»Ist das Brian auf dem Feld?«, fragte ich zögerlich, weil ich ihn kaum erkannte. Er trug ein Trikot, auf dem Rücken stand nur der Name Finley, und einen Helm mit einem großen roten Ahornblatt und einer Fünf drauf.
Der Rink war tatsächlich groß, eine riesige Fläche aus glattem Eis, eingerahmt von dicken eingeschneiten Baumstämmen. Und das ganz einfach inmitten dieses wunderschönen, fast magischen Mischwaldes. Verschneit und glitzernd. Unglaublich. An den Ecken des Platzes waren Pfosten aufgestellt, an denen jeweils eine Flutlampe angebracht war. Zwei davon beleuchteten das Feld. Es war bereits später Nachmittag und es wurde langsam dunkel.
Brian war nicht allein, was mir in dem Dämmerlicht jetzt erst auffiel. Da war noch jemand, in ähnlichem Outfit, und mindestens genauso talentiert mit den Skates und dem Stick. Die beiden lieferten sich ein Duell mit zwei Pucks. Dementsprechend wüst ging es auch zu.
»Wer ist das?«, fragte ich Sam und deutete auf die zweite Person, während er den Jeep direkt vor dem Rink abstellte. Er atmete einmal durch, aber das Antworten blieb ihm erspart, denn in dieser Sekunde sah ich schon den Rücken des zweiten Spielers. Breite Schultern, ziemlich muskulös, wie es eben durch das flatternde Trikot zu erkennen war. Oh ... »Brady«, stand da in großen blauen Buschstaben, und jetzt war mir auch klar, wieso Sams Finger sich derart verkrampft um sein Lenkrad wanden.
»Alles okay?«
»Nein«, brummte er und stieg aus dem Wagen. Ich folgte ihm sofort, keine Ahnung, wieso. Wahrscheinlich erfasst von dem irrationalen Gedanken, ich könnte auch nur irgendetwas hier ausrichten.
»Was machst du hier?!«, fauchte Sam in Richtung Jared, der sowieso schon direkt vor der Bande angehalten hatte. Brian bremste hinter ihm, seine Kufen spritzten auf, und ich konnte nicht beeindruckter sein von der Geschmeidigkeit, mit der er einfach stehenblieb und sich auf seinen Stick aufstützte.
»Eishockey spielen, wenn's recht ist.«
»Ist es nicht.«
»Und wieso, wenn ich fragen darf?«
Jared schien das Spaß zu machen, ganz im Gegensatz zu Sam, der in so tiefen Atemzügen atmete, dass ich Angst hatte, er bekäme gleich keine Luft mehr.
»Das hier ist mein Land.«
»Ja, und dein Bruder hat mich zum Hockeyspielen eingeladen.« Er deutete auf Brian, der in diesem Moment resigniert die Augen schloss. »Ich sehe das Problem nicht ganz.« Er sah das Problem ganz genau. Es war, als stünde mir auf einmal ein völlig anderer Jared gegenüber. Seine Augen blitzten, blau und amüsiert, und er hatte es offensichtlich darauf angelegt, Sam zu provozieren. »Und wenn ich mich nicht täusche, dann ist das Holz da auf deiner Dachladefläche aus unserem Wald. Oder irre mich?«
»Nein«, presste Sam hervor.
»Also warst du doch heute auch schon auf meinem Land, oder nicht?«
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You See My Heart
RomanceJoana Fraser braucht eine Auszeit. Von ihren Freunden, ihrer Familie, ihrem Leben, das sie schlichtweg nicht mehr erträgt. Sie flieht also, und sie landet im Outback Kanadas, mitten im Wald, in einer Kleinstadt namens Chester's Creek, wo sie bald ih...