Thea Cheslock
19. Oktober; Dienstag"Wo sind denn eure Teller, liebes?!", rief Liam, kurz nachdem ich glaubte das Antonio aufgelegt hatte. Ohne weiter drüber nachzudenken legte ich das Handy beiseite und schlenderte in die Küche. Ohne ihm nur einen Blick zu würdigen griff ich nach zwei Tellern aus dem Obersten Regal und began den Tisch zu decken.
Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, das der Regen nicht so schnell nach lassen würde.
Etwas in mir freute sich darüber. Denn das bedeutete, das Liam länger bleibt. Dann wiederum gleiten meine Gedanken zu Antonio, welcher sich jeder Zeit auf dem Weg machen könnte.Es herrschte eine angespannte stille, während Liam ein paar Pfannkuchen auf die Teller lud, die übrigens nicht nur hervorragend aussahen sondern auch wunderbar dufteten, und ich seine Bewegungen verfolgte.
Ich schaute zu ihm auf. Er war so darauf konzentriert einen perfekten Teller anzurichten, das er meine Blicke gar nicht bemerkte. Einen Lappen hatte er sich auf die Schulter geschmissen, immer noch Oberkörperfrei. Noch bevor ich anfangen konnte seine leicht bräunliche Haut zu betrachten, räusperte er sich. Ich erschrak und zuckte zusammen."Ich hab mein bestes gegeben", sagte er und deutete auf den Teller. Kurz trafen sich unsere Blicke, ehe ich auf das Essen vor mir spähte und began zu grinsen. Aber dies hielt nicht lange, denn meine Miene wandelte sich in ein gespieltes Grimmiges Gesicht. "Mein Latte Macchiato?", forderte ich und hob eine Augenbraue.
Liam holte erschrocken Luft und flitzte zur Küchentheke. "Ich bitte um Verzeihung, Mylady", sagte er in einem sanften Ton. Kurz daraufhin kam er mit einem Macchiato Glas und einem Milchkännchen wieder. Er füllte die Milch aus dem Kännchen in das Glas, welches bereits einen Espresso shot beinhaltete und führte fließende, kreisende Bewegungen aus.
"Eure Hoheit", sprach er und setzte das Glas neben meinem Teller. Ein Blick auf den Kaffee offenbarte mir ein Meisterwerk. Liam hatte ein perfektes Herz auf dem Schaum gezaubert.
Ein Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln.Ich zog meinen Stuhl näher ran und griff nach dem Besteck. "Daran könnte ich mich gewöhnen", platzte es aus mir heraus, was ich jedoch sofort bereute, als mir meine Situation wieder einfiel. Sofort verschwand mein Lächeln. "Ich meine... Dankeschön... das du dir soviel Mühe gemacht hast...", korrigierte ich mich und versuchte Blickkontakt zu vermeiden.
"Von mir aus könnte ich das jeden Tag machen, wenn es bedeutete das ich bei dir sein kann", nuschelte Liam. Ich schluckte schwer. Liam setzte sich gegenüber von mir und holte zwei Pfannkuchen auf seinen Teller.
"Du solltest dich beeilen... der Regen könnte jederzeit aufhören und Antonio ist bestimmt schon auf dem Weg...", sagte ich und schob ein Stück von den Pancakes in mein Mund. So gerne hätte ich jetzt aufgestöhnt vor Freude, da meine Geschmacksknospen förmlich explodierten.
Liam sagte daraufhin nichts, sondern widmete sich wortlos seinem Frühstück. Mir war der Appetit vergangen. Doch trotzdem aß ich alles auf.
Nachdem wir aufgegessen hatten, schwiegen wir uns weiterhin an. Bis Liam sich dazu entschied die Stille zu durchbrechen. "Ich gebe dir 41 Tage ", sprach er mit einer selbstverständlichkeit, die mich grübeln ließ. 41 Tage..."Was ist in 41 Tagen?", fragte ich und schaute ihn verdattert an. "Ich wohne in der Price Avenue. Ich gebe dir 41 Tage. Wenn du bis zum 30. November immer noch meinst du hättest Gefühle für diesen Spasten..." - "Nicht in diesem Ton", zischte ich. Liam ballte seine Hände zu Fäusten und spannte seinen Kiefer an. "Dann werd ich dich nie wieder belästigen. Am 30. September liegst du entweder in meinen Armen unter dem Sternenhimmel oder Antonio unter der Erde. Vielleicht auch beides"
Ich starrte ihn erschrocken an. "Das würdest du nicht wa- " - "Und ob ich das kann. Du glaubst du kennst mich? Du wirst mich jetzt kennenlernen, Prinzessin", zischte Liam und ging zum Wäscheständer, wo ich die Kleidung von Antonio zum Trocknen gehängt hatte.
"Willst du mir ernsthaft die Person, die ich liebe, nehmen?" - "Er hat mir auch eine genommen. Ich hab jedes Recht dazu!", keifte Liam. Ein stechen in meiner Brust machte sich bemerkbar.
Kurz daraufhin schnappte er sich ein schwarzes T-Shirt welches sich an seinem perfekten, muskelbepackten Körper schmiegte. Jetzt fiel mir auf das es meins war. Es war ihm viel zu eng, doch daran schien er sich nicht zu stören. Ich wollte ihm ein Hemd von Antonio anbieten, beließ es jedoch. "Du wirst ihm nichts tun", sagte ich mit einer ruhigen Stimme. Mit großen Schritten eilte er bedrohlich auf mich zu. Ich ging weiter von ihm weg bis ich die Wand an meinem Rücken spürte. Wieso müssen es immer Wände sein? Kann sich nicht ein schwarzes Loch auftun und mich verschlingen?
"Ich will dich zurück, Thea. Koste es was es wolle", flüsterte er nah an meinem Gesicht.
"Erzähl mir was passiert ist und bring alles in Ordnung"Ich hielt die Luft an, wagte es nicht zu sprechen. Einige Zeit starrte er mich an, versuchte meine Gefühle an meinem Gesicht abzulesen, doch dann erhob er seine Hand, ballte diese zur Faust. Ich sah die Faust auf mich zu donnern und kniff die Augen zusammen. Ein lauter knall ertönte. Ich zuckte zusammen und schrie vor schreck auf.
"41 Tage", zischte Liam und löste sich vor mir.Ich öffnete die Augen und schaute um mich herum. Ich sah wie Liam in den Flur verschwand. Ich folgte ihm. "Liam...", flüsterte ich leicht geknickt. Aber er machte keine Anstalten mich nur anzuschauen. Stattdessen betrachtete er kurz die Garderobe und schnappte nach einer Jeansjacke. SEINE Jeansjacke. Die Jacke, die mich in schweren Zeiten Geborgenheit geschenkt hatte. Die Jacke die mir Hoffnung gab. Ich hielt die Luft an. Verzog mein Gesicht schmerzerfüllt. Wenn er diese Jacke mitnimmt, wäre es so als würde ich einen Teil von ihm verlieren.
Liam schaut zu mir, die Hand immer noch an der Jacke. Statt die Jacke von dem Kleiderhaken zu holen, ließ er diese los und griff nach einem schwarzen langen Mantel. Meinem Mantel. Es war ein Unisex-Mantel, was nun nicht ganz so komisch aussah, wie mein T-shirt oder meine Pinke Jogginghose mit Einhörnern drauf.
Ohne den Blick von mir abzuwenden zog er sich den Mantel über und knöpfte diesen zu. Sein Blick auf mir wurde mir irgendwann unangenehm und ich entschied mich wegzuschauen.
"Ich..." Erwartungsvoll mustert er mich.
"Du kannst mich nicht zwingen zu..." - "41 Tage, Price Avenue", wiederholte er wie besessen und öffnete die Tür. Noch bevor ich protestieren konnte schloss sich die Tür und eine unerträgliche Stille machte sich breit.Ich konnte nicht anders als die Tür anzustarren, aus der mein Ex Verschwunden war, den ich bereits für Tot erklärt hatte.
Einundvierzig Tage. Price Avenue.
Wie gottverdammt nochmal schaffe ich es meine freunde und Familie in Sicherheit zu bringen, bevor ich mich dazu entscheide Antonios Machenschaften zu verraten? In nur 41 Tagen!Ich weiß nicht wie lange ich an der Stelle gestanden hatte. Das klingeln an der Tür riss mich aus meiner Trance. Mein Herz setzte ein Schlag aus. Antonio?
Hat er Liam rausgehen sehen?Was glaubt ihr wie sie jetzt mit der situation umgeht? 🤔
Ich würd wahrscheinlich einfach heulen und ihn machen lassen. Wäre eigentlich nur eine win win situation 😂
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Past Promises
Teen Fiction{Fortsetzung von Promises} Versprechen. So viele Versprechen. Gehalten? Gebrochen? Vergessen? Ich weiß es nicht. Tag und Nacht wartete ich auf eine Rückmeldung. Er hatte es mir versprochen. Versprochen, das er sich meldet. Versprochen, das er mich...