Kapitel 30: Du siehst heiß aus

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Thea Cheslock
19. Oktober; Dienstag

"Kleines? Was wollte er hier?", fragte Antonio verdutzt. Ich schaute zu ihm: "Ehm... Nichts wichtiges. Er war nur im der Gegend und meinte er würde gerne kurz vorbeikommen um mit mir zu Frühstücken" Ich hatte ihm ins Gesicht gelogen und nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Langsam werd ich echt gut darin.
Antonio nickte und begann seine Jacke abzustreifen. Ich ging in die Küche und räumte das Geschirr weg,

Einige Minuten später, als ich den letzten Teller abgespült habe, spürte ich zwei starke Arme um meine Taille. Sofort spannte ich mich an und hielt die Luft an. "Also... was Kinoabend angeht...", murmelte Antonio und drückte mich etwas fester an sich. "Ich hätte eine bessere Idee", sagte, eher flüsterte er nah an meinem Ohr. Ich schluckte schwer. Er dachte doch nicht an etwa...

Mir wurde es etwas unangenehm also drehte ich mich vorsichtig in seinen Armen und schaute zu ihm auf. Nur um festzustellen, das es eine blöde Idee war. Antonio drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange und sagte: "Ich habe eine Einladung zu einer Auktion, weil A.C. Architecture ebenfalls etwas spendiert hat. Es geht hauptsächlich um spenden für ein Kinderheim, welches in der Nähe errichtet wird"

"Oh... Ja... ehm... warum nicht. Der Regen hört bestimmt bis dahin auf, dann können wir gerne hin gehen", sagte ich und lächelte leicht nervös. Meine Finger hatten seine Oberarme ergriffen und ich hatte halt bei ihm gefunden. Antonio kam mit dem Gesicht immer näher bis er nah genug war um mir leise "Zieh dir etwas schickes an" zuzuflüstern. Mein Griff wurde fester und ich schluckte schwer. Erneut platzierte er mir einen Kuss auf die Wange und löste sich von mir. Erst jetzt merkte ich das ich die Luft angehalten hatte.
Ich ließ einen leisen seufzer aus und sackte gegen die Küchentheke hinter mir.

Mir wurde erst jetzt bewusst, was ich angerichtet hatte. Ich hatte Gefühle für Antonio zugelassen. Ich ließ zu das ich etwas für ihn fühlte, weil ich mich im Glauben ließ, das es keinen Sinn mehr hat. Das die Liebe wie ich sie aus Büchern kannte, wie ich sie mit Liam erlebt hatte, gar nicht existiert und dass das hier die Realität war. Das Liam nie wieder kehren wird. Verdammt es sind Jahre vergangen, seitdem mich Liam verlassen hat. Natürlich gaben wir uns ein Versprechen. Und ja ich ließ es nicht zu, das ich dieses Versprechen brach. Doch als wir kurz davor waren das Versprechen zu erfüllen, gab ich nach. Nicht wissend, das Liam doch noch zurück kehren wird. Nicht wissend, das er mich nicht vergessen hat. Wissend, das es nie wieder so sein wird wie früher. Wie denn auch? Ich habe geheiratet. Zwar gegen meinen Willen, doch dennoch ließ ich zu, das Antonio sich langsam an mein Herz schlich. Noch war er nicht drin, dessen war ich mir bewusst. Ich hatte also nicht ganz verloren. Ich hatte UNS noch nicht verloren...

Die vergangenen Tage zeigten mir das Antonio mich nicht aus Spaß oder auch aus Rachsucht haben wollte. Er wollte mich tatsächlich weil ich ihm gefiel. Weil er sich in mich verguckt hatte und weil er etwas gesehen hatte, was ich schon lange glaubte verloren zu haben. Mein Lächeln. Meine Freude. Er wusste das es irgendwo in mir ist und versuchte mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Was war richtig und was war Falsch?

Ist es falsch den Mann zu wollen, den man vor Jahren oder auch seit Jahren geliebt hat? Oder ist es richtig seine frühere Liebe oder seine ewige Liebe aufzugeben, um jemanden Glücklich zu machen, der alles für dein Glück gibt?

Ich wusste es nicht. Egal wie ich es hin und her drehte. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen.

Ich merkte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten und biss mir schnell auf die Unterlippe. Ich riss mich zusammen um bloß nicht aufzufallen. 41 Tage sind genug um mir Gedanken über mein weiteres Handeln zu machen. In 41 Tagen kann viel passieren. Angefangen mit dieser Auktion.

Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust auf so eine Veranstaltung. Aber es kann nicht Schaden soziale Kontakte zu knüpfen.

Ich holte tief Luft und rappelte mich zusammen. Nachdem ich auch den letzten Teller in den Schrank verstaut habe, gehe ich in mein Zimmer und suchte nach etwas angemessenem zum anziehen. Ich suchte nach keinem Kleid oder sonstige freizügigen Kleidung. Erst einmal griff ich nach einer blauen Jeans und dazu einen schwarzen Rollkragenpullover.

Antonio kam ins Zimmer und schaute mich erst verwirrt und öffnete seinen Mund um etwas zu sagen an bis ich ihm zuvor kam "Ich gehe bestimmt nicht in einem Kleid bei diesem Wetter" Sofort schloss er seine Lippen und nickte verständlich.

Am Abend, als es dann soweit war, zog ich mir die Kleidung über steckte meine Haare mit einer Klammer hoch. Die Kette mit den zwei Sternen um meinen Hals verschwand unter dem Pullover, weswegen ich sie vorsichtig herausholte und nun sichtbar trug.

Hohe Absätze rundeten das Outfit nochmal ab, bevor ich meinen Mantel schnappte und hinaus zum Auto eilte indem Antonio bereits auch mich wartete.

"Du siehst heiß aus", murmelte er und startete den Wagen. Ich grinste und erwiderte: "Ich seh immer heiß aus" - "Hab ich nie bezweifelt" In dem Moment fuhr er los und ich schaltete das Radio an.

"...Berichten zufolge ist Roberto Simonelli mit 68 Jahren im Krankenhaus verstorben.", war der erste Satz der ertönte. Die Nachrichten. Ich hörte gar nicht weiter zu, sondern schaltete um. Zumindest wollte ich das, bis Antonios Hand blitzartig zu meiner scheißt und sie wegzieht.

Es ging um einen Kriminellen der anscheinend durch ein Autounfall ins Krankenhaus gelandet ist und dort starb. "Wer ist denn Roberto Salmonelli?" - "Simonelli", korrigierte er mich, den Blick auf die Straße gerichtet. Aber eine Antwort auf meine Frage bekam ich nicht.

"Wir sind da", sagte Antonio nachdem er geparkt hatte und schnallte sich ab. Auch ich löste mich von dem Gurt und stieg vorsichtig aus.

Entschuldigt. Fast hätte ich die lesenacht verpeilt 😂😂😂❤️

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