☆ River ☆
Ich biege gerade nach links von der Hauptstraße ab, inständig hoffend, dass mein Übergepäck nicht verrutscht, als mein Telefon zu vibrieren beginnt. Da ich schnellstmöglich zurück zum Haus will, um all meine Einkäufe abzuladen, ignoriere ich die Vibration aus der Innentasche meines Parkas. Doch der Anrufer scheint etwas wirklich Wichtiges auf dem Herzen zu haben, denn schon wenige Sekunden später versucht er es erneut. Genervt fahre ich rechts ran, schalte den Motor aus, öffne meine Jacke und ziehe das Telefon heraus. Auf dem Display leuchtet der Name meiner Schwester.»Kannst du nicht schlafen?«, frage ich, als ich den Anruf annehme und gleichzeitig mit der freien Hand die Mütze auf meinem Kopf zurechtrücke.
»Nein«, erwidert Raven und ich höre überdeutlich, wie sie am anderen Ende der Leitung seufzt. »Das muss die neue Umgebung sein. Es ist drei Uhr morgens und ich bin hellwach. Gerade habe ich die eingegangene Nachricht von Mom gelesen und da ist mir fast das Herz stehen geblieben. Du bist wirklich in Aspen?«
Jetzt bin ich derjenige, der seufzt, allerdings frustriert. Warum scheinen nur alle etwas dagegen zu haben, dass ich ein paar Tage in unserem Ferienhaus verbringe? Das war bisher jedes Jahr der Fall, warum von der Tradition abweichen? Und in Südamerika gibt es nun mal keinen Schnee, außer man macht sich auf den Weg in die Anden.
»Ja. Stört es dich?«
Am anderen Ende herrscht Stille. Absolute Stille. Irritiert ziehe ich das Telefon vom Ohr und schaue aufs Display, um zu sehen, ob die Verbindung noch steht. Alles im grünen Bereich.
»Raven?«
»Nun ja ...«, beginnt sie und räuspert sich kurz. »Eigentlich nicht. Ich bin nur überrascht, da du nichts von einem Abstecher nach Aspen gesagt hast, als wir vor Wochen unsere diesjährigen Weihnachtspläne besprochen haben.«
»Deswegen hast du auch Dakota gesagt, dass sie hier ihre Ruhe hat, richtig?«
»Genau.«
»Tja, das mit der Ruhe hat sich dann wohl erledigt. Ich werde sicher nicht das Feld räumen.« Meine eben noch ausgeglichene Stimmung sinkt in den Keller und ich beiße grimmig die Zähne zusammen. »Falls sie sich also bei dir beschwert oder gar ausheult, kannst du ihr gern sagen, dass es ihr freisteht, sich ein Hotelzimmer zu besorgen.«
»River, nun sei nicht so.«
»Wie bin ich denn?«, will ich patzig wissen.
»Bockig!«
»Pff ... Ich bin überhaupt nicht bockig. Warum auch?!«
»Doch bist du. Gerade jetzt verhältst du dich wie ein bockiges Kleinkind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat.«
»Warum wusste Dad eigentlich nicht, dass Dakota hier ist?«
»Wahrscheinlich hat Mom vergessen, ihm davon zu erzählen.«
»Ach, Mom wusste davon und ich nicht. Danke auch, Schwesterherz.«
»Na sie hat gefragt, was Dakota dieses Jahr so ganz allein macht, immerhin stand fest, dass Jacob und ich auf die Malediven und Mom und Dad in die Schweiz fliegen.«
Unsere Mom sorgt sich also um die arme Dakota, ja? Aber ob ihr Sohn das Fest allein verbringt, ist egal. Gut zu wissen.
Noch ein Minuspunkt für Miss Evans!
»Hmm ...« Mehr als ein Brummen kommt mir gerade nicht über die Lippen, denn ich bin echt angepisst. Ein Blick über die Schulter und ich bereue sogleich den Kauf des Ungetüms auf dem hinteren Gepäckträger.
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Snowed In With The Sin
Krótkie OpowiadaniaDakota ist nach Aspen gekommen, um die Feiertage in aller Ruhe zu genießen und das vergangene Jahr mit all dem Stress und den herben Verlusten zu verarbeiten. Doch kaum ist sie nach einem grauenvollen Flug in dem Skiort angekommen, da erfährt sie, d...