Kuschelkurs

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☆ River ☆


Fassungslos starre ich auf die geschlossene Tür. Ist das soeben wirklich passiert? Hat Dakota mich echt geküsst oder war das nur ein wunderschöner Traum? Zwar war es nur ein Kuss auf die Stirn aber immerhin. Ich kneife mir selbst in den Oberarm. Autsch! Definitiv kein Traum.

Noch immer kribbelt die Stelle, an der ihre weichen Lippen meine Haut berührt haben. Unglaublich. Und wie verdammt gut sich diese federleichte Berührung angefühlt hat. Für ein paar Sekunden hat mein Herz aufgehört zu schlagen, so überwältigt war ich von ihrer Annäherung. Hat sie das nur getan, weil ich Schmerzen habe oder weil sie mich auch ein klitzekleines bisschen mag?

»Lasst uns auf Letzteres hoffen«, murmele ich in den dunklen Raum hinein und seufze laut auf.

Einstein reckt den Kopf und leckt mir über das Kinn.

»Alles gut«, beruhige ich meinen Hund, der daraufhin noch dichter an mich heranrückt. »Wenn ihr mir keine Antwort gebt, muss ich doch mit mir selbst reden.«

Captain Morgan fängt an, mit meinem linken Fuß zu spielen. Erst schlägt er ihn mit seinen Pfoten, dann knabbert er am großen Zeh, sodass ich das Bein wegziehe.

»Sorry, Captain, aber eine Verletzung am Tag reicht, da brauche ich nicht auch noch eine Bisswunde.«

Enttäuscht mauzt der Kater und mir kommt plötzlich eine Idee.

»Oder ist das dein Vorschlag, wie wir sie wieder zurückholen könnten?«

Schlaues Kerlchen!

Ein paar Sekunden lang bin ich versucht tatsächlich einen herzerwärmenden Schmerzensschrei von mir zu geben, unterlasse es dann doch. Dakota hat sich eine Verschnaufpause verdient. Wer weiß, was uns morgen alles bevorsteht, ob überhaupt noch etwas mit mir anzufangen ist.

Bitte, lass es nicht noch schlimmer werden!

Unruhig rutsche ich hin und her, bis ich einigermaßen bequem liege. Normalerweise bin ich kein Seitenschläfer, aber in den nächsten Tagen werde ich mich mit dieser Schlafposition abfinden müssen.

»Gute Nacht ihr beiden«, sage ich und schließe die Augen.

Blinzelnd öffne ich die Augen und weiß im ersten Moment überhaupt nicht, wo ich bin. Es ist stockdunkel im Zimmer, denn das Feuer ist inzwischen auch ausgegangen. Ich liege auf dem Rücken und spüre ein Gewicht auf meiner Brust. Was ist das? Als ich den linken Arm unter der Bettdecke hervorziehen will, bemerke ich, dass er unangenehm kribbelt. Er ist eingeschlafen. Toll. Einstein hat es sich darauf gemütlich gemacht und schnarcht seelenruhig vor sich hin. Vorsichtig hebe ich den Kopf und starre plötzlich in ein paar grüne Augen.

Captain Morgan.

Der Neuzugang in unserem kleinen Kreis hat mein Schlafkoma ausgenutzt, um auf Kuschelkurs zu gehen. Er schnurrt und schnuppert an meiner Brust, ehe er beginnt auf ihr herumzutrampeln. Dieses Verhalten habe ich schon oft bei Katzen gesehen, da sie das meistens machen, ehe sie sich irgendwo hinlegen.

Mit der freien Hand streichele ich ihm über den Rücken. »Magst du mich jetzt plötzlich doch?«

Captain lässt sich auf meinem Oberkörper nieder und die Wärme, die sein kleiner flauschiger Körper ausstrahlt, ist irgendwie tröstlich.

Ich starre an die Zimmerdecke und denke zurück an den Gute-Nacht-Kuss. Ein Kuss auf die Stirn ist eine sehr intime Geste und setzt ein gewisses Vertrauen voraus. Vertraut mir Dakota etwa doch? Ich wünsche es mir wirklich sehr. In den letzten Tagen sind wir irgendwie zusammengewachsen und es wäre zu schade, wenn diese Nähe nach dem Urlaub wieder verpufft.

Mir fällt ein, wie sie mich immer angesehen hat, wenn ich oberkörperfrei im Haus unterwegs war. Jedes Mal färbten sich ihre Wangen rot und sie senkte verlegen den Blick. Auch vorhin, als ich aus dem Bad kam. Gefalle ich ihr? Sie gefällt mir auf jeden Fall, das kann ich nicht leugnen. Bei anderen Frauen wäre ich schon längst zum Angriff übergegangen, aber Dakota ist nicht wie irgendeine der Mädels, die ich in einem Club kennenlerne. Sie ist keine Frau für eine Nacht. Bei Miss Evans muss ich mich mehr ins Zeug legen, langsam anpirschen und sie um den Finger wickeln. Womöglich reichen die zwei Wochen hier in Aspen nicht, aber das ist kein Problem, denn wir wohnen ja beide in Boston und mein Sabbatjahr ist vorbei. Wir können uns also nach wie vor regelmäßig sehen - wenn sie das denn auch möchte.

Ich schicke ein stummes Gebet an den lieben Gott und schließe wieder die Augen, um weiterzuschlafen, was nicht auf Anhieb klappt, doch das Streicheln von Captains kleinem weichen Körper ist beruhigend und schließlich entschwinde ich ins Land der Träume.


☆°~♡~°☆


Gute Nacht, Mister Jennings! Sweet Dreams! 🤭

Captain Morgan will also kuscheln. Und Einstein schnarcht.  🥰

Ich drücke die Daumen, dass dieses aufblühende Pflänzchen namens Liebe nicht zu früh verwelkt. ✊

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt