Zuflucht

38 0 0
                                    

Seit wir aus dem Krankenhaus raus sind, hat Jake kein einziges Wort gesagt. Er hält seit Stunden verkrampft das Lenkrad fest und konzentriert sich auf die Straße, mein Blick wandert zu seinen Händen und ich kann nicht anders als hinzustarren.

Mittlerweile sind seine Knöchel leicht geschwollen, total blutig und verkrustet. Er hätte es im Krankenhaus kontrollieren lassen sollen, aber stattdessen wollte er das nur ich untersucht werde. Ich sehe ihn von der Seite an und merke erst jetzt, wie hübsch er eigentlich ist, seine zerzausten Haare, das markante Gesicht, diese schönen blauen Augen und die Lippen... Ich werde leicht rot und drehe mich wieder um, sinke tiefer in den Sitz und starre nach vorne. Ich würde gerne etwas sagen, aber traue mich nicht, er ist nicht umsonst so lange still.
Doch dann durchbreche ich die Stille.

"Jake...?" Er dreht sich nicht um oder zuckt nicht einmal mit den Fingern. "Hm?" Antwortet er nur. "Bist du sauer auf mich?" Er zuckt und dreht sich perplex zu mir um. Ich muss echt ein Lachen verkneifen, so wie er mich gerade anguckt. "Wie, kommst du darauf?" Fragt er und richtet seinen Blick wieder nach vorne. Ich senke den Blick und antworte. "Ich weiß nicht...du bist seit wir los sind so merkwürdig still und du musstest wegen mir wieder zurück kommen trotz der Gefahr. Du versuchst unterzutauchen, aber wegen mir geht das nicht, deswegen dachte ich, dass du eventuell sauer auf mich wärst."
Ich sehe im Augenwinkel, wie sich sein Griff um das Lenkrad lockert und er seufzt.

"Sei nicht albern, ich werde immer wegen dir zurückkommen. Mir geht gerade nur sehr viel durch den Kopf und ich muss gegen die Müdigkeit ankämpfen mehr ist da nicht." Ich drehe mich wieder zu ihm um und antworte. "Dann lass mich fahren und du ruhst dich aus! Sag mir, wo genau wir hinfahren und ich mache das schon." Er biegt auf eine Raststätte und hält an, dann dreht er sich zu mir um und sieht mich fragend an. "Mir geht es wirklich gut, keine sorge. Sag mir, wo wir hin wollen und ich fahre weiter!" Wiederhole ich.

Seufzend geht er mit seiner Hand durch seine Haare und erklärt mir, wohin ich fahren soll, wir steigen aus und tauschen unsere Plätze. Als ich losfahre, sehe ich, wie er die Lehne etwas nach hinten drückt und sich nach hinten lehnt. Keine paar Minuten vergehen und er schläft sofort ein. Es ist still im Auto, ich höre nur wie er ruhig ein und aus atmet, sehe paar mal zu ihm rüber anscheinend war er extrem müde. Er hat bestimmt nicht wirklich geschlafen, als die Sache anfing. Ich schiebe die Gedanken beiseite und konzentriere mich auf die Straße.

Als wir ankommen, rüttel ich sanft seine Schulter, er erschreckt sich und springt fast hoch. Verwirrt sieht er mich an und ich nehme meine Hand von seiner Schulter, dann reibt er sich seinen Nacken und entschuldigt sich. Er steigt aus und holt unsere Taschen aus dem Kofferraum, ich beobachte ihn einen Moment im Rückspiegel und steige dann auch aus.
Staunend stehe ich vor dem alten, aber wunderschönem Haus. Er tippt mich an der Schulter und ich zucke zusammen, drehe mich zu ihm um und folge ihm. Als wir rein kommen, bin ich überrascht, es ist sehr gemütlich eingerichtet ein ganz anderer Eindruck als von draußen. Ich drehe mich wieder zu ihm und meine Augen werden größer.

Sein Blick ist traurig und schmerzvoll. Er schaut sich um und unsere Blicke treffen sich. Plötzlich wendet er seinen Blick ab und räuspert sich, schnappt sich wieder unsere Taschen und geht ins Wohnzimmer. Schweigend Folge ich ihm und setzte mich aufs Sofa. Was ist bei ihm passiert, das er bei dem Anblick des Hauses so reagiert? Wie ist seine Mutter gestorben und wem gehört das Haus??? Fragen, die ich ihm ungern stellen will, aber ich würde schon gerne wissen, was vorgefallen ist.

"Alisa?" Er kommt zu mir und ich springe vom Sofa hoch. Er sieht mich fragend an und neigt sein Kopf zur Seite. "Alles in Ordnung?" Ich nicke heftig. Er hebt eine Augenbraue hoch und lächelt. "Ok. Dann komm ich zeige dir das Haus." Ich gehe neben ihm her und schaue oft zu ihm, als er mir die Räume zeigt. Es gibt nicht viele, aber die sind sehr schön eingerichtet. Mein Blick bleibt wieder an ihm haften und ich kann erkennen, dass es ihm unangenehm ist, hier zu sein.

"Du, beobachtest mich wieder." sagt er seufzend. "Oh, kommt nicht wieder vor." "Na schön. Du willst wissen, wem das Haus gehört und wieso ausgerechnet das Haus. Hab ich recht?" "Ja schon, aber wenn du es nicht sagen willst, ist das auch ok." Antworte ich verlegen. Er zögert und erzählt dann. "Ja ähm... also. Das Haus hat früher meiner Mutter gehört. Wir haben damals hier gewohnt bis sie..." er hält inne, schaut sich um und redet weiter. "Bis sie gestorben ist und ich ins Heim kam. Einige Zeit stand es leer. Als ich von Nicolai abgehauen bin und mich versteckt habe, fing ich an, das Haus zu beobachten und fand heraus, das meine Tante angefangen hat, es zu vermieten, bis ich sie dann mit falscher Identität kontaktiert habe und es abgekauft habe, ohne das sie überhaupt wusste, dass ich es bin. Es war nicht leicht, sie zu kontaktieren, nachdem wie sie zu mir war, ich wusste damals schon, dass ich eine Art Sicherheit brauchen werde, aber ich bin überrascht, dass es so schnell sein wird."

Er sieht mich an und geht an mir vorbei.
Ich habe ein Kloß im Hals, als ich ihm hinterher gucke und stehe wie versteinert da. Er dreht sich zu mir und winkt mich zu sich. "Wie... wie ist deine Mutter gestorben? Wenn ich fragen darf." Frage ich vorsichtig und gehe zu ihm.

Er schweigt.

"Es tut mir leid, ich wollte nicht so aufdringlich sein.", sage ich und will seine Hand nehmen, doch er zieht sie langsam zurück. "Ich, kann darüber nicht reden Alisa..." nickend setzte ich mich aufs Sofa und stelle keine Fragen mehr. Er nimmt die Taschen und bringt die ins Schlafzimmer, ist paar Minuten weg, kommt wieder ins Wohnzimmer und setzt sich zu mir. "Ich würde mich jetzt gerne aufs Ohr hauen für paar Stunden, wenn es für dich ok ist. Du kannst ruhig mit mir im Bett schlafen.", sagt er, und ich laufe rot an bei dem Gedanken, dann redet er weiter. "Keine Angst, ich fasse dich nicht an." Steht auf und geht ins Schlafzimmer. Ich sitzte ein paar Minuten auf dem Sofa, stehe auf und gehe auch ins Bett. Er zieht mich zu sich und ich höre nur, wie seine Atmung langsamer wird und schlafe ein.

Am späten Morgen wache ich auf und sehe, dass er nicht im Bett ist. Verwirrt setzte ich mich hin und schaue mich im Zimmer um.

Danger and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt