Kapitel 35

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"Es scheint noch nicht allzu hell zu sein, also können wir ja noch etwas schlafen", nuschelt Jack in meinen Nacken und zieht mich mit seinem Arm näher an den trainierten Oberkörper. Was passiert hier gerade?

Verwirrt versuche ich mich aus seinen Fängen zu befreien und setze mich aufrecht hin. "Wieso liegen wir zusammen in einem Bett? Ich mein, hatten wir ehm du weißt schon?", plapper ich aufgeregt los. Ich kann spüren, wie mein Puls immer mehr ansteigt.

"Kannst du dich nicht mehr an gestern erinnern?". Oh Gott. War das gerade wie eine Bestätigung? Wie kann man sein erstes Mal vergessen? Verdammt.
Entgeistert sehe ich ihn an und schüttel langsam den Kopf.

Jack beißt sich auf die Unterlippe und scheint seine nächsten Worte mehrmals zu überdenken. Jetzt richtet er sich ebenfalls auf und greift vorsichtig meine Hand.
"Du warst gestern mit Maddy feiern", beginnt Jack seinen Satz, aber unterbricht, um meine Reaktion deuten zu können. Ich nicke entschlossen und fordere ihm auf, endlich mit der ganzen Wahrheit rauszurücken.

"Ihr müsst euch getrennt haben, denn sonst wäre so etwas nie geschehen. Ich habe gesehen, wie ein Mann eine junge Frau in eine kleine dunkle Gasse trägt und bin sofort hinterher. Ich sah, wie er sie knebelte und sich dann die Hose ausziehen wollte. Unbemerkt bin ich auf die beiden zu geschlichen und habe ihn fürs erste ausgeschaltet. Dann blickte ich in dein Gesicht und mein Herz machte für einen Moment einen Aussetzer".

Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. Das kann doch nicht wahr sein. Daran würde ich mich doch erinnern. Ich kann meinen Puls spüren, der schon förmlich zu explodieren scheint.

"Der Mann ehm... war Bryce", murmelt er und sieht mich bemitleidend an. Was? Ich bemerke gar nicht, wie mir mein Kiefer nach unten klappt. Ich versuche in Gedanken die einzelnen Puzzelzeile zusammen zu fügen, aber keine Chance. Die Geschichte macht für mich keinen Sinn. Wieso sollte Bryce so etwas tun?

In mir herrscht gerade ein Chaos an den verschiedensten Gefühlen. Meine Augen füllen sich mit Wasser und kaum ein paar Sekunden später fließen vereinzelt Tränen über meine Wangen, welche darauf eine brennende Spur hinterlassen. Ohne zu zögern kommt Jack näher zu mir und schließt mich fest in seine Arme.

Mein Gesicht vergrabe ich in seiner Schulter und weine eine Zeit lang vor mich hin. Ich spüre gerade keinen Schmerz. Nein. Nur eine unendlich große Leere.
Tausende Frage schwirren in meinem Kopf umher. Wie konnte es nur so weit kommen?

𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt