Kapitel 20 - Chinchilla und Blobfisch

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Irgendwann ging glücklicherweise jeder wieder seiner Wege und Louis stürzte förmlich in sein Zimmer, wurde aber misstrauisch, als Harry ihm nicht folgte.

Nach zehn Minuten herum sitzen, stand er auf und ging aus dem Zimmer, um wieder herunter zu gehen. Es war faszinierend. Louis war genervt von Harry, wenn er da war. Aber er war noch genervter, wenn er einfach irgendwo anders blieb. Ein bisschen wie eine Spinne. Doof, wenn man sie sah, noch schlimmer, wenn man sie plötzlich nicht mehr sah.

Im Wohnzimmer wurde er fündig.
Harry hockte auf dem Boden und spielte mit der Eisenbahn von Doris und Ernest. Von den beiden war aber niemand anwesend.

"Also, Harry, du darfst nicht gelb sagen.", Sprach Fizzy und grinste ihn herausfordernd an.
"Okay."
"Welche Farbe hat der Union Jack?"
"Rot, weiß und blau."
"Haha. Du hast rot gesagt."
"Ja, ich sollte doch nicht gelb sagen."
"Hihi. Gewonnen.", Freute sich Fizzy und Harry guckte ziemlich beeindruckt, während er ihr einen Geldschein reichte.

"Was, zum Henker, machst du hier?", Fragte Louis verstört.
"Oh, Schatz. Da bist du ja wieder.", Freute sich Harry sehr überzeugend.
"Was machst du hier?", Fragte Louis wieder.
"Du bist so schnell weg gewesen. Da dachte ich mir, ich gönne dir einen Moment und verbringe noch etwas Zeit mit deinen Geschwistern."
"Okay. Du musst aber eh langsam los. Deine Tante hat doch heute Geburtstag."
"Oh, du meinst Tante Maggy?"
"Ja genau.", Freute sich Louis. Das war ja ausnahmsweise Mal einfacher als gedacht.

"Ach Dummerchen. Die hatte doch letzte Woche. Nein. Du hast mich doch extra gebeten über Nacht zu bleiben. Natürlich tue ich das."
Louis' Lächeln fiel in sich zusammen. Mist.

Immerhin erhob sich die tote Plage und griff Louis' Hand. Gut, das war nicht nötig, aber so konnte er nicht nochmal verloren gehen.
"Du bist doof!", Schrie Daisy, als sie gerade die Treppe hinauf gehen wollten. Sie war offenbar in der Küche.
"Du bist doofer!", Keifte Phoebe, die wohl auch in der Küche war, zurück.
"Du bist adoptiert!"
"Dafür wollten sie mich!"
"Ihr seid Zwillinge, Himmel noch eins! Hört auf zu streiten! Es gibt extra zwei von euch. Spielt doch Mal was.", Schimpfte Johannah dazwischen, die sich das Ganze wohl aus der ersten Reihe antun durfte.

"Also von deinen Geschwistern kann ich noch was lernen.", Murmelte Harry beeindruckt.
"Ach, von mir nicht?!"
"Awww. Mein Schnuckelchen ist eifersüchtig. Keine Sorge. Ich liebe nur dich.", Grinste Harry und aus der offenen Küchentür ertönte ein dreifaches und aus der Wohnzimmertür ein zweifaches "Awwww".

Louis verdrehte die Augen und stapfte in sein Zimmer. Dieses Mal mit seinem blutsaugenden Anhängsel.

"Komm kuscheln.", Murmelte Harry und warf sich aufs Bett.
"Deine Hose ist schrecklich."
"Wieso?", Fragte Harry schockiert.
"Die ist so eng."
"Ja und?"
"Wenn du in einer Tasche nach Wechselgeld suchst, könnte man meinen, du holst dir einen runter."
"Ich denke eher, es stört dich, dass alle mich so sehen können."
"Einbildung ist auch eine Bildung."
"Komm jetzt kuscheln du Chinchilla."
Louis krabbelte tatsächlich zu Harry und überlegte, ob das fremdbestimmt war, oder ob er das wirklich freiwillig tat.

"Chinchilla?"
"Chinchillas sind die Tiere mit dem weichsten Fell. Man bezeichnet sie auch als Wollmäuse und sie werden 20 bis 38 cm groß. Wie du. Und ihr Schwanz ist 7,5 bis 15 cm lang. Wie bei dir.", Grinste Harry.
Louis schnippte ihm vor die Stirn.

"Doofmann. Dann bist du ein Blobfisch."
"Was ist das?"
"Das Ding wurde zum hässlichsten Tier der Welt gekürt. Jabba aus dem Meer. Schleimig und wabbelig. Der ist 30 Zentimeter groß."
"Wie mein Schwanz.", Lachte Harry.
"Davon träumst du wohl."
"Nicht so sehr wie du."
"Ich will so ein langes Ding gar nicht. Dann sehe ich ja aus wie ein Dreibein."
"Ich meine ja auch an mir."
"Doofkopf.", Brummte Louis, schnippte Harry nochmal vor den Kopf und legte seinen Kopf dann auf dessen Brust ab.

"Wieso unterstützt Daniel die Familie nicht? Wieso bleibt das an dir hängen?"
"Er hat erst eine Umschulung gemacht. Und dann wurde er schwer krank. Er kann nicht arbeiten. Ich bin froh, dass es ihm so weit wieder gut geht. Aber mehr als zwei Stunden auf den Beinen schafft er nicht."
"Du magst ihn."
"Ja."
"Magst du den Vater der Mädels auch?"
"Mark?"
"Ja."
"Ja. Er ist für mich ja auch mein Vater. Daniel ist kein Vater. Dafür war ich zu alt, als er dazu gekommen ist. Er ist der neue Mann von Mama, aber für mich eher ein cooler Onkel oder so. Mein Dad ist Mark. Wieso ist das wichtig?"
"Hat Mark jemand Neues?"
"Nein."
"Gut. Das macht es einfacher."
"Was?"
"Nichts."
"Was hast du vor?"
"Nichts schlimmes. Entspann dich, Sweetheart."

Selbst wenn Louis Harry noch ausquetschen wollte: Er fühlte sich müde und erschöpft. Er wollte schlafen und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange und seine Arme und Beine umklammerten Harry und er schlief seelig.

Harry grinste. Louis merkte es nicht, aber die winzige Blutgabe wirkte bereits.
Louis wollte Harry in seiner Nähe haben. Egal, welche Gründe er sich dafür in seinem hübschen Köpfchen zurecht legte: Harry wusste, was es war. Vampire machten Menschen durch ihr Blutsaugen abhängig. Es war wie eine Sucht: am Ende wollten sie immer mehr davon, was sie zerstörte.
Nur wollte Harry Louis nicht zerstören. Je länger er ihn kannte, desto weniger. Nein, er wollte Louis für sich. Er faszinierte ihn noch immer. Er konnte so kratzbürstig und kaltschnäuzig sein. Und dann wieder war er so putzig wie ein Koalababy. Oder lief rot an und benahm sich so... Harry fehlten die Worte dafür. Aber es war etwa sehr sehr sexuell Anziehendes.

Harry wusste, dass Louis schon ein paar Mal Sex gehabt hatte. Mit einer Frau. Ausschließlich in Missionarsstellung im Dunkeln. Wenn das gehen würde, wären sie vermutlich voll bekleidet geblieben. Armes Baby. Faktisch fand Harry, war Louis Jungfrau.
So viele Dinge, die er ihm noch zeigen und beibringen wollte. Nicht nur Sex. Wie Louis wohl jagen gehen würde? Wie er fliegen würde?

Aber bevor er sich dem allen widmen konnte, musste er Louis seine Last von den Schultern nehmen. Er hatte heute alles erfahren, was er wissen musste. Übermorgen würde es los gehen und er konnte es kaum abwarten. Was dann wohl passieren würde?
Oh er hatte noch so unendlich viel mit Louis vor. Seiner kleinen Wollmaus.

Tja, so hat Louis sich das wohl alles nicht gedacht. Aber er wird anschmiegsam. Nur wegen der Blutgabe? Was meint ihr?
Das übernächstenächste Kapitel heißt übrigens: Übermorgen.
Also bis Übermorgen dann 🤣.
Viele Grüße ^_^

Heirate einen Vampir (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt