Chapter 11: Blanke Wut

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15. August; Dienstag
Isaac William

Wieder geht ein Tag vollen Qualen zuende.

„Wie spät ist es?", keuchte ich hervor, als ich meinen Arm ausstrecke, um nach dem Glas Wasser zu greifen, den mir Seth hinstreckt.

Mir tat alles weh. Wirklich alles.
Jede noch so kleine Bewegung schmerzte mir.
Bereits gestern hatte ich den Gedanken aufzugeben und einfach zurück zu fliegen. Zu Thea. Zu meinem Mädchen. Aber ganz so einfach wird es nicht...

„Es ist 21:00 Uhr", sprach Seth und setzte sich neben mich auf die Couch. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an, welcher weit oben an der gegenüberliegenden Wand hing. Er schaute sich irgendwelche Nachrichten an, die mich einen scheiß interessierten. Vor allem in meiner derzeitigen Laage.

Ich nahm meine Umgebung nur stumpf wahr. Die Schmerzen machten es mir schwer irgendwas zu erkennen. Meine Sicht war leicht verschwommen. Wahrscheinlich würde ich in wenigen Minuten ausgeknockt werden, wenn mein Kreislauf versagt.

Ausnahmsweise mal hatten die Russen mich allein in deren Gebiet gelassen. Normalerweise schmeißen die mich wieder zurück in mein Loch, wo es nichts weiter als vier Wände gibt und gelegentlich einen leblosen Körper in der Ecke.
Doch heute verschleppten Sie mich in einem Haus, was mich sehr verwunderte.

Ob sie etwas herausgefunden haben?

Ich schloss meine Augen, nahm große Schlücke von dem kalten Wasser in meiner Hand und lehnte mich zurück. „Bestimmt wissen die etwas. Ich verstehe nicht was ich hier mache", krächzte ich hervor. Ich war kurz davor einzuschlafen. Ich hatte schon ganz vergessen wie gemütlich eine Couch sein kann.

Doch abrupt öffnete ich meine Augen, als ich eine Stimme erkannte, die ich niemals vergessen würde. Wie Musik für meine Ohren, Wundsalbe für meine Schmerzen und wie ein beruhigender Tee für meine Seele. Ungeachtet richte ich mich viel zu schnell auf und stöhnte vor schmerz. Trotzdem starrte ich wie gebannt auf dem Bildschirm.

„Hey, ist das nicht...", sprach Seth. „Halt die Klappe", zischte ich, um ihn zu stillen, damit ich diese Wunderschöne Stimme hören kann. Zum Glück wurden russische Untertitel eingeblendet, und keine Synchronstimme eingefügt. Verdammt wie lange ist es schon her...?

„A.C. Architecture hat einen gewaltigen Schritt gewagt. Jedoch bin ich der Zuversicht, das wir das meistern werden...", sprach Sie, kaum mehr als diese Worte brachte Sie zu Stande. Sie wirkte nervös, fast schon ängstlich. Anscheinend hat sie immer noch Lampenfieber.

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen.

Sie ist so groß geworden, so erwachsen... und das ohne mich. Ich konnte nicht an ihrer Seite sein, als Sie mich am meisten brauchte. Ich konnte nicht ihre Hand halten und ihr sagen das alles wieder gut wird. Nur weil ich zu stur war hierher zu reisen und nach diesen verdammten verrätern zu suchen.

Augenblicklich verkrampfte ich mich, als die Kamera einwenig weg zoomte und ein Mann in meinem Alter zeigt. „Ich möchte Sie bitten das Interview jetzt zu beenden. Ich habe noch einen wichtigen Termin und würde meine Partnerin gerne noch einwenig herum führen", sagte dieser. Mein Blick folgt zu Thea, welche ganz nervös neben ihm stand. Er hatte seinen Arm im ihre Taille gelegt.

Wie kann dieser Wichser es wagen?! Partnerin?!

„Wer ist das?", zischte ich hervor. Mein Blitz starr auf die Model-Fresse gerichtet. „Antonio Caremine. Italiener, berühmter Architekt und berüchtigt in der South Caroliner Unterwelt. Boxing Campion und..." - „Es reicht" Sofort verstummte Seth.

Kurz schaltete man zu einer der Journalisten die über irgendeinen Bau erzählte. Ihre Stimme war viel zu hoch, das man ihr zuhören konnte. Mein Blick fiel jedoch sofort hinter dieser Dame. Thea saß auf einem Stapel von irgendwas und dieser Typ saß gegenüber von ihr. Er führte seine Hand zu ihrem Gesicht und schob ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr.

Mein Griff um das Glas in meiner Hand verstärkte sich. An meinen Schmerzen war nicht mehr zu denken.

Die Kamera wurde auf die beiden gerichtet und die Journalistin brabbelte irgendwas von einem süßen Pärchen.

Wut staute sich in mir auf, als dieser Kerl auch noch grinste und nach Theas Bein fasste. Wie gequält langsam fuhr er ihr Bein hinunter zu ihrem Fuß und hob diesen sachte zu sich. Er began ihr Fuß abzutasten und schaute ihr in die Augen. Thea wirkte immer noch leicht nervös, aber ließ diesen Wichser nicht aus den Augen.

Die Journalistin redete weiterhin über die beiden, als wären die ein paar und jedes ihrer Worte brachte mich ins Rage.

Kurz steht er auf und drückte einen Kuss auf ihre Lippen, ehe er nach seinem Handy greift und mit irgendjemandem telefoniert.

Mit voller Wucht donnerte ich das Glas in meiner Hand auf den Fernseher. Das Glas zerschellte auf dem Bildschirm und verteilte sich in Millionen Teile auf dem Fußboden. Auch der Fernseher trug nun einen gewaltigen Riss. Der Bildschirm flackerte. All meine Muskeln spannten sich an und quälten mich wie die Hölle, doch der Schmerz war längst vergessen.

„Dieser verfluchte Wichser!", knurrte ich.

„Plan Änderung. Ich muss so schnell wie möglich wieder zurück zu meinem Mädchen!", in meiner Stimme war die blanke Wut zu erkennen.

Vorsichtig stützte ich mich ab und versuchte aufzustehen. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte kaum laufen. Sofort begann ich schwarze Punkte vor meinen Augen zu sehen, ehe ich wieder auf dem Sofa zusammen sackte und das Bewusstsein verlor.

Uhhhh
Hättet ihr erwartet dass das passieren würde?? 😏
Auf einer Skala von „eins" bis „Scheiße" - wie sehr hat es euch überrascht? 😎

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