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The Truth in your Eyes

Kapitel 4

Jimin



"... auf! WACH AUF!", schrie mich jemand an und wurde im nächsten Moment durchgerüttelt. Schwerfällig öffnete ich blinzelnd die Augen und blickte in Yugyeoms angsterfülltes Gesicht.

Ich blinzelte nochmals, als es mich fröstelte Doch mit dem Gefühl kam schlagartig die Erinnerung.

Ich war doch tatsächlich eingeschlafen. In der Badewanne! So wie sich meine Lunge anfühlte, muss ich auch etwas Wasser geschluckt haben.

Unter mir war ebenfalls alles nass. Ich richtete mich langsam auf, meiner Nacktheit nicht mehr bewusst. Erst als ich mehrere entsetzte Keucher vernahm hob ich den Kopf. Ganz langsam blickte ich zu Yugyeom.
Dieser sah mich noch immer voller Besorgnis an.

Dann wanderte mein Blick nach rechts und ich sah in die Augen von Jin und Namjoon.

Vorher war da Angst und Verzweiflung. Jetzt war da nichts. Ich blickte sie nur an, ohne jegliche Emotion.

Ich war so verdammt müde...

Jin's Mund öffnete sich voller Entsetzen, als er meinen Körper betrachtete. Namjoon der so wie Jin, mich fassungslos betrachtete und nicht realisieren konnte, was er vor sich sah.

Ich wusste was sie so schocken musste.
Die Narben auf meinem Rücken, am Bauch, an den Armen. Einige frisch und andere verheilt, aber noch rot.
"Jimin!", hauchte Jin leise und kam zu mir. Langsam und mit bedachten Schritten, als er sich auf Knie fallen ließ. Sein Gesicht bereits mit Tränen benetzt, die wie kleine Perlen, seinem Gesicht herunter liefen. Er blickte von meinem Körper, zu meinem Gesicht.

"Jimin!", wiederholte er weinend meinen Namen und schluchzte laut auf.
"Es -...es tut mir so Leid!"

Ich sagte nichts. Starrte ihn nur stumm an und überging den leidenden Ausdruck, den mir seine Augen entgegenschrien.
Es war nicht vergleichbar mit dem Leid, das ich durchmachte.
Jin hatte damals zwar immer gesagt, dass ich nicht könnte, was mir vorgeworfen wurde, aber wegen den vorliegenden Beweisen war er hin und her gerissen.

"Wenn ich könnte, würde ich die verdammte Zeit zurück drehen. Oh Jimin! Es tut mir so verdammt Leid!", keuchte er unter Tränen und hob seine Hände.

Nein!

Er wollte mich berühren.
"Nicht anfassen!", hauchte ich und versuchte mich seinen Händen zu entziehen. Er stoppte.

Ich wollte nicht berührt werden, seitdem man mir die Verletzungen zufügte, hatte ich Angst, angefasst zu werden. Nur bei Yugyeom ließ ich es zu, wenn er meine Wunden versorgte.
Zu mehr war ich noch nicht bereit. Ich rutschte umständlich ein paar Zentimeter zurück.

"Jiminie...", flüsterte Jin und ließ seine Hände sinken, als Namjoon ebenfalls näher trat und ebenfalls in die Knie ging.

"Was hat man dir nur angetan?"
Und ehe ich mich versah, sagte ich das was mir seit diesem Ereignis damals ständig in mein Kopf herumschwirrte und mir Kraft raubte.

"Ihr habt mir nicht vertraut.", hauchte ich leise, sah sie weiterhin mit gleichgültigem Ausdruck an. Meine Mimik hatte ich versteinert.

Die Schuld in ihrem Blick war so greifbar, und doch tat es mir nicht Leid. Nicht in diesem Moment. Sie hatten es auch verdient etwas zu leiden. Jedenfalls für eine Weile, bis irgendwann all der Schmerz vorüber geht.

Aber das sollte nicht meine Sorge sein. Jeder ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich. Und wenn sie nun die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekamen, dann war das verdient.

"Mir ist kalt!", hauchte ich und fröstelte. Umschlang mit meinen Armen meinen Oberkörper.

Sofort kam Bewegung in Yugyeom. Dieser hatte ein großes Handtuch in der Hand und legte es um meine Schultern.

"BamBam, mach bitte ein paar Wärmflaschen warm, bereite Tee zu und hole am besten noch etwas Suppe.", sprach Yugyeom zu seinem Liebsten. Dieser machte sich sofort auf den Weg.

"Jin, Namjoon, ihr geht am besten. Was ihr heute gesehen habt, bleibt bei euch! Zu niemanden ein Wort!", wendete sich Yugyeom harsch an die beiden Angesprochenen.

Die beiden knieten immer noch paralysiert auf den Boden und nickten, als Yugyeom mir auf half, raus aus dem Bad brachte.
Langsam dirigierte er mich zum Bett, auf welchem ich mich erschöpft niederließ.
Ich nahm ein paar tiefe Atemzüge.

Hatte das Gefühl immer noch die Blicke der beiden auf mir zu spüren, als ich Jin's leise Stimme hörte.

"Wir kommen wieder."

Dann Schritte, die sich entfernten. Mein Kopf war immer noch gesenkt, und ich
beobachtete den Boden, als mir auffiel, das er nass war. Durch die Kälte meiner Füße bemerkte ich dies gar nicht.

"Yugi! Tut mir Leid, für den Schaden!", entschuldigte ich mich leise und sah langsam zu ihm.
Dieser sah mich ein paar Sekunden lang an und schüttelte den Kopf.

"Scheiß auf den Schaden oder den Belag! Ich bin nur froh, das ich dich schnell retten konnte. Jimin! Ich dachte du... zum Glück war ich rechtzeitig da! Warum hast du das Wasser nicht zugedreht?", redete er aufgeregt auf mich ein und gestikulierte wild mit den Armen.

Als ich nach kurzem Schweigen nicht antwortete, wedelte er fragend mit den Händen, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
"Müde.", kam es knapp von mir.

Tief seufzte er und begann mit einem anderen Handtuch meine Füße zu trocken. Er zog mir schöne flauschige und warme Socken an, dann schnappte er sich einen Longshirt. Das Handtuch um meine Schultern verschwand. Als er meine Arme vorsichtig nahm und mir beim anziehen
half fühlte ich mich kurz wie ein kleines Kind.

Nach dem Longshirt kam ein dicker, kuscheliger Hoddie.
"Schaffst du den Rest allein?", fragte er mich. Ich nickte, stand auf und schlüpfte in eine Boxer und in eine Hose. Während ich dies tat, wischte er den Boden trocken.

Als ich fertig angezogen war ging ich auf ihn zu und wollte helfen.
"Nichts da! Ab ins Bett!", lehnte er augenblicklich ab und drückte mich in die Kissen. Kaum lag ich, kam BamBam mit mehreren Dingen in den Raum. Alles, was Yugyeom aufgetragen hatte.

"So! Die Suppe isst du auf, dann trinkst du den Tee und danach schläfst du etwas! Ab sofort, wirst du das Heim nicht mehr verlassen!", ordnete er streng an und schob die Wärmflaschen zu mir unter die Decke.

„Das ist dein Zimmer Jimin! Wir helfen dir ein neues Leben aufzubauen, doch du musst es endlich zu lassen. Lass dir helfen. Bitte!", am Ende wurde seine Stimme flehend, und er tippelte unruhig mit dem Schuh auf dem Boden herum.

Ganz langsam nickte ich, mehr nicht. Aber nur, weil ich zu müde war um jetzt noch eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Damit gaben sie sich zu Frieden und verließen nacheinander das Zimmer.

Nachdem ich Tee und Suppe gegessen hatte, stellte ich das Tablett auf den Nachttisch. Kuschelte mich in die Decke, genoss die Wärme. Schloss für einen Moment die Augen, dann schlich sich die Situation von eben zurück in meine Gedanken.

"Wir kommen wieder."

Warum?
Was wollten sie hier?
Hatten sie nichts besseres zu tun, als sich um den Ex Freund vom Bruder zu kümmern? Sie sollten sich lieber um ihre eigenen Probleme kümmern.

Ich durfte nicht sofort einknicken, nur weil ich durch sie wider eine Chance bekommen würde. Ein unbeschwertes Leben in der normalen Gesellschaft.

Das wäre falsch! Ich würde mich nicht unter meinem Wert verkaufen. Doch leider waren die Umstände hier teilweise so schlecht, dass es leicht passieren konnte, das man einknickte.

Doch das würde ich nicht zulassen.
Ich musste weiterkämpfen, nur für mich allein.

Mit dieser Entscheidung, überfiel mich langsam die Müdigkeit und schlief ein.


Copper-Curly

The Truth in your Eyes ||•Yoonmin•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt