𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒

Kapitel 74

Erwartungsvoll sehen mich alle an. Ich hätte ja wissen können, was auf mich zu kommt. "Bitte", fleht Maddy mich an und wirft mir einem bettelnden Blick zu. Ich pruste die Luft aus meinen Lungen und schiebe mich mit meinem Stuhl nach hinten.

Was soll ich überhaupt sagen? Unsicher entferne ich mich von meinem Freunden und gehe auf den Tisch zu, an dem das Mädchen sitzt und gerade mit dem Essen begonnen hat.

Sie sieht mich kurz an, doch senkt ihren Blick sofort wieder. Dann scheint Alison zu bemerken, dass ich auf sie zugehe und starrt mich überfordert an. Wahrscheinlich rechnet das Mädchen jetzt damit, dass ich eine aus diesen typischen Gruppen bin, welche nur über andere lästern können und ich jetzt eine riesen Predigt halten werde, von wegen, sie solle sich nichts einbilden oder so.

Alison bewegt sich keinen Zentimeter. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig. "Hey ehm, ich bin Joulie, du bist neu hier oder?", beginne ich das Gespräch. Nicht gerade geschickt muss ich zugeben. Du bist neu hier oder? Natürlich ist sie das. Was für eine dämliche Frage.

"Ehh ja, ich bin in den Ferien hierher gezogen", meint mein Gegenüber unsicher. Wenigstens war das eine normale Antwort. Sie hat mich schon einmal nicht aufgefordert, einfach zu gehen oder mich ignoriert. Das ist doch ein Anfang.

"Wir haben noch einen Platz frei, hast du vielleicht Lust, dich zu uns zu setzen?", frage ich. Ihre Lippen formen sich zu einem kleinen Lächeln. Das werte ich als ein ja. Ich nehme Alisons Rucksack, während sie ihr Essen zusammen packt und schon gehen wir zurück zu unserem Tisch.

Ich spüre einen stechenden Blick, welcher sich von hinten in meinen Rücken bohrt. Ich drehe mich zu allen Seiten um und sehe direkt in Jacks Augen. Dieser sitzt bei seinen Freunden und ist komplett auf mich fokussiert.

Ein ungutes Gefühl durchfährt meinem ganzen Körper, welchen er so mustert.
Als wir an unseren Platz ankommen, lächelt uns Maddy freundlich an. Wir setzen uns hin und sofort fängt meine Freundin an Alison auszufragen. Über alles Mögliche. Wie wie alt sie ist. Ob sie Geschwister hat. Seit wann sie hier wohnt. Ob sie schon Freunde gefunden hat.
Maddy redet wie ein Wasserfall und hört erst auf, als der Schulgong ertönt.

"Hey, ich veranstalte heute Abend eine kleine Party. Nichts Besonderes, aber meine Eltern sind heute nicht da. Habt ihr Lust zu kommen?", fragt Alison uns. Da morgen früh wieder Schule ist, will ich eigentlich gerade ablehnen, aber Maddy kommt mir zu vor.

"Ja, natürlich kommen wir. Ich geb dir gleich mal meine Nummer, dann kannst du mir noch die Adresse schicken", meint meine Freundin. Grinsend verdrehe ich meine Augen. Das wars dann wohl mit einer erholsamen Nacht.