Kapitel 35

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Ich bin so vertieft in die Programme, das ich nicht merke, wie sie sich neben mir langsam langweilt. Sie hebt ihren Kopf von meiner Schulter und geht mit ihrem Finger über meine aufgeplatzte Hand, ich zucke bei der Berührung, hör auf zu tippen und ziehe die Hand zurück. Sie schaut mich an und dann wieder die Hand. "Es tut mir alles so leid Jake." Ich drehe mich zu ihr um und antworte. "Alisa, hör auf, dich zu entschuldigen." Und tippe weiter.

Sie bleibt eine Weile sitzen und steht dann auf. "Kann ich mich hier ein bisschen umsehen?", fragt sie mich, ich sehe sie an und nicke. Als sie aus dem Raum geht, schaue ich mich im Wohnzimmer um, schließe die Augen und seufze. Es sind so viele Erinnerungen hier, dass es im Herzen wehtut, kopfschüttelnd widme ich mich wieder dem Laptop und ignoriere den Schmerz in meiner Hand.

Ich höre ihre Schritte im ganzen Haus, so ruhig ist das. Dann ist es still und ich höre nichts mehr. Ich denke mir nichts bei und meine Finger gleiten weiter über die Tasten, ich stoppe, stehe auf und gehe in den Flur, aber höre sie nicht.

Ich gehe raus in den Garten und sehe, wie sie auf der Hollywoodschaukel sitzt und einfach löcher in die Luft starrt. Mit Händen in den Hosentaschen nähere ich mich ihr, sie dreht ihren Kopf zu mir und lächelt. "Es ist schön hier... und das Haus erst." Sie zieht mich am Arm zu sich und ich setzte mich neben ihr hin. Schaue zum Himmel hoch und merke, wie sie sich an meine Schulter lehnt. Mein Herz klopft sehr, sobald sie in meiner Nähe ist und ich kann das nicht ignorieren. "Ja ist es. Sie hatte eine Krankheit gehabt..." verwirrt sieht sie mich an.

"Meine Mutter... sie hatte eine Krankheit, an der sie gestorben ist." Rede ich weiter und schaue zum Himmel hoch. "Ich war damals 6, als sie verstarb noch zu klein, um alles zu verstehen, geschweige denn zu realisieren, das ich ab jetzt alleine bin. Klar, ich hatte noch meine Tante und Großeltern, aber sie hassten mich schon als Kind, ich war sozusagen das schwarze Schaf. Meine Mutter war alles für mich..."

Ich höre auf zu reden und Tränen laufen mir die Wange runter, ich wische sie sofort weg und räuspere mich. Alisa sieht mich traurig an und lehnt sich wieder an meine Schulter. "Es ist schwer für mich, über Gefühle zu sprechen oder sie zu zeigen verstehst du..." sage ich und senke den Blick. "Was, ist dann passiert?" Fragt sie mich und sieht mich nicht an. "Ich kam ins Heim. Es gab keine Beerdigung, zumindest wusste ich nichts davon. Na ja, die Zeit im Heim kennst du ja. Nicolai hat mich adoptiert und ganz herzlich aufgenommen."

Ich werde wütend und balle die Fäuste, als ich daran denke. "Er hat mich misshandelt, verprügelt und wie Dreck behandelt, bis ich abgehauen bin. Jakob war der Einzige, der mich so akzeptiert hat wie ich war. Er wusste alles über mich und hat mich immer aufgebaut, als mich Nicolai verprügelt hat. Es gab zwischen uns am Anfang Startschwierigkeiten, aber irgendwann verstanden wir uns gut und wurden Freunde, bis er mich bei Nicolai verpfiffen hat. So wie er mir gesagt hat, aus Angst vor ihm. Ab da hab ich mich von allen extrem abgewendet. Bis du erschienen bist." Bei dem letzten Satz lächle ich und entspanne mich.

Sie sieht mich mit großen Augen an und antwortet. "Das ist ja schrecklich..." dann ändert sich ihr Blick von erschrocken in verwundert. "Woher wusstest du das alles wegen der Beerdigung und so du warst immerhin 6 Jahre alt?" Ich fange an zu lachen, und ich stütze mich mit den Ellenbogen an den Knien ab und sehe sie an. Sie sieht mich immer noch verwundert an.

"Als ich Jakob kennengelernt habe, gingen wir auf dieselbe Schule und waren schon etwas älter. Da hat er mir viel beigebracht übers hacken und ein paar andere Tricks. Es war das erste was ich gemacht habe alles herauszufinden über ihre Krankheit, der Beerdigung, über ihre komplette Familie. Danach fing ich langsam an alles andere zu hacken." antworte ich grinsend.

Sie lehnt sich nach hinten und bewundert den Himmel, ich tue dasselbe. Wir bleiben lange im Garten sitzen und reden über ihre Vergangenheit, über sie selber, über alles, worüber man reden kann. Gegen Abend gehen wir rein, lassen uns eine Kleinigkeit liefern und essen. Ich setzte mich noch mal an den Laptop, während sie sich umzieht und ins Bett geht.

Es vergehen weitere Stunden.

Ich stehe auf, nehme mein Handy und gehe ins Badezimmer. Als ich mich ins Bett lege, schreckt sie hoch. "Alles gut ich bin's." Flüstere ich und ziehe sie zu mir. Ich merke, wie ihre Atmung wieder ruhiger wird und sie einschläft. Ich liege da mit ihr im Arm und kann nicht einschlafen. Ich denke viel über das nach, was alles vorgefallen ist und über mein eigenes Leben irgendwann nicke ich ein.

Plötzlich fängt sie an zu schreien und ich schrecke hoch, packe sie sanft an den Schultern und rüttel sie wach. "Hey. Wach auf, es ist nur ein Traum. Komm schon kleines."

Sie erschreckt sich und sieht mich total verstört an, dann laufen ihr die Tränen die Wange runter. "Jake... Lass nicht zu das sie das wieder tun..." Sie umarmt mich und fängt an zu weinen. Perplex sehe ich sie an und erwidere, die Umarmung. "Es ist alles gut, du bist hier bei mir." Sie legt sich wieder hin und kuschelt sich an mich. Ich atme tief aus und schlafe auch ein.

Ich schrecke total verschlafen hoch, als ich ein Geräusch höre und schaue zur Seite, aber Alisa ist nicht im Bett. Verwirrt sehe ich mich um und realisiere das es schon morgens ist. Dann höre ich wieder ein Geräusch, stehe auf und gehe aus dem Schlafzimmer.

Als ich Richtung Wohnzimmer gehe, sehe ich, das sie auf dem Sofa sitzt und meinen Laptop auf dem Schoß hat mein Blick verändert sich und ich gehe auf sie zu. "Was machst du da!" Sie erschreckt sich und lässt fast den Laptop fallen, ich zucke vor Schreck zusammen und laufe beinahe zu ihr.
"Oh du bist wach? Ich wollte nur was nachschauen." Ohne ein Wort zu sagen nehme ich ihr den Laptop weg und antworte kühl. "Niemand darf meine Sachen anfassen! Niemand nicht einmal du!! Verstanden?"

Ich hasse es, wenn man meine Sachen anfässt. Ich stelle den Laptop auf den Tisch, schaue, ob alles ok ist und wende mich dann seufzend zu ihr. "Was wolltest du nachschauen?" "Eigentlich nur was es so in dieser Umgebung gibt weil wir ja doch schon abseits von der Stadt sind." Ich hebe irritiert eine Augenbraue und sehe sie an.
"Das hätte ich dir auch so gesagt. Wie hast du geschlafen?" Frage ich und setzte mich neben ihr aufs Sofa. Sie seufzt. "Ach nicht so gut, hatte ständig Albträume, aber ich hab gemerkt, dass du mich immer umarmt hast.", lächelt sie und ich laufe rot an.

Sie steht auf und geht in die Küche. Müde lehne ich mich nach hinten und starre an die Decke, plötzlich taucht sie hinter mir auf, beugt sich über mich und ist mit dem Gesicht ganz nah an meinem. Ich sehe sie an, hebe meinen Arm und gehe mit meiner Hand in ihre Haare, dann beugt sie sich weiter vor und küsst mich. In mir kribbelt alles und mein Herz rast als sie mich küsst, ich lege meine Hand an ihren Nacken und küsse sie intensiver.

Danger and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt