mit der Hüfte an. »Viele Toys hast du ja nicht, wenn ich mich nicht irre. Oder hast du dir heimlich noch ein paar Spielzeuge gekauft, ohne mir davon zu erzählen?«

»Ähm ... nein.« Ich konzentriere mich weiter darauf, den Abwasch zu erledigen.

Ja, ich war zwar die ganze Zeit eine Single-Frau, aber auch sehr zurückhaltend und auch ein wenig beschämt, was die eigene Sexualität angeht. In den letzten Tagen hat mir River allerdings gezeigt, dass es dafür keinen Grund gibt. Wer hätte gedacht, dass dieser Mann so locker darüber spricht? Er macht nicht einfach nur, sondern erkundigt sich immer wieder danach, ob es sich gut für mich anfühlt, ob es mir gefällt. Anfangs war es mir peinlich zu antworten, aber inzwischen habe ich festgestellt, dass Ehrlichkeit nur hilfreich ist, um noch mehr Lust zu empfinden. Und River hat nichts gegen kleine Helfer beim Liebesspiel, das hat das Gespräch im Jacuzzi gezeigt. Er fühlt sich von einem Vibrator nicht bedroht – also nicht wirklich jedenfalls.

»Ihr könnt ja gemeinsam stöbern und euch etwas aussuchen«, schlägt meine beste Freundin vor und schnappt sich ihr Glas Weißwein, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. »Das ist wirklich interessant, glaube mir. Jacob und ich haben das auch schon gemacht und es war echt lustig.«

Mit Jacob hat sie einen Mann gefunden, der genauso locker und aufgeschlossen ist, wie sie selbst. Bin ich dafür schon bereit? Höchstwahrscheinlich würde ich knallrot anlaufen, wenn River und ich uns durch die diversen Artikel klicken und abwägen, ob das etwas für uns wäre oder nicht. Im Gegensatz zu mir ist er viel erfahrener und seine Experimentierfreude würde mich sicher überfordern. Ich glaube, damit warte ich lieber noch ein wenig, bis wir uns besser kennen.

»Hier reicht es ja schon verdammt gut.« River taucht in der Tür zur Küche auf und lehnt sich mit der Schulter gegen den Rahmen. Sein Blick wandert von einer Köstlichkeit zur anderen und er reibt sich über den Bauch. »Wann wird das Büfett eröffnet?«

»Habt ihr die restlichen Weihnachtsplätzchen schon aufgegessen?« Raven mustert ihren großen Bruder mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Nicht ganz«, erklärt er und betritt den Raum, um sich ihr gegenüber aufzubauen, »denn das ist nur Süßkram. Wir brauchen was Richtiges zwischen den Zähnen.«

»Da wirst du dich noch ein wenig gedulden müssen, mein Lieber. Es sei denn, du möchtest uns zur Hand gehen, dann ginge es natürlich schneller.«

»Zur Hand gehen?« Sein Blick wandert herüber zu mir und mir entgeht das Funkeln in seinen blauen Augen nicht. »Würde ich sehr gern, aber dann geht es mit dem Essen auch nicht schneller.«

Meine Wangen werden in Sekundenschnelle heiß und ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um keinen sehnsüchtigen Seufzer von mir zu geben. In diesem enganliegenden langärmeligen weißen Shirt und den tief auf den Hüften sitzenden Jeans sieht er einfach zum Anbeißen aus. Ich möchte meine Hände über seinen gestählten Körper wandern lassen, ihn mit Lippen und Zunge erkunden, bis er den Kopf in den Nacken wirft und ein lustvolles Stöhnen von sich gibt. Unfassbar, wie er mich innerhalb von wenigen Tagen in ein lüsternes Ding verwandelt hat, dass einfach nicht genug von ihm bekommt.

Raven schnappt sich einen Apfel und wirft ihn in seine Richtung. River fängt ihn mühelos auf und beißt grinsend hinein.

»Dann iss eben so lange etwas Gesundes. Nimm für Jacob auch einen Apfel mit.«

»Aye, aye ... Madame.« Lachend salutiert er, schnappt sich einen weiteren Apfel aus dem Obstkorb, zwinkert mir noch ein Mal zu und schleicht von dannen.

»Dieser Typ ist einfach unmöglich. Was findest du nur an ihm?«, will sie kopfschüttelnd wissen.

Das habe ich mich auch schon gefragt. Es ist nicht nur sein gutes Aussehen oder sein Charme, mit dem er mich um den Finger gewickelt hat. Nein, River Jennings ist liebevoll, witzig, aufmerksam und ein verdammt guter Küsser. Wenn er mich ansieht, erwacht mein Körper zum Leben und ich kann es nicht erwarten, wieder in seinen Armen zu liegen. Sehnsüchtig starre auf die Tür, durch die er gerade verschwunden ist.

»O Gott, dich hat es wirklich erwischt, oder?« Raven hüpft auf die Anrichte und lässt die Beine baumeln. »Du hast diesen verliebten Ausdruck in den Augen, den ich bisher noch nie bei dir gesehen habe.« Auf ihren Lippen liebt ein sanftes Lächeln.

»Ich kann es selbst noch nicht glauben, dass ausgerechnet River mich aus meinem Dornröschenschlaf geweckt hat.«

»Manchmal spielt uns das Leben schon komische Streiche. Aber mein Bruder ist definitiv ein besserer Kerl, als die Typen, mit denen du dich in der Vergangenheit getroffen hast. Das waren doch alles Loser.«

Da hat sie leider recht. In den letzten Tagen wurden mir wirklich die Augen geöffnet und ich habe gemerkt, dass ich mich mit weniger zufriedengegeben habe, als ich verdiene.

Ich beende den Abwasch und lasse das Wasser aus dem Becken. »Wollen wir uns umziehen gehen?«

Raven schaut auf die Uhr über der Tür und nickt dann. »Klar.«

Nicht das wir wirklich ein Partyoutfit im Koffer haben, aber ein nettes Oberteil und eine vernünftige Hose sind schon mal eine Verbesserung zu den gemütlichen und kuscheligen Klamotten, die wir in den letzten Tagen getragen haben. Außerdem wollte ich heute endlich mal die Korsage anziehen, die River für mich gekauft hat. Gibt es einen besseren Anlass, um dieses gewagte Kleidungsstück zu tragen, als den Jahreswechsel?


☆°~♡~°☆


Wenn das mal nicht einen heißen Jahreswechsel verspricht. 🤭

Bin gespannt, ob die Vier gleich zu Jahresbeginn die Wände wackeln lassen. 😂

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt