☆ River ☆
Captain Morgan kommt mit erhobenem Schwanz in die Küche spaziert und steuert das Wasserschälchen an, das neben Einsteins Fressnapf steht. Ich beobachte das Fellknäuel und muss zugeben, dass er echt niedlich ist. Kein Wunder, dass Dakota ihr Herz an das kleine Kerlchen verloren hat. Mit Sicherheit wird er sich pudelwohl bei ihr fühlen, wobei ich vermute, dass ihm sein tierischer Kumpel womöglich fehlen wird. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich die beiden angefreundet haben. Mein Hund lässt sich ziemlich viel von dem Wildfang gefallen, benimmt sich eher wie ein gutmütiger Vater, ruft ihn zur Ordnung, wenn nötig.Nachdem er etwas Wasser geschlabbert hat, kommt der Captain zu mir und streift schnurrend um meine Beine.
»Bettelst du gerade?«, frage ich und lege das Messer zur Seite, mit dem ich eben noch die Sandwiches in Dreiecke geschnitten habe.
Miss Evans hat mich dazu verdonnert, das Abendessen zuzubereiten. Da meine Kochkünste zu wünschen übrig lassen, habe ich ihr bereits angekündigt, dass die Küche heute Abend kalt bleibt.
»Damit kann ich leben, solange du mir kein Müsli servierst«, war ihre Antwort gewesen.
Jetzt liegt sie auf dem Sofa und hat die Nase in einen Liebesroman gesteckt, während ich mir den Kopf zerbreche, womit ich sie überraschen könnte. Beim Anblick der Grillspieße, die ich in einer Schublade gefunden habe, kam mir die Idee von einer gemischten Beilage. Aufgespießtes Obst und Gemüse, mit Käse und den restlichen kleinen Hackbällchen, die noch vom Mittagessen übrig sind. Ich hoffe es sagt ihr zu.
Der Captain stellt sich auf die Hinterbeine und macht sich so lang wie er nur kann, schafft es jedoch nicht, auf die Arbeitsfläche zu spähen. Ich breche ein Stück von einem Fleischbällchen ab und halte es ihm hin. Gierig schlägt er es mit einer Pfote von meiner Hand, sodass es auf dem Boden landet. Rasch springt er hinterher und schlingt den Happen ohne zu Kauen hinunter.
»Hey, nicht so hastig«, tadele ich ihn, »sonst verschluckst du dich noch und ich habe keine Ahnung, wie man eine Mund-zu-Mund-Beatmung bei Katzen macht.«
Sich das Maul leckend, schaut er zu mir hoch. Seine grünen Augen blitzen auf. Als Hundebesitzer kenne ich diesen Bettelblick natürlich nur zu gut und schüttele amüsiert den Kopf.
»Dakota kannst du damit vielleicht um den Finger wickeln, bei mir funktioniert das nicht«, erkläre ich und beuge mich zu ihm herunter, um ihn hinter den Ohren zu kraulen. »Lass uns zurück zu den anderen beiden gehen.«
Mit der Servierplatte und zwei Tellern begebe ich mich ins Wohnzimmer, wo meine Mitbewohnerin ganz vertieft in ihre Schmonzette ist. Ein seliges Lächeln liegt auf ihren Lippen und mein Herzschlag beschleunigt sich bei ihrem Anblick.
Ich bin verloren, das kann ich nicht mehr leugnen. Die beste Freundin meiner Schwester, die ich bereits seit unserer frühesten Jugend kenne, hat mir den Kopf verdreht. Sie ist viel zu gut für mich, das ist mir klar, aber ich werde den Teufel tun und sie gehen lassen. Jetzt wo ich weiß, warum sie mich all die Jahre hasste, muss ich Wiedergutmachung leisten. Und ich möchte noch mehr von ihren süßen Küssen, möchte ihr zeigen, wie sehr mir ihre Kurven gefallen.
»Das Essen ist serviert«, sage ich und stelle die Platte und die Teller auf dem Couchtisch ab. Irgendwie hat es sich in den letzten Tagen eingebürgert, dass wir abends im Wohnzimmer essen, wo wir dem Feuer beim Brennen zusehen können.
Dakota klappt das Buch zu und sieht neugierig zum Tisch. »Oh, die Spieße sehen lecker aus.«
»Heißt das, dass ich meine Strafarbeit zu ihrer Zufriedenheit erfüllt habe, Miss Evans?«
Mit vor Stolz geschwellter Brust lasse ich mich neben ihr nieder, ziehe sie an meine Seite und hole mir den Kuss, den ich mir nach der Arbeit mehr als verdient habe.
Sie streicht mir mit einer Hand über den Kopf und nimmt meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, um leicht daran zu knabbern. In den letzten Stunden ist sie immer weiter aufgeblüht und so langsam entwickelt sie sich zu einer wahren Verführerin.
»Darüber entscheide ich, wenn ich die Mahlzeit gekostet habe«, murmelt sie an meinen Lippen. »Wenn es mir mundet, teile ich nachher auch mein Eis mit dir.«
»Wie überaus gütig.«
Dakota rückt von mir ab, schnappt sich einen Teller und nimmt sich sowohl eines der Sandwiches wie auch einen bunten Spieß. Ich tue es ihr gleich und dann lassen wir es uns gemeinsam schmecken.
Captain Morgan ist inzwischen aus der Küche zurückgekehrt und spielt mit dem Kuscheltier, das ich in dem Wandschrank in meinem Zimmer gefunden habe. Es ist ein alter Hase, dem bereits ein Auge fehlt. Der Kater knabbert an einem der langen Ohren und sieht mehr als zufrieden aus.
Urplötzlich erlischt das Licht am Weihnachtsbaum. Dakota und ich wechseln einen Blick.
Einstein gibt ein erschrockenes Bellen von sich und springt sofort auf von seinem gemütlichen Platz vor dem Kamin.
»Sieht so aus, als wäre der Strom ausgefallen.« Rasch stecke ich mir den Rest des Sandwiches in den Mund und erhebe mich, um den Lichtschalter neben der Tür zu betätigen. Es bleibt dunkel. »Kein Strom. Jetzt wird es ungemütlich.«
»Ein Glück, dass wir in den letzten Tagen hauptsächlich die Lebensmittel aus dem Tiefkühlfach verbraucht haben, so kann nicht zu viel verderben.«
»Holst du schon mal das Eis? Ich gehe in den Keller und hole Kerzen und die Taschenlampen.«
»Okay. Falle aber nicht die Treppe hinunter. Eine Prellung reicht.«
Ich gehe zurück zum Sofa, beuge mich über die Lehne und drücke meinen Mund auf ihren. »Stimmt, wobei ich mich gern von dir verarzten lasse.«
Ihre Wangen nehmen wieder diese rosige Farbe an und sie senkt schüchtern den Blick.
»Über dein ständiges Erröten in meiner Gegenwart müssen wir dringend reden, Süße.« Noch ein Mal presse ich meine Lippen auf ihre, anschließend mache ich mich auf den Weg in den Keller. Einstein folgt mir auf dem Fuß, als wolle er sichergehen, dass ich mir nicht auch noch die Ohren breche.
Danke für dein Vertrauen, Kleiner!
☆°~♡~°☆
Der Strom ist ausgefallen. 🙈 Nun heißt es zusammenrücken und gegenseitig wärmen. 🤭
Mal sehen, wie sich die Turteltauben die Zeit vertreiben. 😁
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Snowed In With The Sin
Short StoryDakota ist nach Aspen gekommen, um die Feiertage in aller Ruhe zu genießen und das vergangene Jahr mit all dem Stress und den herben Verlusten zu verarbeiten. Doch kaum ist sie nach einem grauenvollen Flug in dem Skiort angekommen, da erfährt sie, d...