Kapitel 17: vierundzwanzig

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Thea
11. April; Sonntag

Vierundzwanzig.

Heute bin ich Vierundzwanzig Jahre alt geworden. Kaum zu fassen, das ich all die Jahre durchhielt und noch nicht aufgegeben habe.

Seit sechs Jahren habe ich Liam nicht zur Gesicht bekommen.
Seit drei Jahren quält mich Antonio.
Seit drei Jahren, seit dem Vorfall mit dem "nicht-Kuss" auf der Baustelle, hat sich Liam nicht gemeldet.
Seit drei Jahren schrieb ich ihm briefe.
Seit drei Jahren bekam ich keine Antwort.
Es bestätigte Zack's aussage.

Liam war fort.

Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, dachte ich würde ihn betrügen. Dachte, ich hätte ihn aufgegeben.

Egal wie viele Briefe ich ihm schrieb, was auch immer ich versuchte, nie kam eine antwort zurück. Doch eines war ich mir bewusst:
Ich liebte ihn noch immer und war bereit weitere Jahrzehnte auf ihn zu warten, wenn es nötig ist.

Ich entschied mich jedoch ihm nicht mehr hinterher zu trauern. Das bringt Liam auch nicht zurück. Er hätte es nicht gewollt. Stattdessen entschied ich mich, mehr acht auf mich zu geben. Ich kochte regelmäßig mein Lieblingsessen und zwang meine Mitbewerber sich meiner hervorragenden Kochkünste bewusst zu werden.

Ich schaute meine Lieblingsserien, um mich abzulenken, hörte meine lieblingsmusik um die Stimmen in meinem Kopf zu stillen und ging jeden Tag Joggen, um etwas Abwechselung in meinem Alltag zu bringen.

Das Praktikum in A.C. Architecture habe ich erfolgreich beendet. Momentan strebe ich mein Master im zweiten Semester an. Bald sind die Abschlussprüfungen, doch vor denen hab ich keine Angst. In Anbetracht der Ereignisse die stattgefunden haben, habe ich vor nichts und niemandem mehr angst.

Ich hatte begriffen, das egal was Antonio tat, er mir niemals körperlich wehtun würde. Dafür bin ich ihm zu wertvoll. Über die mentalen Narben lässt es sich streiten...

Mindestens zwei Mal die Woche schleppte mich Antonio auf ein Date und da er eine berühmte Persönlichkeit ist, folgen ihm die Medien auf Schritt und Tritt. Er drohte mir bloß keinen Fehler zu machen. Dies würde angeblich schlimm enden.

Warum ich trotzdem mitmache, obwohl ich ihn leicht abservieren könnte indem ich ihm vor den Reportern bloßstelle? Weil dieser Psychopath meine Eltern ausspionieren lässt, seitdem er mich gezwungen hat ihn meinen Eltern vorzustellen. Als meinen festen Freund, versteht sich. Meine Mutter war außer sich, als ich wieder mit ihnen alleine war. Sie wollte wissen was mit Liam geschehen ist, warum wir uns getrennt haben. Daraufhin tischte ich ihr die übliche Lüge auf: "Es hat zwischen uns nicht mehr gefunkt"
Meinem Vater nahm dies relativ gelassen auf. Er meinte es sei meine Entscheidung, mit wem ich mich treffe. Nur soll ich mich nicht in Gefahr bringen. Viel zu spät, Dad.

Zack hasste mich. Er wusste nichts über die Spionage oder den Zwang unter dem ich stand. Denn auch Zack ließ er beschatten. Es war mir ein Rätsel wie die berüchtigte Mafia von Amerika nicht hinter der Sache kam, das ich manipuliert werde.

Leo ahnte, das etwas nicht stimmte, doch er ließ es auf sich beruhen. Er meinte Mal zu mir, das er für mich da sein wird, ganz egal auch was passiert. Er glaubte an mich, während Zack mich aufgegeben hatte.

Auch heute war einer dieser Tage, an dem mir Antonio schrieb, er würde mich um 21 Uhr abholen.
Seufzend schrieb ich ihm knappes "Okay" und ließ mein Handy in meine Hosentasche gleiten.
Den ganzen Tag über hatte ich mich wie ein kleines Kind gefreut, einen entspannten Tag mit meinen Freunden zu verbringen. Wir wollten in die Stadt und schließlich ins Kino. Mein Geburtstag sollte mit einem Lächeln im Gesicht enden. Bis vor einigen Minuten die Nachricht von Antonio mich erreichte.

Genervt verdrehe ich die Augen. Kurz danach schrieb ich allen und mit allen meine ich Zack, Kate, Edwin und Duncan. Maria, Leos Ex hatte die Universität gewechselt. Warum sie das tat, wusste niemand. Sie brach den Kontakt ab, nachdem Leo und Maria sich getrennt hatten.

Kate und Duncan bekam ich nur selten zur Gesicht. Während Edwin in der Uni stets an meiner Seite war. Wir hatten uns gut angefreundet, nahmen es mit jedem Uni-Problem gemeinsam auf.

Zack wollte mich nicht mehr sehen. Sein Hass auf mich bereitete mir tiefe schmerzen, die ich jedoch wie immer gekonnt weglächelte. Auch heute hatte ich ihn zu unserer Verabredung eingeladen, doch er hatte nicht auf meine Nachricht geantwortet.  Trotzdem sagte ich ihm ab. Ich hatte Hoffnung das er auftauchen würde.
Seit Liam nicht mehr da ist, war er der einzige, der heller strahlte als die Sonne, auch wenn er innerlich genau so verkorkst ist, wie ich. Doch so langsam verblasste auch der letzte Sonnenstrahl, der von ihm ausging.

Leo schrieb ich keine Nachricht. Schließlich war er nur eine Tür nebenan.

Mit einem leisen seufzen stand ich auf und machte mich auf den Weg zu ihm. Ich klopfte nicht an, da seine Tür ein spalt weit geöffnet war.

"Ich... muss heute leider absagen...", murmelte ich leise kaum hörbar. Doch trotzdem, obwohl er so in sein Computerspiel vertieft war, hörte Leo meine Worte.

"Was? Aber es ist doch dein Geburtstag! Hast du etwas anderes geplant?", fragte er und legte sofort seinen Controller beiseite.

Ich kratzte mich leicht am Nacken und senkte meinen Kopf. "Ja... Antonio und ich gehen zusammen Essen..." Das war gelogen. Ich weiß nicht was Antonio vor hatte. Doch meistens waren wir in einem Restaurant, im Kino oder bei irgendwelchen Events, wo er eine Begleitung mitbringen muss. Und da er meinte, das er mich um 21 Uhr abholt, nehme ich an, das wir essen gehen und er mir über seinen Tag erzählt, während ich ihn anschweige und nur Ab und zu zustimme.

"Oh...", war das einzige, was er sagte. Ich verzog meine Lippen zu einem Strich und lächelte leicht gezwungen. "Ja..."

"Er tut dir nicht gut, Thea...", sprach Leo sanft und schaut mich mit einer Wärme in den Augen an, die ich seit langem nicht mehr gespürt hatte.
Erneut lächelte ich nur leich geknickt und wollte aus der Tür hinaus, als er mir eine leises "Ruf mich sofort an, wenn etwas ist. Ich werde da sein...", hinterher rief.

Wieder lächelte ich zu ihm gerichtet.
Dieses Mal ehrlich.

Okay kids.
Ich versuche alle so gut wie möglich abzukürzen und die Geschichte schneller voranzubringen. Ihr seid so ungeduldig 😂

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