Under my Skin

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Eine Stunde war ich jetzt im Dreck herumgekrochen, hatte den müffelnden Mist der niedlichen Pferde entfernt und fand, dass der Stall jetzt vor Sauberkeit blitzte – im Gegensatz zu mir

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Eine Stunde war ich jetzt im Dreck herumgekrochen, hatte den müffelnden Mist der niedlichen Pferde entfernt und fand, dass der Stall jetzt vor Sauberkeit blitzte – im Gegensatz zu mir. Ich fühlte mich schmutziger, als es der Boden einer jeden einzelnen Box hier drin war. Es war ein großer Stall mit einem riesigen Tor vorne und einem weiteren hinten ums Eck herum. Dazu gab es eine Sattelkammer und eine Nische, in der ein silberner Schreibtisch stand.

Ich hatte sogar frisches Heu geholt, für die Pferde zum Fressen und die Zaumzeuge entwirrt und ordentlich aufgehängt. So verdreht, wie die da an ihren Nägeln gebaumelt waren, hatte ich mir das nicht ansehen können.

Zufrieden betrachtete ich mein Werk, bevor ich die letzte Fuhre Mist aus dem Stall kutschierte. Als ich zurückkam, stand Samuel in der Mitte des Boxenganges und sah sich um. Ich wartete auf einen zynischen Kommentar – etwas wie: Nicht ordentlich genug oder Da liegt noch ein Häufchen, dafür bezahle ich dich nicht. Aber er blieb stumm, blickte mich einfach nur an.

»Ist das in Ordnung so?«, hakte ich nach, weil ich sein Schweigen nicht ertrug. Seine Augen weiteten sich, dann setzte er zum Sprechen an, brauchte aber eine gefühlte Ewigkeit, um Worte zu finden.

»Ja, das ... das sieht ganz gut aus.« Ganz gut? Er veräppelte mich doch. Es sah hervorragend aus! Ganz und gar einwandfrei! So sorgfältig hatte ich nicht einmal für die meisten meiner Seminararbeiten geschuftet. Frechheit. Aber gut, ich weigerte mich, ihm diesen Erfolg zu gönnen, also lächelte ich nur und drehte mich um. »Hilfst du mir noch, die Pferde reinzuholen?«, rief er mir nach. Ich blieb stehen, verkniff mir das Schmunzeln und wandte mich wieder zu ihm. Komischerweise fühlte sich dieser Moment irgendwie wohltuend an.

»Ich dachte, du brauchst keine Hilfe.«

»Und ich dachte, du brauchst einen Schlafplatz.«

Touché.

Grinsend hielt er mir ein Halfter mit Seil entgegen, auf dem in holpriger Stickkunst »Leila« stand. Ich nickte seufzend und verließ ohne weiteren Kommentar den Stall. Mein Magen grummelte inzwischen so heftig, dass ich kaum noch klar denken konnte. Egal, was Samuel mir heute auftischen würde, ich würde es essen. Es war mir wirklich egal, und das mochte was heißen. Nicht, dass ich sehr kompliziert war, was Essen anging, nur war irgendwie ... doch, ich war kompliziert.

An der Weide angekommen öffnete er wieder den Balken.  Diesmal kamen die Pferde von selbst, was, wie ich dann kapierte, daran lag, dass Samuel Karotten mitgebracht hatte. Er hielt mir eine davon hin und beobachtete mich genau, wie ich sie Leila vor die Nase hielt.

»Du musst dich so hinstellen, um ...«, begann er, mir zu zeigen, wie man einem Pferd ein Halfter anlegte, aber da hatte ich bereits angefangen. Verdutzt musterte er mich, was ich einfach ignorierte. Ich hängte das Seil an Leilas Halfterring und führte sie von der Wiese.

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