Kapitel 57

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"Bis dahin sind es noch viele Monate. Wir leben im Hier und Jetzt, da sollten wir uns darum vielleicht noch keine Gedanken machen. Außerdem kam dir die letzte Nacht denn so vor, als würde ich dich nicht mögen?", frage ich neugierig.

Kurz zögert er, doch schüttelt dann seinen Kopf. "Nein, eigentlich nicht", murmelt Jack leise.
"Na eben. Ich weiß, dass es nicht richtig ist, so etwas hinter dem Rücken seines Freundes zu tun, aber hätte es sich nicht richtig angefühlt, hätte ich nicht bei dir übernachtet oder die Kette angenommen", spreche ich wieder und ziehe das Schmuckstück nach oben, welches von meinem Oberteil verdeckt wurde.

Ein kaum bemerkbares Lächeln huscht über seine Lippen und sofort verändert sich der Ausdruck in seinen Augen. "Versprichst du mir, dass zwischen euch eigentlich nichts mehr läuft?", fragt Jack mich nachdenklich. Eifrig nicke ich und reiche ihm meine Hand. "Kleiner Finger Schwur", grinse ich nur. Nun muss auch er lachen, doch erwidert meine Geste.

Seine Augen fangen an, mich von oben bis unten zu mustern, doch schon nach ein paar Sekunden wirken sie entsetzt. "Wieso bist du denn so nass?", will mein Gegenüber wissen. Irgendwie eine ziemlich dumme Frage. Hat er wirklich vergessen, dass es gerade noch in Strömen geregnet hat? Allerdings scheint Jack gerade selbst klar zu werden, dass er sich das auch allein hätte beantworten können.

"Na ja, es hat gerade angefangen zu regnen, als ich dich gesucht habe", murmel ich. "Du hättest sofort nach Hause gehen sollen. So durchnässt wie du bist, erkältest du dich bestimmt noch", meint er und nimmt meinen Arm, um mich hinter sich herzuziehen.

Bevor wir das Gelände verlassen, werfe ich noch einmal einen letzten Blick über meine Schulter und sehe zu der Gruppe, welche uns verwirrt hinterher starrt.
Jack läuft eifrig die Straße entlang, mich im Schlepptau. "Nicht so schnell. Ich stolper noch!", fordere ich ihn auf und sofort bleibt er stehen.

Endlich laufen wir gemütlich nebeneinander her. Jack sieht sich kurz um und genau als ich fragen wollte, was er denn nun schon wieder hat, greift der Junge nach meiner Hand.
Immer wieder aufs Neue bin ich verwundert, wie süß und lieb Jack doch ist.

Wir sehen uns lächelnd an, doch dann verwandelt sich sein Gesichtsausdruck. Hat er einen Geist gesehen?
"Joulie, deine Lippen sind ganz blau", meint er erschrocken und beschleunigt seine Schritte sofort wieder. Allerdings bleibt er nach ein paar Metern stehen, kommt mir näher und hebt mich plötzlich hoch.

Überrascht quicke ich leise und lege meine Arme um ihn, damit ich nicht runterfallen kann.
"Was, wenn uns jemand sieht Jack?!", frage ich, eher wenig begeistert von dieser Aktion. "Ist doch egal. Sie werden sich denken, dass wir wie echte Geschwister wirken und außerdem musst du schleunigst unter eine heiße Dusche", entgegnet er mir.

𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt