☆ River ☆
Entspannt lehne ich mich mit der linken Schulter gegen den Türrahmen und beobachte Dakota dabei, wie sie auf dem Boden vor dem Kamin sitzt und mit Einstein und Captain Morgan spielt. In jeder Hand hält sie ein Kuscheltier und die Vierbeiner zerren begeistert daran. Auf ihren Lippen liegt ein warmes Lächeln und ihre braunen Augen leuchten vor Freude. Sie ist einfach wunderschön und ich kann mich gar nicht satt an ihr sehen.Nach wie vor kann ich nicht fassen, dass wir jetzt ein Paar sind. Okay, bisher haben wir noch nicht darüber gesprochen, was das zwischen uns genau ist, aber da Dakota nicht der Typ für Abenteuer ist, gehe ich einfach mal davon aus, dass sie mehr als nur Spaß mit mir will. Seit unserem ersten Mal können wir nur schwer die Finger voneinander lassen und seit ich gleich drei Schachteln Kondome gekauft habe – sicher ist sicher –, müssen wir uns auch nicht mehr zurückhalten.
Einstein klettert auf Dakotas Schoß und stürzt sich auf sie, um ihr ausgiebig das Gesicht abzulecken. Sie schiebt ihn halbherzig von sich, ergibt sich letztendlich aber der Liebe des Hundes und lässt sich auf den Rücken fallen. Ihre langen braunen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten, der jetzt, wo sie abgelenkt ist, das Interesse des Katers weckt. Erst leckt er an den Haaren, dann beißt er hinein und macht sich mit seiner Beute auf den Weg, kommt aber nicht weit.
»Hilfeeee ...«, ruft sie lachend und versucht, sich aus den Fängen unserer tierischen Mitbewohner zu befreien.
»Kommst du etwa mit so viel Tierliebe nicht klar?«, frage ich und verschränke die Arme vor der Brust.
»Doch, doch ... kein Problem«, wiegelt sie ab und beginnt Einstein zu kitzeln. »Ich habe mich daran gewöhnt, nur von Testosteron umgeben zu sein.«
Ein Klopfen an der Eingangstür lässt mich irritiert die Stirn runzeln. »Wer ist denn das?«
»Was meinst du?« Dakota dreht den Kopf zu Seite, um mich ansehen zu können.
»Es hat geklopft. Erwartest du jemanden?«
»Nein.« Sie pustet sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. »Vielleicht ist es Bob, der nachschauen will, ob ich noch lebe.«
Bob? Wer um Himmels willen ist das denn? Dann fällt mir ein, dass sie mal einen Taxifahrer erwähnt hat, mit dem sie sich anscheinend angefreundet hat.
»Ich schaue mal nach«, sage ich und drehe mich um. »Wenn es der Yeti ist, kann er gleich wieder gehen.«
Dakotas herzhaftes Lachen folgt mir bis zur Tür. Ich straffe die Schultern, hole noch einmal tief Luft und reiße die Tür schwungvoll auf.
»Hallo Brüderchen!« Raven wirft sich mir um den Hals und ich erstarre zur Salzsäule.
Jacob, mein Schwager in spe, zuckt entschuldigend mit den Achseln. »Hi. Tut mir wirklich leid, man, aber ich konnte sie nicht davon abhalten unseren Urlaub abzubrechen und herzukommen.«
»Ich will unbedingt Captain Morgan sehen«, erklärt Raven und drückt mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange. »Es könnte schließlich sein, dass er jemandem entlaufen ist und sich derjenige meldet und ihn abholt.«
Stimmt schon, aber ich bin nicht blöd. Ich kenne meine Schwester und weiß, dass das nur eine faule Ausrede ist, um Dakota und mir auf die Nerven zu gehen. Natürlich weiß sie inzwischen, dass etwas zwischen uns läuft. Ihren Fragen und Kommentaren nach zu urteilen, ist sie nicht besonders begeistert davon. Aber hey, das ist unser Leben und nicht ihres.
Murrend erwidere ich ihre Umarmung, löse mich anschließend von ihr und trete zur Seite, damit sie eintreten kann. Jacob klopft mir auf die Schulter und geht an mir vorbei. Ich fühle mit ihm. Er stand sicher auf verlorenem Posten, als Raven ihm eröffnete, dass sie lieber nach Aspen fliegen wolle, um ihre beste Freundin und ihren Bruder zu bespitzeln, als noch ein paar Tage mit ihm in der Sonne zu liegen.
»Juhuuu ...«, höre ich meine Schwester rufen und kurz darauf ertönt Dakotas Freudenschrei, bei dem Jacob und ich zusammenzucken.
Ravens Verlobter schält sich aus der Jacke und den Schuhen und reibt sich dann mit einer Hand über den Nacken. »Wie sehen die Pisten aus? Kann man schon wieder auf ihnen fahren oder müssen sie noch geräumt werden?«
»Keine Ahnung«, gebe ich zu und schließe endlich die Haustür. »Der Schneesturm war schon heftig und du siehst ja selbst, wie viel Schnee gefallen ist. Wir sind zwar neulich in die Stadt gefahren, aber da waren wir damit beschäftigt Flyer und Flugblätter zu verteilen, um auf den entlaufenden Kater aufmerksam zu machen. An Skifahren und Snowboarden habe ich gar nicht gedacht.«
Jacob grinst und wackelt wissend mit den Augenbrauen. »Das kann ich vollkommen verstehen, immerhin warst du von einer heißen Frau abgelenkt.«
»Ach halt doch den Mund.« Ihm den Mittelfinger zeigend, marschiere ich an ihm vorbei und steuere das Wohnzimmer an, um nachzusehen, was die Frauen so treiben.
Raven hat Captain Morgan auf dem Arm und reibt ihre Wange an ihm. Dakota steht neben den beiden und strahlt übers ganze Gesicht. Oh, sie freut sich wirklich über diesen Überraschungsbesuch. War ja klar! Ich hatte mich darauf gefreut, allein mit ihr ins neue Jahr zu rutschen – vielleicht im Jacuzzi –, aber nun wird daraus nichts mehr.
Einstein hüpft an Ravens Beinen hoch, buhlt um ihre Aufmerksamkeit und ich beiße bei diesem Anblick die Zähne zusammen.
»Hey, vergiss meinen Hund nicht«, ermahne ich sie. »Er möchte auch begrüßt werden.«
Meine Schwester reicht den Captain an Dakota weiter und hockt sich dann hin, um Einsteins Kopf zwischen die Hände zu nehmen, ihm einen Kuss auf den Kopf zu drücken und ihn danach ausgiebig hinter den Ohren zu kraulen. »Ich würde doch nie und nimmer meinen Neffen vergessen«, erklärt sie entschieden und wirft mir einen grimmigen Blick zu. »So wie es aussieht, bin ich jetzt zweifache Tante, also muss ich meine Liebe aufteilen.«
Augenrollend stelle ich mich neben Jacob. »Nun übertreibe mal nicht.«
Dakota setzt den Kater auf dem Sofa ab und kommt zu mir herüber, um sich bei mir unter zu haken und den Kopf an meine Schulter zu lehnen. »Ist das nicht toll? Jetzt können wir zusammen ins neue Jahr feiern. Das wird sicher lustig.«
O ja und wie!!!
Ich kriege mich gar nicht mehr ein vor lauter Freude.
»Wärst du sauer, wenn ich deine Begeisterung nicht so wirklich teile?«, flüstere ich ihr zu und ernte einen überraschten Blick von ihr.
»Warum denn nicht?«
Ich drücke meine Lippen auf ihre. »Weil ich dich noch etwas für mich haben wollte.«
»Hey, gibt es hier auch einen Kaffee? Ich brauche dringend Koffein«, unterbricht Raven unseren Kuss und ich gebe ein nicht zu überhörendes Brummen von mir.
»Du bist doch nicht zum ersten Mal hier«, erinnere ich sie, »also kennst du auch den Weg in die Küche.«
Meine nervende Schwester kommt eilig angestöckelt und schiebt sich zwischen uns hindurch. »Sei doch nicht so ein Miesepeter, Riverlein.«
Dakota und Jacob grinsen in sich hinein, während ich ein paar Mal tief ein und ausatme.
Wo bin ich hier nur gelandet? Im Irrenhaus? Geht das jetzt die nächsten Tage so weiter? Falls ja, schnappe ich mir Dakota, Einstein und den Captain und suche uns unten im Ort ein Hotelzimmer.
☆°~♡~°☆
Armer River!!! 🙈 Nun ist seine Schwester aufgekreuzt, um ihm auf die Finger zu gucken. 🤭
So schnell ist die ungestörte Zweisamkeit dahin. 😏
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Snowed In With The Sin
Short StoryDakota ist nach Aspen gekommen, um die Feiertage in aller Ruhe zu genießen und das vergangene Jahr mit all dem Stress und den herben Verlusten zu verarbeiten. Doch kaum ist sie nach einem grauenvollen Flug in dem Skiort angekommen, da erfährt sie, d...