Kapitel 52 Ich danke dir

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Thea Cheslock
27. November; Donnerstag

"Du hast bestimmt hunger", war das erste, was er sagte, nachdem wir an seinem Anwesen angekommen sind. Die ganze Zeit über stellte ich ihm Fragen, aber er hielt es nicht für nötig die zu beantworten. Stattdessen schwieg Liam mich an.
Dieses Mal war ich still.

"Das funktioniert nicht, liebes. Wir werden jetzt essen gehen, ob du willst oder nicht", fügte er leicht abwesend hinzu und stieg aus dem Auto. Ich tat es ihm nach. Liam ging geradewegs auf sein Haus zu und ich folgte ihm brav.

"Ich habe aber nichts zum anziehen", erwiderte ich im Haus angekommen. "Von mir aus kannst du auch so gehen, dir steht alles, Babe", sagte er verschmitzt und grinst mich an. "Aber ich habe oben noch zwei Outfits für dich, die du gerne anziehen kannst", fügte Liam hinzu, ehe ich etwas erwidern konnte. Ich schmunzelte leicht, aber erwiderte nichts. Liam erklärte mir, wo ich die besagten Outfits finde und sofort machte ich mich auf die Suche. Als ich das Zimmer gefunden habe, staunte ich nicht schlecht. In dem Zimmer stand ein einzelnes Bett in der mitte des Raumes. Zwei kleine Fenster brachten Sonnenlicht in das Innere und ein Wandschrank links gab einen letzten Touch.
Auf dem Bett lag ein dunkelblaues Kleid und sofort dachte ich an unsere Prom-nacht. Sofort musste ich grinsen. Noch bevor ich in Tagträumereien verfiel, ging ich auf das Kleid zu und betrachtete es genauer. Es war ein schlichtes, saphirblaues Kleid mit einem V-Ausschnitt, welcher nicht vieles Preisgab und es reicht mit bis zu den Knien. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich in das Bad und bereitete mich für den Abend vor.

Nachdem ich mich fertig geduscht, angezogen und sogar geschminkt habe — Ja, hier war sogar Schminke — steckte ich meine Haare hoch. Mit einem letzten Blick in den Spiegel und ein kleines Lächeln auf den Lippen, ging ich die Treppen hinunter und sah Liam, welcher gerade eben aus einem der Räume kam. Sofort entdeckte er mich und strahlte über beide Ohren. "Verdammt, Thea...", flüsterte er. Sein Blick scannte meinen Körper. Ich fühlte mich ganz und gar nicht unwohl. Eher griff ich am Rock des Kleides und schwang es leicht hin und her. "Es passt wie angegossen", erwiederte ich und grinste. "Du siehst umwerfend aus!", fügt er hinzu und grinste. Ich schaute ihn an und lächelte glücklich.

Liam deutet mir, ihn zu folgen, und hob mir seinen Ellenbogen entgegen. Ich hakte mich bei ihm ein. Zusammen gingen wir zu seinem Wagen.

Wir kamen an einem kleinen Restaurant an, welches nicht weit entfernt war. Es war recht ruhig, dafür das so viele Menschen hier anwesend waren. Eine Kellnerin führte uns zu unserem Tisch, den Liam anscheinend für uns gebucht hatte und wir folgten ihm brav. Hin und wieder warf mir Liam verstohlene Blicke zu und lies mich erröten. Aber ich versuchte mich zusammenzureißen und ihm nicht um den Hals zu fallen.

Die Kellnerin begleitete uns zu einem Tisch an einer Fensterfront und reichte uns zwei Speisekarten.

"Mr. und Mrs. Furino, lassen sie mich wissen, wenn sie soweit sind", sagte die kleine Frau freundlich und ließ uns allein. "Mr. und Mrs. Furino? Du musst aufhören jeden mich als deine Frau vorzustellen", merkte ich an und schaute Liam an. Er grinste über beide Ohren "Niemals"

"Erzählst du mir, nachdem wir bestellt haben, warum du ausgerechnet jetzt das Date einlöst?", fragte ich schließlich und öffnete das Menü. "Natürlich, liebes. Heute werde ich dir alles erzählen. Ich werde all deine Fragen beantworten. Ab heute gibt es keine Geheimnisse mehr, keine leeren Versprechen. Wir werden neu anfangen. Und ich werde hoffen, das du mich immer noch liebst, nachdem ich dir alles erzählt habe..." Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Das klang alles so endgültig. Aber dennoch war ich gespannt darauf, was Liam mir zu erzählen hatte. Ich wollte endlich wissen, wo er all die Jahre war, was in seiner Vergangenheit geschah und was dies für uns bedeutete.

Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, unterhielten wir uns erst normal. Ich gab ihm ein Update über mein Leben, auch wenn ich mir sicher war, das dies nicht nötig ist. Ich erzählte ihm wie Leo mir in schweren Zeiten beigestanden hatte, während Zack sich von mir abgewendet hatte. Ich erzählte ihm das ich endlich meinen Traumberuf ausüben kann und dazu erzählte ich ihm über ein Projekt, an welches ich mich austoben kann, wie ich will. Ich erzählte über meine Mutter, die sich wahnsinnig freuen wird, Liam wieder zu sehen, über Alice, die endlich aufhören wird mich nach ihm zu fragen und Enzo welcher glaubte er hätte recht gehabt, das Liam mich nur verarscht hätte.
Ich erzählte ihm wie ich Caremine kennenlernte, wie er mir das Leben zur Hölle machte und wie ich began ihn zu akzeptieren. Ich erzählte ihm einfach alles und nachdem ich fertig war, merkte ich, wie ich am ganzen Körper zitterte. Es tat gut alles loszulassen. Es tat so unglaublich gut, jemandem all meine Sorgen anvertrauen zu können. Wissend, das dieser Jemand eine Lösung finden wird. Das dieser Jemand alles tun wird, um deine Probleme zu beseitigen.

Eine Zeit lang sagte Liam nichts, hatte aber jedes meiner Worte angehört, ohne dazwischen zu reden. Er griff nach seinem Glas Wasser und nahm einige Schlucke daraus. Ich lehnt mich zurück und entspannte mich einwenig. Jetzt, da alles raus war, fühlte ich wie ich lockerer wurde. All die Last war von mir gefallen. Aber dann, als ich Liam beobachtete, merkte ich, das all meine Sorgen sich auf ihn übertragen hatten. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt, vermied Augenkontakt und schaute auf den weißen Teller vor sich. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen. Hatte ich es übertrieben?

Ich richtete mich wieder auf und griff nach seiner Hand, die auf dem tisch ruhte und sich zu einer Faust gebildet hatte. "Es tut mir leid... ich wollte dir nicht meine Sorgen aufbürden..." Liam hob seinen Blick, schaute mir in die Augen. "Nein, Thea. Das ist gut. Ich finde es gut, das du mir darüber redest... Ich danke dir, das du dich mir öffnest...", sagte er schließlich, legte seine andere Hand auf meine und lächelte. "Ich danke dir, das du mir zuhörst...", antworte ich und spürte, wie Liam meine Hand leicht drückte.

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