Kapitel 27: Morello

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Antonio Caremine
19. Oktober, Dienstag

Kaum habe ich das Haus verlassen begann es Wasserfälle zu regnen. Thea war eingeschlafen. Ich wollte sie nicht wecken also schlich ich mich leise aus dem Haus und machte mich auf dem Weg zur Arbeit, hoffte dass der Regen bald aufhören würde. Heute sollte eine wichtige Besprechung stattfinden, die entschied ob mein Unternehmen die folgenden Aufträge bekam oder nicht. Großverdiener sind so lästig. Vorallem Leute die nicht wissen wohin mit ihrem Geld. Die, die ständig meinen über einen bestimmen zu müssen, nur um zu beweisen, das man nicht nur das Geld von Mami und Papi geerbt und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war.

Die ganze Zeit im Gespräch spürte ich die Vibration meines Handys in meiner Hosentasche. Irgendwann wurde es so nervig, das ich mein Handy einfach ausschaltete. Ein Blick auf den Bildschirm, bevor ich das Gerät stilllegte, verriet mir das es ein Anruf von Morello war. Ich verdrehte meine Augen. So wichtig kann es nicht sein. Sonst hätte er mir die Bude eingerannt.

Nachdem die Besprechung endlich ein Ende nahm, verabschiedete ich jeden der Gesprächspartner, die vor wenigen Minuten mir die Ohren abgekaut hatten. Sie hatte über irgendwelche Aktien gesprochen. Abgesehen davon das mich Aktien einen scheiß interessieren. Wir sind ein Planungsbüro und nicht die Bank. Zwischendurch sprach man über die Vollendung des Projektes in South Carolina. Das Krankenhaus, welches bald fertig gestellt werden würde. Einer von ihnen, der Finanzbetreuer des Bauherren wahrscheinlich, drohte mir den Geldhahn abzudrehen, sollte die Baustelle nicht schneller voran kommen. Dabei dachte er nicht darüber nach, das es mir weniger schadete, als dem Bauherren. Es ist sein Gebäude. Ich leite nur die Bauüberwachung, ohne die diese Baustelle überhaupt nicht soweit gebracht hätte. Und wenn er mich loswerden würde, würde sich das Gerücht verbreiten das ich mich zurückgezogen habe und nicht der Bauherr, weil er mich nicht bezahlt hat. Was umso mehr den Ruf den Besitzers schädigte. Somit hatte seine Drohung keine Wirkung. Der Dreckskerl spielte sich vor der ganzen Mannschaft nur auf. Große Fresse, aber nichts dahinter.

Als endlich jeder verschwunden war, fuhr ich mir durch die Haare. Ich seufzte erschöpft. Ganz egal wie sehr ich mich innerlich über solche Kunden beschwerte, sie waren es, die mein Unternehmen am Leben hielten. Meine Dankbar zeigte sich in meiner guten Arbeit aus und damit wären wir quit.

Ich trank einen letzten Schluck aus meinem Glas und stand auf. Ich erinnerte mich an den Haufen an Papieren, die in meinem Büro auf mich warteten.

In meinem Büro angekommen widmete ich mich den Stapel an Papieren die auf meinem Schreibtisch lagen und begann diese nach und nach abzuarbeiten. Ich war so vertieft in meiner Arbeit dass ich gar nicht bemerkte wie es langsam began zu dämmern. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es immer noch regnete.

Ich schaltete mein Handy ein und sah weitere vermisste Anrufe von Morello. Genervt schnaubend rief ich zurück. "Was ist?", gab ich patzig von mir. "Der Boss hatte ein Unfall", sprach meine rechte Hand in seinem gebrochenen Italienisch. Sofort wurde ich hellhörig. Ich setzte mich Kerzengerade hin und spitzte meine Ohren. "Was?" - "Wegen diesem scheiß Regen. Er hatte ein Autounfall und liegt jetzt im Krankenhaus", erklärte er und klang als wäre er kurz davor einen Anfall zu bekommen. "Jetzt beruhige dich mal und sprich deutlich. Ich verstehe dich sowieso kaum wegen deinem Akzent.", ermahnte ich ihn.
Morello schien tief Luft zu holen, ehe er weiter Sprach: "Der Boss. Krankenhaus. Autounfall. Die Ärzte meinen die Überlebenschancen sind sehr gering" Ein Lächeln schlich sich über meine Lippen. Nicht weil ich mich darüber freute das der alte Sack endlich abkratzen würde, sondern weil dies meine Aufstiegschance erhöht. Sollte es stimmen, was Morello mir berichtete, dann ist es durchaus möglich, das ich der nächste Mafiosi von South Carolina war. Nicht nur von South Carolina. Soweit ich mich erinnere hatte der Boss auch North Carolina und Georgia in seiner Hand. Mein Grinsen wurde breiter.
"Man munkelt bereits einen Nachfolger zu ernennen. Es herrscht Chaos im Untergrund." - "Das sind Nachrichten für die es nötig gewesen wäre meine Bürotür einzutreten, Morello. Und du Bastard wartest bis ich zurück gerufen habe?", antwortete ich in meiner Muttersprache. "Verbreite die Nachricht das ich mich bereit erkläre seine Aufgaben zu übernehmen", fügte ich hinzu und legte auf.

Drei Oststaaten in meiner Hand. Wahnsinn. Ich blickte aus dem Fenster und sah nur das Wasser, was die Scheiben hinunterfloss. Nachhause kann ich erstmal nicht.

Ich entschied mich Thea eine Nachricht zu hinterlassen in der geschrieben stand dass ich heute im Büro übernachten werde. Dies war kein Problem für mich da ich extra einen Raum für solche Notfälle renovieren lassen habe. Die Müdigkeit macht sich bemerkbar und ich entschied mich schlafen zu gehen. Kurz nach dem ich meine Schuhe abgestreift habe hörte ich das Gewitter über etwas klagen. Das laute grollen ging mir durchs Mark. Gänsehaut bildete sich auf meinem ganzen Körper. Augenblicklich musste ich an meine Frau denken die nun zu Hause alleine war. Ich erinnerte mich, dass sie Angst vor Gewitter hatte. Unmöglich konnte ich jetzt nach Hause fahren, da eine Möglichkeit besteht dass ich ein Unfall bauen würde. Dennoch ließ mich das ungute Gefühl nicht los Dass irgendetwas nicht stimmt. Doch statt weiter darüber nachzudenken entschied ich mich einfach schlafen zu legen und gab mir alle Mühe einzuschlafen.

20. Oktober, Mittwoch

Am nächsten Tag werde ich von dem lauten Gewitter aus einem unruhigen Schlaf gerissen. Es dauerte eine Weile bis ich begriffen hatte dass ich nicht zu Hause war sondern im Büro. Erneut machte sich das ungute Gefühl in mir breit, das zu Hause etwas nicht stimmt. Sofort zückte ich mein Handy und schaute auf die Uhr. Es war gerade mal 8:00 Uhr morgens. Automatisch öffnete ich die Telefon App und suchte die Nummer von Thea heraus. Noch bevor ich darüber nachgedacht hatte wählte ich die Nummer und wartete bis sie abnahm. Nach zweimal tuten hörte ich schon ihre liebliche Stimme am anderen Ende des Handys.

„Hallo Antonio. Geht es dir gut?", fragte Sie.
„Guten Morgen, Kleines. Hast du gut geschlafen?" Ein paar Sekunden lang hatte ich nichts. Ich dachte schon sie hätte aufgelegt. Doch dann vernahm ich wieder ihre Stimme: „Naja so gut man eben schlafen kann bei diesem Wetter. Weißt du schon wann du nach Hause kommst?"
"Sobald das Gewitter verklungen ist mache ich mich auf dem Weg. Hättest du heute Lust mit mir ins Kino zu gehen?" - „ Ungerne. Wir können gerne einen Kinoabend zu Hause veranstalten. Aber komm erst mal nach Hause alles andere besprechen wir danach." Mit der Bitte war ich einverstanden. "Aber Natürlich. Pass auf dich auf", sagte ich zum Schluss. "Du auch" Kurz bevor ich auf den roten Knopf drücken wollte, hielt ich inne, als ich eine männliche Stimme schwach im Hintergrund vernahm. "Wo sind denn eure Teller, liebes?!" Es klang als würde es jemand rufen. Ich hielt den Hörer an meinem Ohr. Aber dann war es still. Sie hatte aufgelegt.

Falten legten sich auf meine Stirn. Unbewusst umgriff das Handy kn meiner Hand fester. Mein Kiefer spannte sich an. Wer war das? Wer wagt es meine Frau als seine Liebste anzusprechen? Vor allem: Was hat derjenige in meinem Haus verloren?!

Hohoho Das bedeutet Krieg 💀

Past PromisesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt